Frings klagt an: "Killerinstinkt fehlt"

SID
Auch Torsten Frings konnte die Niederlage gegen Nürnberg nicht verhindern
© Getty

Für Kapitän Torsten Frings fehlt der Killerinstinkt, für Trainer Thomas Schaaf die Konzentration und für Geschäftsführer Klaus Allofs die Konstanz - Champions-League-Teilnehmer Werder Bremen nistet sich im Bundesliga-Mittelmaß ein.

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Keine Konstanz, keine Konzentration, kein Killerinstinkt - aus Torsten Frings sprach nach der 2:3 (1:1)-Niederlage gegen den 1. FC Nürnberg der pure Frust.

"Der Killerinstinkt fehlt, so ist bei uns nicht mehr drin. Da brauchen wir erst gar nicht davon zu reden, oben mitspielen zu wollen", fauchte Werder Bremens Mannschaftskapitän, um nach dem nächsten Atemzug noch eine Schippe draufzulegen: "In dieser Mannschaft gibt es zuviel Sorglosigkeit. Jeder muss sich fragen, ob er Woche für Woche für Werder alles gibt."

Selbst Trainer Thomas Schaaf konnte nicht umhin, die zweite Halbzeit gegen die spielstarken Franken als "grausam" zu titulieren.

Vor dem Seitenwechsel brillierten die Hanseaten eine halbe Stunde lang, vergaben nonchalant zahlreiche Torchancen, um nach dem Seitenwechsel so ziemlich alles falsch zu machen. Untermalt von einem Pfeifkonzert der 35.500 Zuschauer auf der ausverkauften Baustelle Weserstadion.

Wieder nur Mittelmaß

Da hatte man an der Weser geglaubt, wenigstens in der Liga so langsam die Kurve zu kriegen, jetzt wabert das Mittelmaß wie Herbstnebel durch die Hansestadt. Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs rang um Contenance: "Diese Häufung von Fehlern darf so nicht passieren. Wenn man auf die Tabelle schaut, könnte man verrückt werden."

Vor dem richtungweisenden Champions-League-Spiel am Dienstag gegen den niederländischen Meister Twente Enschede war der Sportdirektor bestrebt, eine erneute Motivationsdiskussion bezüglich der Bremer Profis gleich im Keim zu ersticken.

Allofs: "Das ist unglaublich"

"Natürlich spricht aus Torstens Worten eine Riesenenttäuschung, aber das sind Äußerungen unter dem Eindruck einer Niederlage", relativierte Allofs, doch ziemlich bedient war auch er: "Unglaublich, wie sich dieses Spiel entwickelt hat."

Klaus Allofs im Interview: "Wir stochern ein bisschen im Nebel"

Eine Einschätzung, die sich mit der Analyse von Dieter Hecking deckte. "Eine halbe Stunde lang sah es überhaupt nicht nach einem Sieg für uns aus. In der zweiten Halbzeit haben wir dann ein für unsere Verhältnisse überragendes Auswärtsspiel gemacht", sagte der Gäste-Coach, der als Trainer noch nie in Bremen gepunktet hatte.

Den Unterschied machten die beiden an diesem Nachmittag kongenialen Deutsch-Türken Ilray Gündogan (45. und 73.) und Mehmet Ekici (47.), die fast im Alleingang die instabile grün-weiße Deckung überwanden.

Und Torhüter Raphael Schäfer, der die "Clubberer" in den ersten 30 Minuten im Spiel hielt. Für die Bremer trafen Hugo Almeida (5.) mit seinem sechsten Saisontor sowie in der Nachspielzeit Claudio Pizarro (90.+2).

Gündogan stellt das Team in den Vordergrund

Doppel-Torschütze Gündogan wollte in den Erfolg an der Weser gar nicht zuviel hineininterpretieren: "Wir haben einfach gut gespielt." Eine Anführerrolle wies er dabei von sich. "Die Mannschaft war der beste Mann auf dem Platz", sagte der 20-Jährige.

Bayern-Leihgabe Ekici, der sich erst vor wenigen Tagen für eine sportliche Zukunft in der türkischen und gegen eine weitere Karriere in der deutschen Nationalmannschaft entschieden hatte, führte den Nürnberger Höhenflug auch auf die familiäre Atmosphäre an der Noris zurück: "Es macht einfach Spaß, hier zu spielen."

Doch Ekici und auch Hecking ist klar, dass der Weg des 20-Jährigen am Saisonende zurück zum deutschen Rekordmeister führen wird, wenn er seine Form auf diesem Niveau konservieren kann. Hecking muss es fatalistisch nehmen: "Die Bayern werden bei Mehmet in den kommenden Wochen sicherlich ganz genau hinschauen."

Bremen - Nürnberg: Daten zum Spiel