Löw: Frist für erkrankten Enke

SID
Joachim Löw begann seine Trainerkarriere in der D-Jugend des FC Winterthur
© Getty

Mit einer Frist für Robert Enke und großem Respekt vor dem Kunstrasen in Moskau hat Bundestrainer Joachim Löw vier Wochen vor dem Finale der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Russland den Countdown in der WM-Qualifikation eingeläutet.

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"Ob er spielen wird, hängt davon ab, wie er sich fühlt, wann er wieder ins Training einsteigen kann. Wenn er erst eine Woche vor der Abreise nach Russland das Training aufnimmt, wird er in Moskau eher nicht spielen", sagte der 49-Jährige dem "kicker".

Zugleich erhöhte er damit den Druck auf den derzeit erkrankten Schlussmann von Hannover 96: "Denn um optimale Leistung bringen zu können, braucht man neben körperlicher Fitness auch den Rhythmus regelmäßiger Einsätze."

Damit wird der Kampf um die Nummer eins im deutschen Tor für Enke ein Wettlauf mit der Zeit. Sollte beim Spiel in Russland am 10. Oktober erneut Rene Adler den Vorzug vor Enke erhalten, hätte der Leverkusener beste Aussichten, auch bei der WM 2010 das deutsche Tor zu hüten.

Ergebnisse von Enke-Untersuchung am Dienstag

Die Ergebnisse von Enkes Blutuntersuchung im Hamburger Tropeninstitut werden am Dienstag erwartet. Wer in den abschließenden beiden WM-Qualifikationsspielen das deutsche Tor hüten wird, bleibt damit vorerst weiter offen.

Der krankheitsbedingte Ausfall von Enke und die starken Leistungen von Adler gegen Südafrika (2:0) und Aserbaidschan (4:0) haben Löw offenbar zum Nachdenken gebracht. Hannovers Schlussmann Enke war ursprünglich für die Spiele in Russland und gegen Finnland gesetzt, nun hängt dessen Einsatzgarantie aber von der Entwicklung der kommenden Wochen ab.

Doch Löw, der in Russland wohl wieder auf ein System mit drei defensiven Mittelfeldspielern setzt, bereitet nicht nur die offene T-Frage sorgen. Auch die Tatsache, dass die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Moskau erstmals in ihrer Historie auf Kunstrasen antreten muss, bereitet dem Bundestrainer Kopfzerbrechen.

Löw: "Komplett anderes Spiel auf Kunstrasen"

"Im Grunde genommen entsteht auf Kunstrasen ein komplett anderes Spiel. Die Bälle springen anders, es entwickeln sich ungewohnte Situationen. Weil wir alle wenig Erfahrung mit Kunstrasen haben, muss ich noch herausfinden, wie man sich am schnellsten darauf einstellt", sagte Löw.

Der Vize-Europameister wird sich in der Woche vor dem Spiel bei Verfolger Russland intensiv beim FSV Mainz 05 auf das vermeintliche Endspiel in der WM-Qualifikationsgruppe 4 vorbereiten. Die Mainzer haben einen Kunstrasenplatz, dessen Material exakt dem des Untergrundes im Moskauer Luschniki-Stadion gleicht.

"Für uns ist ein Spiel auf Kunstrasen sicher ungewohnt. Aber die Anlage in Mainz bietet uns optimale Bedingungen", sagte Löw, der sich zudem mit dem ehemaligen Schalker und Berliner Bundesliga-Trainer Huub Stevens in Verbindung setzen will, "der mit Red Bull Salzburg ja permanent auf Kunstrasen spielt".

Vogts: "Deutschland wird sich qualifizieren"

Derweil kann der ehemalige Bundestrainer und jetzige Coach von Deutschlands WM-Qualifikationsgegner Aserbaidschan, Berti Vogts, die Aufregung um das erste Spiel einer DFB-Auswahl auf Kunstrasen nicht nachvollziehen.

"Deutschland ist der Topfavorit und wird sich qualifizieren. Man darf nur nicht nach Entschuldigungen suchen, nur weil man auf Kunstrasen spielt. Das ist Quatsch", sagte Vogts, der am letzten Spieltag mit seiner Mannschaft auf Russland trifft, während das DFB-Team am 14. Oktober in Hamburg gegen Finnland bestehen muss.

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