2:0! Wolfsburger Sensation gegen Real

Ricardo Rodriguez schoss den VfL per Elfmeter in Führung
© getty

Der VfL Wolfsburg hat das Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid mit 2:0 (2:0) gewonnen. Bei seiner ersten Viertelfinal-Teilnahme in der Champions League überhaupt hat sich der VfL damit eine sehr gute Ausgangsposition für das Rückspiel erarbeitet. Es war das erste Mal, dass die beiden Klubs in einem Pflichtspiel aufeinander trafen.

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Vor 26.400 Zuschauern in der ausverkauften Volkswagen Arena schoss Ricardo Rodriguez den VfL in der 18. Minute per Foulelfmeter in Führung. Nur wenige Minuten später erhöhte Maximilian Arnold auf 2:0 (25.). Es war der früheste Zwei-Tore-Rückstand für Real in einem K.o.-Runden-Spiel in der Champions League.

Real-Keeper Keylor Navas musste in seinem neunten CL-Spiel erstmals überhaupt hinter sich greifen. Wolfsburg gewann in dieser Saison alle seine fünf Heimspiele in der Königsklasse. Für Real dagegen war es die erste CL-Pleite seit der Halbfinal-Niederlage gegen Juventus (1:2) in der letzte Saison.

Mit seinem 124. Champions-League-Spiel zog Cristiano Ronaldo mit Paul Scholes gleich und teilt sich mit seinem ehemaligen Teamkollegen nun Rang sechs der Spieler mit den meisten CL-Einsätzen. Das Rückspiel findet am kommenden Dienstag im Estadio Santiago Bernabeu statt.

Die Reaktionen

Dieter Hecking (Trainer Wolfsburg): "Man muss so viel Energie ins Spiel bringen, wenn man gegen so eine Top-Mannschaft gewinnen will. Wenn uns Madrid die Tür aufmacht, dann müssen wir durchgehen. Der Kontakt war da, dann ist es ein klarer Elfmeter. Wir hatten zudem mit Henrique eine Waffe im Spiel, die Real nicht auf der Rechnung hatte."

Zinedine Zidane (Trainer Real Madrid): "In der ersten Halbzeit hatten wir große Schwierigkeiten, die zweite Halbzeit war besser, aber es hat nicht gereicht. Im Rückspiel haben wir aber die Chance, es wiedergutzumachen. Wir glauben auf jeden Fall daran und werden uns nicht verrückt machen lassen."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Hecking baut sein Team im Vergleich zum 0:3 in Leverkusen auf drei Positionen um. Für Kruse, Träsch und Knoche (alle auf der Bank) spielen Bruno Henrique, Luiz Gustavo und Naldo. Bruno Henrique feiert sein Europapokaldebüt und steht zudem in seinem sechsten Pflichtspiel für Wolfsburg erstmals in der Startelf.

Zidane dagegen nimmt in seinem ersten Auftritt auf deutschem Boden seit dem WM-Finale 2006 im Vergleich zum 2:1-Sieg im Clasico beim FC Barcelona nur eine Änderung vor: Für Carvajal (Bank) spielt Danilo.

2.: Nach 72 Sekunden schlägt es bereits ein: Benzema steckt auf Ronaldo durch, der frei vor Benaglio vollstreckt. Die Fahne ist jedoch oben, der Treffer zählt nicht. Ganz knappe Kiste, die Entscheidung ist aber korrekt.

4.: Bale wird im Strafraum angespielt und nimmt den Ball im Lauf an. Gustavo kommt robust von der Seite und haut sich sehr entschlossen in den Zweikampf. Bale geht ob der Wucht des Aufeinandertreffens zu Boden. Der VfL hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn es Elfmeter gegeben hätte.

14.: Es geht hin und her! Benzema ist auf einmal völlig blank im Eins-gegen-eins mit Dante. Der Brasilianer setzt sich auf den Hosenboden, Benzema kann aus elf Metern frei schießen. Benaglio hält weltklasse! Ronaldo meckert, denn der war direkt neben Benzema mitgelaufen.

18., 1:0, Rodriguez (FE): Strafstoß für Wolfsburg! Casemiro trifft Schürrle nach einem Rückpass von der Grundlinie leicht hinten an der Ferse, der Weltmeister fällt. Rodriguez tritt an, verzögert leicht und überwindet Navas links halbhoch.

25., 2:0, Arnold: Wahnsinn! Henrique steht am langen Pfosten im Strafraum völlig blank, bekommt den öffnenden Pass von Draxler und hat Zeit, den Ball anschließend flach in die Mitte zu spielen. Arnold schaltet am schnellsten, geht viel entschlossener zum Ball als Ramos und drückt die Kugel aus kurzer Distanz über die Linie.

34.: Wieder wird Henrique rechts freigespielt. Der Startelf-Debütant lupft den Ball sehenswert über Marcelo in den Strafraum auf Draxler, der aus spitzem Winkel mit dem Rücken zum Tor direkt abzieht. Knapp rechts am Tor vorbei!

41.: Benzema hatte sich früh im Spiel ohne Einwirken eines Gegenspielers am Oberschenkel verletzt. Jetzt ist endgültig Schluss für den Franzosen. Jese ersetzt ihn.

