Mainz beendet seinen Heimfluch

Von Stefan Rommel / Björn Thar
Mainz (mit Bungert, M.) siegte zum ersten Mal seit drei Monaten wieder bei einem Heimspiel
© Getty

Der FSV Mainz 05 hat seine Talfahrt in der Bundesliga endlich gestoppt. Zum Auftakt des 12. Spieltags siegte die Mannschaft von Thomas Tuchel gegen den VfB Stuttgart mit 3:1 (0:0).

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 33.500 Zuschauern in der Coface-Arena erzielten Anthony Ujah (55. und 64.) und Andreas Ivanschitz (60., Foulelfmeter) die Tore für die Gastgeber. Cacau hatte den VfB kurz nach der Pause in Führung geschossen.

Wer war Dein MAN ds Spieltags? Jetzt abstimmen!

In einer hitzigen Partie mit krassen Fehlentscheidungen flog Eugen Polanski (83.) mit glatt Rot vom Feld. Stuttgarts Maza sah nach dem Schlusspfiff noch die Gelb-Rote Karte wegen Reklamierens.

Für Mainz war es nach neun sieglosen Partien in Folge der erste Dreier und der erste Heimsieg nach fünf Niederlagen in Folge und seit fast drei Monaten. Der VfB verlor zum ersten Mal nach vier Spielen wieder.

Die Reaktionen:

Thomas Tuchel (Trainer Mainz): "Die Erleichterung ist natürlich groß. Nichts fühlt sich so gut an wie ein Sieg. Wir haben gut gespielt und sicher nicht unverdient gewonnen, auch wenn ich den Ärger der Stuttgarter über die Elfmeterentscheidung verstehen kann."

Bruno Labbadia (Trainer Stuttgart): "Wir hatten einige Unachtsamkeiten. Nach der Führung hatten wir die Mainzer eigentlich da, wo wir sie haben wollten. Wir haben von der ersten Minute an gegen zwölf Leute gespielt. Das muss man so deutlich sagen."

Fredi Bobic (Sportdirektor Stuttgart): "Was der Schiedsrichter gepfiffen hat, war abenteuerlich. Nicht nur die Elfmeterszene."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Mainz mit vier Wechseln im Vergleich zur Niederlage gegen Bremen: Der verletzte Noveski (Oberschenkelverletzung) fehlt, dazu sitzen Fathi, Choupo-Moting und Malli nur auf der Bank. Für sie rücken Baumgartlinger, Polanski, Müller und Ivanschitz ins Team. Kirchhoff geht auf die Noveski-Position in der Innenverteidigung, Polanski übernimmt dessen Part vor der Abwehr. Caligiuri geht nach links hinten.

Der VfB mit demselben Personal und derselben Formation wie zuletzt gegen Dortmund.

7.: Ecke Hajnal von rechts. Kuzmanovic setzt sich in der Luft gegen Polanski durch und köpft aus acht Metern aufs Tor. Wetklo lenkt den Ball über die Latte.

25.: Freistoß Hajnal von links. Cacau ist plötzlich frei, weil Kirchhoff ausrutscht. Kopfball aus acht Metern, aber direkt auf Wetklo.

37.: Kuzmanovic bringt Kvist in Bedrängnis. Ivanschitz schaltet am schnellsten, spielt Ulreich den Ball durch die Beine. Das Ding noch leicht abgefälscht, rollt auf das leere Tor zu. Boulahrouz rettet kurz vor der Linie.

50., 0:1, Cacau: Hajnal rechts raus auf Harnik. Caligiuri bleibt auf Sicherheitsabstand. Die Flanke kommt flach an den Fünfer. Bungert schiebt sich nicht vor Cacau, der aus sechs Metern mit links trifft.

53., 1:1, Ujah: Soto flankt von links. Ujah ist vor Maza, der nicht energisch hingeht. Ujah setzt den Kopfball ins lange Eck. Ulreich ohne Chance.

55.: Hajnal findet Okazaki. Der legt den Ball an Wetklo vorbei, bekommt den Rempler ab. Okazaki bleibt aber stehen, der Ball rollt ins Aus. Wenn er hinfällt, gibt's Elfmeter...

