Hamburg bleibt im Meisterrennen dran

Von Andreas Lehner / Martin Rösch
Mladen Petric erzielte gegen Hannover 96 zum siebten Mal das 1:0 für Hamburg
© Getty

Der Hamburger SV hat im Nordderby einen wichtigen 2:1 (1:0)-Sieg gegen Hannover 96 gefeiert und bleibt im Meisterschaftsrennen am VfL Wolfsburg und Bayern München dran.
 

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Vor 56.454 Zuschauern in der Hamburger Arena sicherte der Kroate Mladen Petric den Hanseaten mit einem Doppelpack (2., 52.) den zwölften Heimsieg der Saison. Für Hannover traf der eingewechselte Mikael Forssell per Handelfmeter (70.).

Der HSV liegt somit weiter punktgleich mit den Bayern auf Platz drei und hat drei Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Wolfsburg. Hannover behält mit 29 Punkten sechs Zähler Vorsprung auf die Abstiegsränge.

HSV-Coach Martin Jol zeigte sich drei Tage nach Erreichen des UEFA-Cup-Halbfinals sehr zufrieden: "Hannover war gut und wollte von unserer Müdigkeit profitieren. Wir haben die zwei Tore zum richtigen Zeitpunkt erzielt. Man muss aber auch sagen, dass der Elfmeter ein Witz war. Außerdem haben wir ja noch ein reguläres Tor gemacht."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der HSV muss in der Innenverteidigung auf Mathijsen (Gelb-Sperre) verzichten. Im defensiven Mittelfeld beginnen Jarolim und Tavares - Aogo muss auf die Bank. Im Sturm bekommt Olic eine Pause, sein Landsmann Petric steht in der Startelf.

Hannover mit einer Änderung im Vergleich zur Vorwoche: Krebs ersetzt den verletzten Krzynowek.

2., 1:0, Petric: Der HSV mit dem Blitzstart. Boateng mit einem starken Diagonalball von rechts in den Strafraum. Pinto steht schlecht und Petric nimmt den Ball aus 14 Metern volley und trifft ins rechte Eck.

11.: Wieder darf Boateng vom rechten Flügel flanken. Wieder steht Pinto falsch und Trochowski kommt am zweiten Pfosten mit der Fußspitze an die Kugel. Enke holt den Ball mit einem tollen Reflex aus dem linken Eck.

14.: Gravgaard wehrt eine Hereingabe von rechts in die Mitte ab. Bruggink probiert's aus 20 Metern und verfehlt nur knapp die rechte Ecke.

40.: Boateng mit dem langen Ball aus der eigenen Hälfte auf Petric. Der vernascht Eggimann im Strafraum und zieht von rechts aus spitzem Winkel ab. Der Schuss aus sieben Metern landet am Aussennetz.

42.: Beste Möglichkeit für 96. Bruggink bedient Krebs aus dem Mittelfeld mustergültig. Der Franzose hat aus 14 Metern freie Schussbahn, zielt aber einen Meter über das Tor.

52., 2:0, Petric: Guerrero nimmt aus dem Mittelfeld Tempo auf und lässt Eggimann mit einem Haken mehr als alt aussehen. Den Flachschuss von der Strafraumgrenze hält Enke noch klasse, doch Petric ist zur Stelle und drückt den Abpraller über die Linie. 12. Saisontor.

59.: Trochowski kommt an der linken Eckfahne an die Kugel und zieht nach innen. Pinto bietet ihm freundlichen Geleitschutz. Der stramme Schuss von Trochowski streicht nur Zentimeter rechts am Tor vorbei.

68.: Rausch mit schöner Flanke von links. Am zweiten Pfosten schraubt sich Hanke hoch, sein Kopfball aus sechs Metern streift den rechten Außenpfosten.

69.: Elfmeter für Hannover! Demel hält sich bei einem Freistoß von Bruggink im Strafraum den Ellbogen vors Gesicht und blockt damit den Ball. Kann man geben, muss man aber nicht.

70., 2:1, Forssell (Elfmeter): Der Finne verwandelt sicher links unten. Rost ist zwar im richtigen Eck, aber chancenlos.