68.: Der VfL kontert nach einer Ecke der Madrilenen über links, der nimmermüde Bruno Henrique beweist Auge und sieht rechts am Strafraum Schürrle. Der Angreifer nimmt die Kugel kurz an und hämmert drauf, der Ball zischt hauchzart über den Querbalken.

69.: Die Emotionen kochen hoch. Arnold lässt sich auf ein Spielchen mit Marcelo ein, sieht dafür Gelb. Bale mischt sich vehement ein, schubst Arnold weg. Auch der Waliser wird verwarnt. Ein Kopfstoß und ein Tritt von Marcelo in Arnolds Bauch werden dagegen nicht geahndet, dieser ist dem Schiedsrichter offenbar entgegen. Großes Glück für Real!

73.: Ronaldo schleicht sich rechts im Strafraum von seinen Bewachern davon, kommt frei vor Benaglio aus spitzem Winkel zum Abschluss. Der Keeper sprintet aus seinem Kasten, taucht ab und lenkt die Kugel per Fuß zur Seite ab.

Fazit: Hochverdienter VfL-Sieg. Die Wölfe überraschten Real mit einer mutigen, aber sehr disziplinierten Grundordnung und hatten mit Draxler, Arnold und Henrique die an diesem Abend besseren Einzelspieler in der Offensive.

Der Star des Spiels: Bruno Henrique. Durfte erstmals in einem Pflichtspiel von Beginn an ran und zeigte ausgerechnet gegen Real ein bärenstarkes Spiel. Überlief Marcelo mehrmals, bereitete das 2:0 vor und ging enorm viele Wege in höchstem Tempo.

Der Flop des Spiels: Danilo. Kam gar nicht klar auf seiner rechten Seite, wirkte in der Rückwärtsbewegung oft sogar überhaupt nicht fit. Sah kein Land in den Eins-gegen-eins-Situationen gegen Draxler, Schürrle und Arnold, immer wieder musste Bale im Sprint nach hinten, um hinter Danilo zu verteidigen. Auch nach vorne mit nur sehr wenigen Akzenten. Ebenfalls schwach: Sergio Ramos.

Der Schiedsrichter: Gianluca Rocchi (Italien). Hatte einige knifflige Entscheidungen zu treffen. Lag richtig bei der Abseits-Entscheidung gegen Ronaldo (2.), verschonte den VfL in der Anfangsphase aber mit dem Elfmeterpfiff, als Gustavo Bale eigentlich regelwidrig von den Beinen holte (4.). Hätte Marcelos Tätlichkeit gegen Arnold aber ahnden müssen (70.).

Das fiel auf:

  • Real stellte sich schon beim Anstoß in der deutlich erkennbaren 4-1-2-3-Grundordnung auf, die auf im Spiel weitestgehend beibehalten wurde. Casemiro spielte dabei den Sechser-Part hinter den etwas offensiveren Achtern Kroos und Modric.
  • Der VfL orientierte sich mit und ohne Ball von der ersten Minute an nach vorne. Kam Real in Ballbesitz stellte sich die Wolfsburger Mannschaft im 4-5-1 auf mit Schürrle an vorderster Front etwa auf Höhe der Mittellinie. Die Wolfsburger Ketten waren extrem eng beieinander, sodass auch die Vierer-Abwehrkette sehr hoch stand. Das ging häufig gut auf, weil man Real in vielen Phasen weit vom eigenen Tor fern hielt.
  • Wenn die Königlichen an und in den Strafraum kamen, dann immer wieder durch schnelles Spiel über die Flügel. Wie so häufig wechselten Bale und Ronaldo sehr häufig die Seiten und provozierten dadurch für kurze Momente Unordnung in der VfL-Abwehr, weil die Gegenspieler immer wieder übergeben werden mussten. Vor allem Bale war sehr umtriebig.
  • Real hatte ganz große Probleme im Umschalten nach hinten. Über außen bekam der VfL viel zu viel Platz zum Kontern und somit immer wieder sehr gute Abschlussmöglichkeiten. Speziell die Außenverteidiger Marcelo und Danilo verteidigten gegen Draxler und Henrique schlampig und standen oftmals denkbar schlecht zu Ball und Gegner. Das, was die Königlichen gegen Barca so gut machten (sich zu zwei engen Linien zu formieren), ließen sie in der Volkswagen Arena - vermutlich ob der vermeintlich leichten Aufgabe - schleifen.
  • Wie schon gegen Barca sah man auch: Real stellte sich selbst vor einige Probleme und schaffte es oft nicht, Verbindungen zwischen den Mannschaftsteilen herzustellen. Altbekannte Defizite, die bereits unter Rafa Benitez ein Thema waren: Zu flache Staffelungen in Ballbesitz, wenig Beteiligung von BBC und unpassendes Timing beim Aufrücken der Außenverteidiger.
  • Der VfL leistete sich zu Beginn einige Nervositäten im Aufbauspiel, durch die Führung wurden die Gastgeber aber immer geduldiger und bauten das Spiel intelligent und mit viel Übersicht über Gustavo auf. Der Brasilianer bespielte bei eigenem Ballbesitz die Position vor der Abwehr, Guilavogui (rechts) und Arnold (links) besetzten versetzt davor die Halbräume im Mittelfeld. Erst nach der Halbzeit ließ sich Wolfsburg hinten reindrücken, stand dabei aber fast immer kompakt und sicher.

VfL Wolfsburg - Real Madrid: Daten zum Spiel