Der HSV bleibt erstklassig

Die Erlösung: Nicolai Müller (l.) drückt den Ball zum 2:1 über die Linie
© getty

Im Relegations-Rückspiel der Bundesliga hat sich der Hamburger SV glücklich und mit viel Dramatik den Klassenerhalt gesichert. Beim Karlsruher SC gewann der HSV mit 2:1 (1:1, 1:1) nach Verlängerung und hält nach dem 1:1 im Hinspiel die Klasse.

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Vor 27.986 Zuschauern im ausverkauften Karlsruher Wildparkstadion brachte Reinhold Yabo den Karlsruher SC in der 78. Minute in Führung. Marcelo Diaz rettete den HSV in der Nachspielzeit allerdings noch in die Verlängerung.

Nicolai Müller erzielte in der 115. Minute das erlösende Tor zum 2:1. In der Nachspielzeit der Verlängerung hielt Rene Adler noch einen Handelfmeter von Rouwen Henning (120.+2).

Reaktionen:

Markus Kauczinski (Trainer Karlsruher SC): "Er dreht sich weg, hat die Hand angelegt, das kann man nicht erklären."

Bruno Labbdia (Trainer Hamburger SV): "Ich möchte Markus und der Mannschaft ein riesen Kompliment machen! Wir haben nie aufgegeben, haben immer an uns geglaubt. Was die Mannschaft heute geleistet hat, ist unglaublich."

Dietmar Beiersdorfer (Vorstandsvorsitzender HSV): "Es war alles möglich in diesem Spiel. Es ist klar, dass wir im Umbruch waren, schon im Sommer. Wir werden uns jetzt hinsetzen auch mit Bruno, unserem Coach. Ein ganz großes Lob und ein ganz großes Dankeschön an Bruno und seinen Stab."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Neben dem gelbgesperrten Peitz verzichtet KSC-Coach Kauczinski im Vergleich zum Hinspiel auch auf Yabo (Bank), Krebs und Yamada rücken dafür in die erste Elf.

Auch Labbadia wechselt im Vergleich zum Hinspiel zweifach, beide Male gezwungenermaßen: Die gelbgesperrten Westermann und Kacar werden von Diekmeier und Van der Vaart vertreten.

5.: Der erste Abschluss des Spiels kommt vom HSV. Ilicevic zieht aus gut 20 Metern zentral ab, rechts am Kasten vorbei.

6.: Jetzt muss auch Orlishausen erstmals eingreifen. Olic zieht von rechts in die Mitte, visiert das lange Eck ab - aber der KSC-Keeper pariert mit den Fäusten.

26.: Unter Druck vertändelt Gulde den Ball am eigenen Strafraum vor die Füße von van der Vaart. Der Niederländer zieht mit rechts ab, aber der Schuss ist kein Problem für Orlishausen.

28.: Erster Abschluss für den KSC. Yamada wird im Strafraum bedient, dreht sich um die eigene Achse, aber der Schuss ist sichere Beute für Adler.

39.: Holtby flankt von links. Am zweiten Pfosten schraubt sich Lasogga hoch, köpft aber Orlishausen direkt in die Arme.

45.: Hui! Das war knapp. Valentini bringt einen Freistoß aus 40 Metern an den langen Pfosten, Gordon setzt die Kugel mit dem Kopf aufs Tornetz.

63.: Doppelchance für den KSC. Zunächst steht Nazarov beim Freistoß von Valentini sträflich ungedeckt, kann aber nicht kontrolliert abschließen. Der KSC bleibt aber im Ballbesitz und Valentini bringt die Kugel ein zweites Mal scharf in die Mitte. Dieses Mal kann Gordon die Kugel mit der Fußspitze nicht über die Linie drücken.

69.: Das war die Riesenchance für den KSC. Nach einer Ecke von Valentini orientieren die Hamburger allesamt falsch. Und so kann Gulde völlig ungedeckt köpfen. Adler ist geschlagen, aber Dianz klärt auf der Linie

78., 1:0, Yabo: Hennings hebt den Ball perfekt in den Lauf von Yabo, der freie Bahn zum Tor hat und im Strafraum durch die Beine von Adler abschließt.

81.: Unfassbar! Lasogga köpft den Ball aus kürzester Distanz an den Pfosten, von dort aus springt der Ball vor die Füße von Diekmeier, der aber den Ball freistehend nicht richtig trifft und die große Möglichkeit vergibt.

