Der Fehler im System

Von Stefan Rommel/Christian Bernhard
Fabio Grosso zieht ab und der Ball geht ins Tor: Die Entscheidung im WM-Halbfinale 2006
© Getty

Vor gut vier Jahren war Italien noch Weltmeister - jetzt rennen die Azzurri der Weltspitze hinterher. Wie konnte es so weit kommen? Ein Vergleich mit Deutschland und die Erkenntnisse.

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Als sich die Wege von Deutschland und Italien an jenem denkwürdigen 4. Juli 2006 zuletzt gekreuzt haben, stand die Squadra Azzurra nur wenige Tage vor dem größten Triumph überhaupt und der Vollendung einer Ära - während Deutschland auf dem Weg in eine neue Zeitrechnung jäh unterbrochen wurde.

Seitdem ist allerdings auf beiden Seiten sehr viel passiert, die Formkurven beider Nationen gingen bis zum Spiel am heutigen Mittwoch in Dortmund (ab 20.30 Uhr im LIVE-TICKER) einen entgegengesetzten Weg.

Jetzt sind es die Italiener, die die Lücke zu den großen Nationen schließen müssen - gerade einmal gut vier Jahre nach dem WM-Titel. Aber wie konnte es überhaupt so weit kommen? Und wo liegen die Fehler im System Italia und wo die Vorteile bei den Deutschen? Eine Analyse.

Die grundsätzliche Spielausrichtung

Italien: Cesare Prandelli stand in seiner Zeit als Fiorentina-Coach für ein attraktives Offensivspiel - und will das auch bei den Azzurri umsetzen. "Mein Objektiv für die Zukunft bleibt ein offensives System - ein Spektakel, das sich die Leute voller Enthusiasmus im Stadion anschauen möchten. Wir besitzen ja Spieler wie beispielsweise Antonio Cassano oder Mario Balotelli mit der Qualität dazu", sagt der Nationaltrainer.

Zu Beginn seiner Amtsperiode wollte Prandelli auf offensive Flügelspieler setzen, doch mangels Alternativen hat er sein System umgestellt. "Momentan habe ich keine Flügelspieler zu Verfügung, deshalb baue ich auf ein technisch starkes Mittelfeld. Ich setze auf Spieler, die zwischen den Linien agieren können, so wie Mauri, Diamanti, Cossu oder Giovinco." Die Azzurri setzen also auf das momentane System von Inter Mailand, ein 4-3-1-2.

Langfristig möchte Prandelli noch offensiver agieren: "Momentan ist die Lösung mit einem Spielmacher die beste, in Zukunft möchte ich aber mit drei Spitzen spielen." Zuversichtlich ist er auf jeden Fall: "Das ist bereits meine Mannschaft. Ich spüre, dass der Geist entsteht, mit dem wir unsere technischen Defizite überbrücken können."

Deutschland: Die DFB-Elf hat sich in den letzten Jahren vom klassischen 4-4-2 wegbewegt und fand bei nach EM 2008 seine neue Liebe 4-2-3-1. Verfestigt wurde diese noch offensivere Ausrichtung durch die Installation Mesut Özils als klassischem Regisseur.

Er ist der zentrale Punkt im System. Dazu kommt die grundsätzlich offensivere Aufstellung der Doppel-Sechs, von wo aus entweder Sami Khedira oder Bastian Schweinsteiger mit in die Räume in der Offensive laufen.

Löw hat sein Grundgerüst längst gefunden und bastelt jetzt an Alternativen, die ihm aus der Liga in den Kader gespült werden, wie Mats Hummels oder Mario Götze, die auf entscheidenden Position in der Innenverteidigung beziehungsweise im zentralen offensiven Mittelfeld Druck auf die Etablierten machen.

Deutschland befindet sich quasi in der Feinjustierung, während im Vergleich dazu die Italiener von Grund auf neu gestalten und umbauen müssen - inhaltlich und personell.

Die Trainer

Der personelle Umbruch

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