76.: Balitsch zieht bis zur Grundlinie durch und legt auf Stajner zurück. Der Tscheche hält aus vollem Lauf mit links drauf. Rost rettet mit einer bärenstarker Parade. Ganz wichtig, dass der HSV-Keeper das Geschoss festhält. Krebs hatte gelauert.

80.: Trochowski bringt das Leder vom linken Flügel in die Mitte. Pitroipa braucht nur noch den Fuß hinhalten und der Ball zappelt im Netz. Der Treffer wird wegen angeblicher Abseitsposition nicht gegeben. Fehlentscheidung!

So lief das Spiel: Hannover war mit der Devise angetreten, so lange wie möglich das 0:0 zu halten. Nach 62 Sekunden war diese Marschroute passe. Der HSV hätte mit dem zweiten Versuch beinahe nachgelegt. Nach 20 Minuten nahmen die Hamburger dann den Fuß vom Gas und ließen 96 etwas kommen. Die Gäste fanden aber keine Mittel, die Defensive des HSV auszuhebeln und machten zu viele Fehler im Aufbauspiel, so dass sich ein mehr als durchschnittliches Bundesligaspiel entwickelte. Erst kurz vor der Pause kamen beide Teams noch mal zu Chancen.

Nach dem Wechsel nahm das Spiel noch mal Fahrt auf. Der HSV traf erneut früh und besorgte so die vermeintliche Vorentscheidung. Wie schon in der ersten Hälfte versuchte 96 zwar einiges, brauchte aber einen Elfmeter, um den Ball dann doch mal über die Linie zu bringen. Beide Seiten hatten anschließend Chancen auf ein weiteres Tor, ließen diese aber ungenutzt. Hamburg brachte den Sieg letztendlich sicher über die Zeit.

Der Star des Spiels: Mladen Petric. Der Kroate ist für den HSV das, was Luca Toni vergangene Saison für den FC Bayern war - der Türöffner. Zum siebten Mal erzielte Petric das so wichtige 1:0 in dieser Spielzeit. Petric zeigte gegen Hannover einmal mehr, dass er nicht viele Chancen braucht, um Tore zu erzielen.

Die Gurke des Spiels: Sergio Pinto. Muss seit Wochen auf der Rechtsverteidigerposition aushelfen und machte das zuletzt ganz ordentlich. In Hamburg erwischte der Deutsch-Portugiese allerdings einen gebrauchten Tag, machte den entscheidenden Fehler beim ersten Gegentreffer und offenbarte immer wieder Mängel im Defensivzweikampf.

Die Lehren des Spiels: So abgedroschen dieser Satz auch klingt, so richtig ist er in diesem Fall: Der HSV gewann dieses Spiel im Stile einer Spitzenmannschaft. Nach einem kräftezehrenden UEFA-Cup-Spiel machten die Hamburger nur das Nötigste und bekamen durch das schnelle Führungstor die nötige Hilfe. Erst nach dem umstrittenen Elfmeter mussten die Hanseaten eine knifflige Phase überstehen, machten das aber abgeklärt.

Im Offensivspiel war besonders auffällig, dass die Hanseaten immer wieder den langen Diagonalball suchten und mit diesem zu Beginn auch die besten Chancen kreierten. Hannovers Innenverteidigung und besonders Rechtsverteidiger Pinto kamen damit überhaupt nicht zu Recht.

Beeindruckend ist auch immer wieder, wie der HSV personelle Wechsel ohne große Reibungsverluste auffängt. Beim mächtigen Programm, das in den nächsten Wochen wartet, ein ganz wichtiger Faktor.

Hannover zeigte dagegen erneut, warum sie das schlechteste Auswärtsteam der Liga sind. Der frühe Rückstand zerstörte alle Pläne von Dieter Hecking, insgesamt war das Spiel der 96er zu fehlerhaft und ohne Durchschlagskraft im Angriff. Sollte sich das Auswärtsgesicht auch mal in der Heimat zeigen, könnte es mit dem Klassenerhalt noch mal eng werden.

Hamburg - Hannover: Daten & Fakten