59., Elfmeter für Mainz: Müller wird mit dem Rücken zum Tor an der Brust vom Ball getroffen und fällt hin. Maza berührt ihn nicht einmal. Müller steht sofort auf und will weiterspielen - Winkmann gibt Elfmeter.

60., 2:1, Ivanschitz: Der Österreicher bleibt ruhig und schiebt den Ball rechts unten ins Eck.

64., 3:1, Ujah: Ivanschitz mit dem Kopf auf Ujah. Missverständnis zwischen Molinaro und Ulreich. Ujah spritzt dazwischen, klaut den Ball und schiebt ihn ins leere Tor ein.

78.: Ecke Hajnal. Cacau verlängert. Hemlein haut aber vier Meter vor dem Tor über den Ball.

83., Rot gegen Polanski: Konter VfB. Polanski tritt Heimlein von hinten in die Hacken und fliegt mit glatt Rot vom Platz.

90.+4: Maza reklamiert bei Schiri Winkmann und sieht nach dem Spiel noch Gelb-Rot.

Fazit: Mainz' Sieg geht in Ordnung, der Gastgeber investierten etwas mehr ins Spiel. Dennoch hat der Sieg aufgrund des Elfmetergeschenks einen faden Beigeschmack.

Der Star des Spiels: Anthony Ujah war mit seiner bulligen Art von Tasci und Maza schwer zu bändigen. Sein schneller Ausgleichstreffer brachte Mainz erst zurück ins Spiel, beim 3:1 war er einfach cleverer als beide Gegenspieler.

Der Flop des Spiels: Shinji Okazaki. Der Japaner war unauffällig, hatte kaum eine Torszene. Über seine Seite entwickelte der VfB keinen Druck. Passend zum Spiel: In seiner einzigen Szene blieb er im Zweikampf mit Wetklo stehen. Aus Fair-Play-Sicht bemerkenswert - dem VfB blieb dadurch aber ein dann berechtigter Elfmeter versagt.

Der Schiedsrichter: Guido Winkmanns Linie in der ersten Halbzeit durfte man noch als kleinlich, aber korrekt beschreiben. Auch wenn er das Spiel dadurch oft zerpfiff. Immerhin hatte er da noch eine Linie. Wie ihm das Spiel aufgrund seiner eigenen Fehlentscheidungen dann entglitt, war aber schon bemerkenswert und aus Sicht des VfB umso ärgerlicher. Übersah in der Nachspielzeit noch ein Foul von Bungert an Gebhart im Mainzer Strafraum. Die Rote Karte gegen Polanski war hart, geht aber in Ordnung.

Analyse: Mainz zu Beginn einen Tick engagierter und bissiger in den Zweikämpfen. Die Gastgeber holten den VfB sehr früh ab, teilweise begannen die Attacken schon am gegnerischen Sechzehner. Stuttgart hatte einige Probleme, das Pressing zu durchbrechen.

Erst nach 20 Minuten fand der VfB besser ins Spiel und brachte seine technische Überlegenheit auf den Platz. Im letzten Angriffsdrittel blieben die Gäste aber zu schlampig, so dass es aus dem Spiel heraus kaum Abschlussaktionen für den VfB gab.

Mainz versuchte es oft über die linke Seite, wo Caligiuri konsequent nachschob. Hier wurden die Gastgeber in der Hauptsache gefährlich.

Nach dem Wechsel überschlugen sich die Ereignisse förmlich: Erst kassierte Mainz den Rückstand, kam dann aber sofort zurück. Dann griff Schiri Winkmann entscheidend ein, als er den völlig unberechtigten Elfmeter für Mainz gab, die Partie fortan hektisch wurde und kippte.

Stuttgart reagierte schnell und stellte nach dem 3:1 auf eine Dreierkette um. Es entwickelte sich ein anarchisches Spiel, das hin und her wogte. Mainz ergaben sich große Räume für Konter, die die Gastgeber aber nicht sauber zu Ende spielten. Der VfB versuchte es bis zum Schluss, war bei seinen Gelegenheiten aber nicht kalt genug.

Kurios: Malli, erst vier Minuten auf dem Platz, wurde nach Polanskis Rot kurz vor Schluss wieder ausgewechselt.

Mainz - Stuttgart: Daten zum Spiel

Artikel und Videos zum Thema