Trochowski enttäuscht von Jol

SID
Stanislav Sestak bejubelt sein Tor gegen Hamburg
© Getty

Fünf Minuten plus zwei Nachspielzeit - zu wenig für einen aufstrebenden deutschen Nationalspieler. Piotr Trochowski traf der Kurz-Einsatz beim glücklichen 1:1 (0:1) seines Klubs Hamburger SV beim Abstiegskandidaten VfL Bochum offensichtlich bis ins Mark.

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"Ich hätte gern von Anfang an gespielt. Ich will spielen und war enttäuscht, dass ich nicht durfte", sagte der 24 Jahre alte Mittelfeldspieler am Sonntagabend nach 85 Minuten harter Bank und Warmmachen hinter dem Tor.

Der ehrgeizige, stets fleißige und offenbar auch sehr sensible Trochowski hatte kein Verständnis für die Rotation von HSV-Trainer Martin Jol.

Auf die Frage, ob er eine Begründung erhalten habe, sagte er: "Gar keine." Die lieferte der niederländische Coach nach dem Spiel. "Trochowski ist müde, er hat sehr viele Spiele gemacht", sagte Jol.

Jols Vorgehen nicht ungewöhnlich

Wenn tatsächlich Erschöpfung der Grund war und nicht die schwache Leistung des gebürtigen Polen beim 0:1 im UEFA-Cup am vergangenen Donnerstag gegen Ajax Amsterdam, ist das Vorgehen von Martin Jol nicht ungewöhnlich. Schließlich tanzt der HSV immer noch auf drei Hochzeiten.

In der Bundesliga kämpft man um die Etablierung unter den ersten fünf der Tabelle, im DFB-Pokal ist man noch dabei und im UEFA-Cup muss man am Donnerstag im Kampf um das Weiterkommen bei Slavia Prag gewinnen.

Doch bei Piotr Trochowski sind die sportlich schmerzhaften Zeiten, als Rafael van der Vaart noch die Überfigur in Hamburg und er mehr Ergänzungs- als Stammspieler war, noch sehr präsent. Die will Troche nie wieder erleben, er will Vertrauen von seinem sportlichen Chef, auch wenn es mal nicht so läuft.

Leistungsstarker Kader gefordert

Martin Jol, der Guy Demel für Trochowski brachte, will aber einen breiten, leistungsstarken Kader. Nominell hat er den, stellt man nur die Millionenverpflichtungen Mladen Petric und Marcell Jansen sowie die Brasilianer Alex Silva und Thiago Neves heraus. Aber es funktioniert noch nicht so recht.

In Bochum war es angesichts von vier Veränderungen in der Startformation schon besser, aber ein Fehler führte zum 0:1 durch Stanislav Sestak, und ein weiterer wäre durch den gleichen Spieler kurz vor Ende fast noch bestraft worden.

Doch Sestak traf den Pfosten (83.), sodass der Ausgleich des wie Trochowski eingewechselten Ivica Olic (70.) nach zuvor drei Auswärtspleiten in Folge endlich mal wieder etwas Zählbares in der Fremde brachte.

"Wir müssen eine Balance hinbekommen, da ist jedes Spiel wieder eine neue Aufgabe. Ein Abenteuer. Wir haben junge Spieler wie Dennis (Aogo) und Jerome (Boateng). Die machen Fehler. Aber sie lernen", erklärte Jol.

Zdebel: "Es ist zurzeit zu wenig"

Und auch Sportchef Dietmar Beiersdorfer zeigte Optimismus: "Wir sind auf dem besten Wege, ein abgestimmtes Team zu werden. Immer zu wissen, was der andere macht - in diesem Punkt ist noch Luft nach oben."

Die Probleme des HSV hätte Bochum gerne. Ein Saisonsieg gegen Arminia Bielefeld, 11 Spiele ohne Sieg und Platz 16 - für Thomas Zdebel eine alarmierende Bilanz.

"Wir dürfen uns nicht immer wieder auf die Schulter klopfen und sagen, wie gut wir sind. Denn selbst mit so einer couragierten Leistung und mit so einer intakten Mannschaft kann man absteigen. Das wollen wir mit Sicherheit verhindern. Aber: Es ist zurzeit zu wenig!", sagte der Kapitän.

Einem Trainer kann eine solche Serie durchaus zum Verhängnis werden. Doch Sorgen macht sich Marcel Koller zumindest nach außen hin nicht: "Ich fühle mich beim VfL sehr sicher."

Bochum - Hamburg: Daten und Fakten zum Spiel