Hamburg dominiert Dortmund

Von Florian Bogner / Philipp Dornhegge
Mladen Petric (r.) feierte mit dem HSV einen Sieg über die Ex-Kollegen aus Dortmund
© Getty

Der Hamburger SV hat einen gelungenen Heim-Einstand in die neue Bundesliga-Saison gefeiert. Am 2. Spieltag bezwangen die Hanseaten mit Borussia Dortmund einen Konkurrenten um einen Platz im internationalen Geschäft klar mit 4:1 (3:1).

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57.000 Zuschauer in der Hamburger Arena sahen einen furiosen Start mit vier Toren in der Anfangsviertelstunde. Guy Demel brachte den HSV in Führung (3.), Nelson Valdez glich im Gegenzug aus (4.).

Ze Roberto (10.) und Paolo Guerrero nach starker Vorarbeit von Neuzugang Eljero Elia (12.) stellten dann per Doppelschlag auf 3:1 für die Hausherren. Vier Tore in den ersten zwölf Minuten hatte es in der Bundesliga zuletzt 1988 beim Spiel Schalke 04 gegen den VfB Stuttgart (3:4) gegeben.

Den Schlusspunkt setzte der eingewechselte Marcus Berg (72.), der wie Ze Roberto erstmals im HSV-Trikot jubeln konnte.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Beim HSV feiert Elia sein Debüt in der Startelf, er hat im Vergleich zum 1:1 in Freiburg Pitroipa verdrängt. Die Neuzugänge Rozehnal, Tesche und Berg sitzen nur auf der Bank. Rost kann trotz Beschwerden unter der Woche (Knochenhautentzündung) spielen.

Der BVB beginnt mit der selben Elf, die Köln vor sieben Tagen 1:0 bezwang. Heißt: Dede und Hummels nur auf der Bank.

3., 1:0, Demel: Weidenfeller springt nach einer Ecke von rechts desaströs am Ball vorbei, in der Mitte bekommt Owomoyela ihn unfreiwillig ab. Die Kugel trudelt in Richtung Linie, Demel drückt sie die letzten Zentimeter mit der Fußspitze rein.

4., 1:1, Valdez: Super schnelle Antwort nach 62 Sekunden. Langer Ball in den Strafraum, Blaszczykowski gewinnt das Kopfballduell gegen Aogo und verlängert an den linken Pfosten. Dort schraubt sich Valdez hoch und überlistet Rost mit einem Kopfball-Lob.

10., 2:1, Ze Roberto: Konfusion im BVB-Strafraum. Jarolim stochert gegen Santana nach, bringt den Ball zu Ze Roberto. Der spielt mit seinem Direktschuss aus 13 Metern Billard mit dem rechten Pfosten und legt Weidenfeller den Nachschuss aus sechs Metern durch die Beine. Sein erstes Tor für den HSV.

12., 3:1, Guerrero: Elia läuft links an der Sechzehnergrenze durch die Slalomstangen Owomoyela und Blaszczykowski durch und hat dann das Auge für Guerrero, der am Elfmeterpunkt lauert und rechts unten einschießt.

20.: Nach einem Abpraller zieht Boateng aus der zweiten Reihe ab. Der Ball dreht sich fies nach außen weg, aber Weidenfeller taucht in die linke Ecke und pariert.

30.: Sahin spielt im Mittelfeld drei Leute aus, geht noch ein paar Meter und zieht dann ab. Rost faustet den Flatterball weg.

Halbzeit-Fazit: Furioser Start der Hamburger, die nur einmal kurz beim Ausgleich pennten, ansonsten aber Dortmund nach Belieben dominierten. Im Mittelfeld lief der BVB nur hinterher, dazu wurden die Außenverteidiger mehrmals rund gespielt. Den beweglichen Guerrero bekamen Santana und Subotic überhaupt nicht in den Griff.

46.: Klopp reagiert zur Pause, bringt Hummels für den schwachen Hajnal als Absicherung vor der Abwehr. Sahin - bis dato auf der Sechs defensiv überfordert - rückt ins offensive Mittelfeld.

54.: Der HSV schaltet für einen Moment ab und schaut auf der rechten Abwehrseite nur zu, wie sich Blaszczykowski den Ball zurecht legt und flankt. Santana steht mutterseelenallein im Fünfer, köpft mit seinem Aufsetzer aber Rost an.

55.: Petric und Guerrero spielen sechs Mann schwindlig, von links flankt schließlich Aogo mustergültig auf Elia. Der Neuzugang wird klar von Schmelzer gehalten, im Fallen erwischt er den Ball aber dennoch und haut ihn an die Oberkante der Latte.

