Zwanziger bleibt DFB-Boss - Kempter der Streitfall

SID
Theo Zwanziger (r.) wird zur Wiederwahl als DFB-Präsident antreten
© Getty

Theo Zwanziger bleibt DFB-Präsident, Michael Kempter der große Streitfall. Während Zwanziger auf der Sitzung des DFB-Präsidiums am Freitag seine erneute Kandidatur bekannt gab, sorgte die Ansetzung des in die unappetitliche Schiedsrichter-Affäre verwickelten Kempter für das Drittliga-Spiel zwischen dem SV Sandhausen und Kickers Offenbach für Zündstoff.

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"Man muss fragen, wer mit Kempter unter einer Decke steckt, wenn der mit solcher Gewalt geschützt werden muss. Jetzt zeigt sich, ob die Präsidiumsmitglieder nur Marionetten des Präsidenten und des Herrn Fandel sind", sagte der ehemalige Schiedsrichterbeobachter Manfred Amerell, der von Kempter und drei weiteren Referees der sexuellen Nötigung bezichtigt wird.

Amerell fordert von seinem früheren Zögling Kempter wegen angeblicher Verleumdungen Schadensersatz in Höhe von 150.000 Euro, der DFB soll die Ansprüche bis spätestens 2. August anerkennen.

Die 19 Präsidiumsmitglieder des Verbandes mussten auf Antrag von Amerells Anwalt Jürgen Langer bei der Sitzung einzeln diese Frage bewerten. Dass der DFB die Ansprüche für rechtens hält, scheint ausgeschlossen.

Streitthema am Freitag bei der Präsidiumssitzung war aber vor allem die schnelle Ansetzung von Kempter für das Drittliga-Spiel in Sandhausen.

Hocke wirft Fandel Alleingang vor

Nach Angaben des DFB-Vizepräsidenten Rolf Hocke hatte das höchste Gremium des Verbandes bei der WM in Südafrika noch beschlossen, dass Kempter vorerst noch nicht nominiert werden solle. Offenbar stellen einige Präsidiumsmitglieder die Glaubwürdigkeit von Kempter infrage.

"Ich bin überrascht, dass Kempter schon für diesen Samstag nominiert ist. In Pretoria haben wir die Schiedsrichterlisten für die erste, zweite und dritte Liga abgesegnet - mit ausdrücklicher Ausnahme der Person Kempter. Weil wir gesagt haben, wir wollen uns erst ein umfassendes Bild zur Sache von Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel geben lassen", sagte Hocke der "Süddeutschen Zeitung".

Hocke wirft Fandel vor, mit der Nominierung Kempters einen Alleingang getätigt zu haben. "Mit Fandel war klar vereinbart: Kempter wird ausgeklammert, und es wird erst entschieden, wenn wir Fandel gehört haben." Hocke will vor allem geklärt haben, warum Amerell ungeachtet seines Rücktritts aus dem DFB anschließend nicht noch einmal zu seinem Verhältnis zu Kempter angehört wurde.

"Ich werde zu einer Wiederwahl antreten"

Trotz der Kritik an seiner Amtsführung im vergangenen halben Jahr wird Zwanziger auf dem DFB-Bundestag Ende Oktober aber für eine weitere Amtszeit bis 2013 kandidieren.

"Mein Meinungsbildungsprozess ist abgeschlossen. Ich habe viele, sehr ernsthafte Gespräche geführt und kann dem Präsidium mitteilen, dass ich zu einer Wiederwahl antreten werde", sagte Zwanziger der "Bild-Zeitung".

Zwanziger hatte zuletzt auch vor dem Hintergrund heftiger Kritik an seiner Person mehrmals von Amtsmüdigkeit gesprochen und damit zwischenzeitlich für Zweifel an einer erneuten Kandidatur gesorgt.

Am Donnerstag hatte der DFB-Boss jedoch schon angedeutet, den größten Sport-Fachverband der Welt weiter als Präsident führen zu wollen.

Vertragsverlängerung von Löw entscheidend

Die gelungene Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Joachim Löw hat den entscheidenden Ausschlag für eine weitere Kandidatur von Theo Zwanziger als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes gegeben. Das erklärte der 65 Jahre alte Jurist nach der rund dreistündigen DFB-Präsidiumssitzung am Freitag.

"Das Verhalten des Bundestrainers hat mir gezeigt, dass mein Vertrauen in Joachim Löw gerechtfertigt war. Auf dieser Basis können wir weiterhin erfolgreich zusammenarbeiten", sagte Zwanziger, der sich auf dem DFB-Bundestag am 21. und 22. Oktober in Essen ohne Gegenkandidat zur Wiederwahl stellen wird.

Löw begrüßte die Kandidatur von Zwanziger. "Ich freue mich auf die weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit. Sein gesellschaftspolitisches Engagement kommt auch unserer Nationalmannschaft zugute. Der Präsident hat uns immer den Rücken gestärkt. Gemeinsam wollen wir unseren Erfolgsweg fortsetzen", sagte der Bundestrainer.

Löw und Bierhoff begrüßen erneute Kandidatur

Auch Teammanager Oliver Bierhoff reagierte erfreut: "Es ist eine gute Nachricht, dass sich Dr. Zwanziger wieder als DFB-Präsident zur Wahl stellt."

In den vergangenen sechs Jahren habe dieser für alle Wünsche der Nationalmannschaft stets ein offenes Ohr und damit maßgeblichen Anteil an der positiven Entwicklung des Teams gehabt. "Viele neue Ideen hat er unterstützt und dabei wichtige Weichen gestellt", sagte Bierhoff.

Gesellschaftliches Engagement soll weiter etabliert werden

Neben seinen Kernaufgaben im sportlichen Bereich sieht der DFB-Präsident künftig eine zentrale Zielsetzung darin, dass von ihm in den vergangenen Jahren forcierte gesellschaftliche Engagement des Verbandes nachhaltig zu etablieren.

"Die hohe Identifikation der Menschen mit dem Fußball muss für uns Verpflichtung und Auftrag sein, soziale Verantwortung wahrzunehmen. Integration, Prävention, Gleichberechtigung, Umweltschutz, all diese Themenfelder werden auch für den Verband immer wichtiger. Auf dem kommenden Bundestag werden wir ein erstes Nachhaltigkeitskonzept vorstellen, dessen konsequente Umsetzung ein zentrales Anliegen von mir sein wird", sagte Zwanziger.

Theo Zwanziger stellt sich zur Wiederwahl