82.: Ecke für den HSV. Am zweiten Pfosten gewinnt Djourou den Kopfball, Orlishausen ist geschlagen, aber Gulde klärt auf der Linien!

86.: Cleber hat die große Chance zum Ausgleich. Van der Vaart bringt einen weiteren Freistoß vor das Tor, der neue Mann köpft nur Zentimeter am Tor vorbei.

90.: Der HSV bekommt noch einmal einen Freistoß aus aussichtsreicher Position. Allerdings muss man das Handspiel von Meffert nicht pfeifen...

90.+1, 1:1, Diaz: WAHNSINN! Diaz hebt den Ball in allerletzte Sekunde zum Ausgleich über die Mauer, überhaupt keine Chance für Orlishausen. Der HSV erreicht tatsächlich noch die Verlängerung.

103.: Der KSC führt einen Freistoß sehr schnell aus, der HSV ist noch nicht sortiert. So hat Nazarov links im Strafraum sehr viel platz. Sein Drehschuss streift aber knapp am langen Pfosten vorbei.

115., 1:2, Müller: Das ist der Klassenerhalt für die Hamburger! Der eingewechselte Cleber legt den Ball im Strafraum quer, Müller löst sich in der Mitte im richtigen Moment und drückt den Ball über die Linie.

120.+2: Elfmeter für den KSC! Rajkovic soll den Ball mit der Hand gespielt haben. Aber Hennings scheitert an Adler.

Fazit: Der HSV versuchte alles, war eigentlich schon abgestiegen und hielt am Ende doch wieder irgendwie die Klasse.

Der Star des Spiels: Marcelo Diaz. Lieferte mit van der Vaart auf der Doppelsechs ein gutes Spiel ab, beide zeigte ihre strategische Stärken. Blieb in der 90. Minute cool, als er den Freistoß gefühlvoll über die Mauer hob und den HSV somit in allerletzter Sekunde am Leben hielt. Beim KSC war Gordon der überragende Mann.

Der Flop des Spiels: Lewis Holtby. Wenig Ideen, wenig Kreativität, wenig Torgefahr. Holtby blieb vieles schuldig. Abermals ein enttäuschender Auftritt des ehemaligen Kapitän der deutschen U21-Nationalmannschaft. Auch Olic hatte einen mehr als durchwachsenen Tag.

Der Schiedsrichter: Manuel Gräfe. Bis zur 90. Minute ein absolut fehlerfreier Auftritt, lag er mit der Freistoßentscheidung vor dem Ausgleich des HSV falsch und nahm somit entscheidend Einfluss auf den Ausgang der Partie. In der Verlängerung dann mit weiteren Fehlern.

Das fiel auf:

  • Wie im Hinspiel, hatte HSV mehr Ballbesitz, weil sich der KSC zurückzog und im 4-4-1-1 erst ab der Mittellinie angriff. Bei Ballgewinn startete Karlsruhe dann gefährliche Konter über die Außen.
  • Hamburg operierte mit Diagonalbällen auf die Flügel, Diekmeier und Ostrzolek agierten dabei sehr offensiv. Allerdings kamen deren Flanken nicht wirklich.
  • HSV ballsicherer als im Hinspiel, dadurch sah das Spiel der Rothosen nach Fußball aus. Insgesamt waren mehr Tempo und Überraschungsmomente im Offensivspiel waren.
  • Karlsruhe hatte damit Probleme und zog sich immer mehr zurück. Dadurch, dass die Passgenauigkeit bei den Badenern aber sehr schwach war, kamen sie kaum zu Kontermöglichkeiten und konnten kaum für Entlastung sorgen.
  • Mit zunehmender Spieldauer gingen dem HSV aber immer mehr die Ideen aus - man wurde ungeduldig. Die Angriffe wurden nicht mehr nicht mehr konsequent zu Ende gespielt. Gleichzeitig fand der KSC ab der 65. Minute besser ins Spiel, weil man giftiger in den Zweikämpfen war und die entscheidenden gewann.
  • In den letzten zehn Minuten warf der HSV noch einmal alles nach vorne. Hoch und weit ging es vorne rein, der KSC verteidigte mit Mann und Maus im eigenen Sechzehner. Mit Cleber wurde ein weiterer kopfballstarker Spieler auf HSV-Seite eingewechselt.
  • In der Verlängerung wollte der HSV dann den Sieg mehr, beim KSC merkte man die Müdigkeit deutlich an. Allerdings waren die Angriffe von beiden Teams wenig kontrolliert.

Karlsruhe - Hamburg: Die Statistik zum Spiel