57.: Schmelzer flankt, am langen Pfosten nimmt Blaszczykowski den Ball direkt. Aber Aogo wirft sich in den Schuss und verhindert so den fast sicheren Treffer.

67.: Der HSV lässt den Ball ein bisschen laufen, bis auf rechts Elia frei ist. Der spielt erstklassig quer, in der Mitte stehen Guerrero und Petric frei. Aber beide verpassen knapp.

72., 4:1, Berg: Ze Roberto haut von halblinks drauf. Weidenfeller lässt abklatschen und Berg drückt den Ball mit seinem ersten Kontakt vor Schmelzer über die Linie. Tor-Premiere!

84.: Der eingewechselte Rangelow trifft blitzsauber aus 20 Metern in den linken Winkel, aber Schiedsrichter Kempter gibt das Tor nicht, weil Sahin in Abseitsposition direkt vor Rost stand und dessen Sicht behinderte.

Fazit: Klarer und verdienter Erfolg der Hamburger, die Dortmund über 90 Minuten beherrschten und stets gefährlich nach vorne spielten. 16 Torschüsse und 60 Prozent Ballbesitz sprechen eine klare Sprache für das Labbadia-Team.

Der Star des Spiels: Eljero Elia. Der 22-Jährige lief erstmals von Beginn an für den HSV in der Bundesliga auf und sorgte auf dem Flügel für mächtig Wirbel. In der ersten Halbzeit spielte er über links Owomoyela schwindelig, um sich im zweiten Durchgang auf rechts dann Schmelzer vorzunehmen. Seine Vorarbeit vor dem 3:1 war stark, in der 55. Minute hätte sein Einsatz ein Tor oder zumindest einen Elfmeter verdient gehabt. Ging nach 79 Minuten mit Standing Ovations für Pitroipa, dessen Stammplatz er nun haben dürfte, vom Feld.

Die Gurke des Spiels: Tamas Hajnal. Wie schon gegen Köln fahrig und ohne Bindung zum Spiel, dazu mit haarsträubenden Abspielfehlern in der Vorwärtsbewegung. Defensiv lief er Jarolim ständig hinterher. Konsequenz: Klopp nahm ihn nach 45 Minuten bereits vom Feld.

Die Pfeife des Spiels: Michael Kempter. Lag beim 2:1 richtig, als er Jarolims Einsatz gegen Santana nicht abpfiff und auch in der 33. Minute, als er Demels Zupfer an Subotic nicht elfmeterreif bewertete. Auch bei Dortmunds Abseitstor (84.) lag er richtig. Bei Santanas Foul an Ze Roberto (34.) hätte er indes Gelb zeigen müssen und auch Schmelzers Halten gegen Elia (55.) hätte einen Elfmeter verdient gehabt.

Die Lehren des Spiels: Der Hamburger SV präsentierte sich im Vergleich zum müden Remis in Freiburg wie ausgewechselt und zwang dem BVB von Beginn an sein Spiel auf. Im Mittelfeld schaffte der HSV stets Überzahl, Ze Roberto gab in der Zentrale gleichermaßen einen resoluten Abräumer wie einen passgenauen Ideengeber nach vorne, der perfekt von Jarolim abgeschirmt beziehungsweise unterstützt wurde.

Bei Dortmund stimmte die Zuordnung im defensiven Mittelfeld hingegen überhaupt nicht. Sahin sah sich im ersten Durchgang ständig mit zwei Gegenspielern konfrontiert, weil Tinga und Blaszczykowki zu schlecht einrückten und Hajnal erst gar nicht am Verteidigen teilnahm. Diesen Umstand versuchte Klopp mit der Einwechslung von Hummels zu regulieren, der immerhin Ze Roberto besser in den Griff bekam.

Ganz stark war zudem beim HSV das Spiel über die Außen, während Schmelzer und Owomoyela ihrerseits arge Probleme hatten, die HSV-Spieler an Flanken und vor allem beim Vorstoßen in die Mitte zu hindern. Das Spiel über Außen war auch beim BVB das einzig positive an diesem Nachmittag.

Im Sturm hat Lucas Barrios derweil noch überhaupt keine Bindung zum Dortmunder Spiel gefunden. Der Argentinier lief viele Wege umsonst und wenn er mal den Ball bekam, gab er ihn gleich wieder ab. Ausbaufähig.

Hamburg - Dortmund: Daten & Fakten