Kommentar zur Champions-League-Bilanz der Bundesliga-Klubs: Zweitklassig hätte gereicht

Von Stefan Petri
RB Leipzig, der VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund sind in der Gruppenphase der Champions League gescheitert.

Die Champions-League-Bilanz der vier deutschen Klubs fällt nach der Gruppenphase ernüchternd aus: Lediglich der FC Bayern München hat die K.o.-Runde erreicht, der BVB, RB Leipzig und der VfL Wolfsburg verabschieden sich aus dem Wettbewerb. Die vermeintliche "Zweitklassigkeit" der Bundesliga im internationalen Vergleich taugt diesmal jedoch nicht als Erklärung. Ein Kommentar.

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Die Erleichterung in Dortmund und Wolfsburg war groß, als die 32 Kugeln am 26. August in Nyon geöffnet waren. "Wir können uns nicht beklagen, das ist eine sehr ausgewogene Gruppe", bilanzierte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, sein Kapitän Marco Reus frohlockte, "die großen Mannschaften sind jetzt nicht dabei." VfL-Kapitän Koen Casteels war ebenfalls sehr zufrieden: "Das ist eine gute Gruppe für uns. Wir haben von der Papierform her nicht die allerschwersten Gegner erwischt."

Natürlich, RB Leipzig hatte mit Manchester City und PSG eine "echte Hammergruppe" (RB-Boss Oliver Mintzlaff) erwischt. Aber es hätte insgesamt durchaus schlimmer kommen können - zumal die Bayern ohnehin über der schnöden Gruppenphase stehen, für sie beginnt die Königsklasse so richtig erst im Februar.

Dreieinhalb Monate später spielen der BVB und Leipzig nur noch Europa League, Wolfsburg verabschiedete sich gar als Gruppenletzter. Eine Bilanz passend zur vielbeschworenen "Zweitklassigkeit" des deutschen Oberhauses, von wegen Fernsehgelder, Investoren, 50+1, und so weiter und so fort? Eben nicht. "Zweitklassig" hätte nämlich für eine deutlich bessere Bilanz gereicht.

Keine finanziellen Gründe für das Scheitern der Bundesliga-Klubs

Natürlich, finanziell sind die englischen Topteams längst enteilt. Sportlich gesellen sich zur Elite noch die Bayern, Real Madrid, PSG, regelmäßig Juventus und Atletico. Barca wohl auf absehbare Zeit nicht mehr. Aber "zweitklassig" sind im europäischen Vergleich auch die portugiesischen Teams Sporting und Benfica, Ajax oder Ligue-1-Überraschungsmeister Lille. Red Bull Salzburg war bislang höchstens drittklassig. Sie alle haben den Sprung ins Achtelfinale geschafft, Atalanta Bergamo oder der FC Villarreal werden noch dazustoßen.

In der Bundesliga leckt man dagegen die Wunden. Der Umsatz des BVB war zuletzt mehr als doppelt so hoch wie der von Ajax. Trotzdem ließen sich die Schwarz-Gelben von den Niederländern zweimal abschießen und verloren zudem den direkten Vergleich mit Sporting. Etwas Pech war auch dabei, aber eben auch sportliches Unvermögen und Fehler in der Kaderplanung.

Die Wölfe stehen finanziell ebenfalls nicht schlechter da als ihre Vorrunden-Gegner, doch nach fünf Punkten aus den ersten vier Spielen folgte die Beißhemmung. Wenn sich in einem Alles-oder-Nichts-Spiel zu Hause gegen ein Lille, das in der heimischen Liga auf Rang elf dahinsiecht, ein Klassenunterschied offenbart, kann von "Zweitklassigkeit" keine Rede sein.

Leipzig verzeiht man das Überwintern in der Europa League angesichts der Konkurrenz am ehesten, die Auftritte gegen City und PSG waren insgesamt sehr ordentlich. Aber auch war angesichts der Heimniederlage gegen Brügge und der biederen Auftritte des Pariser Starensembles mehr drin. Am eigenen Limit spielte RB erst, als der Druck weg war.

Ist die Bundesliga bald nur noch drittklassig?

So bleiben am Ende mal wieder nur die Bayern, obwohl der Anspruch, drei Bundesligisten in der K.o.-Runde sehen zu wollen, durchaus nicht vermessen war. Wenn die Bundesliga nicht aufpasst, wird aus der Zweit- in Kürze eine Drittklassigkeit.

Der Verweis auf die größeren finanziellen Möglichkeiten der Konkurrenz erlaubt sich erst dann, wenn die eigenen Möglichkeiten voll ausgeschöpft wurden. Diesmal war das Scheitern zum Großteil sportlicher Natur, gegen Gegner, die teils deutlich weniger Mittel zur Verfügung haben - und auch ein Scheitern der Vereinsführungen: Es spricht Bände, dass zwei der vier Teams ihren im Sommer neu geholten Trainer schon wieder vor die Tür gesetzt haben.

Champions League: Bilanz der Bundesliga-Klubs in der Gruppenphase

SpieltagFC BayernBVBRB LeipzigVfL Wolfsburg
13:0 in Barcelona2:1 bei Besiktas3:6 bei ManCity0:0 in Lille
25:0 gegen Kiew1:0 gegen Sporting1:2 gegen Brügge1:1 gegen Sevilla
34:0 bei Benfica0:4 bei Ajax2:3 bei PSG1:3 in Salzburg
45:2 gegen Benfica1:3 gegen Ajax2:2 gegen PSG2:1 gegen Salzburg
52:1 in Kiew1:3 bei Sporting5:0 in Brügge0:2 in Sevilla
63:0 gegen Barcelona5:0 gegen Besiktas2:1 gegen ManCity1:3 gegen Lille
Bilanz

18 Punkte

22:3 Tore

Rang 1

9 Punkte

10:11 Tore

Rang 3

7 Punkte

15:14 Tore

Rang 3

5 Punkte

5:10 Tore

Rang 4

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