Hoffenheim ringt auch Wolfsburg nieder

Von Martin Rösch/Stefan Rommel
Torjäger Ibisevic war mit seinem 14 Saisontreffer wieder der Garant für den Hoffenheimer Erfolg
© Getty

1899 Hoffenheim hat sich am 13. Spieltag der Bundesliga von der Niederlage in Berlin gut erholt gezeigt und den VfL Wolfsburg in einem packenden Spiel mit 3:2 (2:2) bezwungen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Durch den sechsten Sieg im siebten Heimspiel bleibt der Aufsteiger Tabellenführer Bayer Leverkusen mit nunmehr 28 Punkten weiter auf den Fersen.

Die Tore vor 26.000 Zuschauern in Mannheim erzielten Vedad Ibisevic (22.), Carlos Eduardo (37.) und Chinedu Obasi (69.). Für die Gäste waren Grafite (27.) und Edin Dzeko (41.) erfolgreich.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Ralf Rangnick bringt Weis anstelle von Salihovic in der Startformation. Ansonsten Hoffenheim im gewohnten 4-1-2-3. Felix Magath dagegen ist vorsichtig und lässt die offensivstarken Gentner und Dejagah vorerst draußen. Dafür kommen in Hasebe und Costa zwei wesentlich defensivere Spieler auf den Außenbahnen im Mittelfeld.

7.: Beck geht nach vorne rein, steckt dann gut in die Gasse auf Ibisevic durch. Der zieht von halbrechts gleich ab, zielt aber gut zwei Meter übers Tor.

15.: Starker Angriff von Hoffenheim: Obasi sieht Eduardo. Der hat links im Sechzehner Probleme mit der Ballmitnahme, bekommt die Flanke auf den ersten Pfosten aber noch hin. Ibisevic schneller als Madlung, spitzelt aber aus fünf Metern knapp am Tor vorbei.

22., 1:0, Ibisevic: Ein Treppenwitz, dass ein Konter herhalten muss... Ballgewinn Ibertsberger im Mittelfeld. Und dann geht der ICE ab. Eduardo verlagert auf Obasi, der geht mit Tempo auf die Abwehr zu. Abspiel auf Ibisevic, Schuss aus zehn Metern. Costa fälscht noch leicht ab, Benaglio deshalb ohne Chance. Im langen Eck schlägt's ein.

26.: Riesenchance zum 2:0! Super Pressing am Wolfsburger Strafraum und prompt der Ballgewinn. Eduardo legt im Sechzehner schön auf Ibisevic zurück, der schießt aber nur Madlung an, der drei Meter vor dem Tor steht.

27., 1:1, Grafite: Aus dem Nichts, aber egal. Dzeko vorbei an Compper, fällt dann hin. Im Liegen bringt Dzeko den Ball aber noch rüber zu Grafite. Der macht noch eben Jaissle nass und haut den Ball dann humorlos mit der Pieke an Haas vorbei ins Netz.

37., 2:1, Eduardo: Ein Traum von einem Freistoß! Der Brasilianer zwirbelt das Ding aus 23 Metern in den rechten Giebel. Aber genau in den Knick! Benaglio chancenlos.

41., 2:2, Dzeko: Misimovic haut einen Freistoß in den Sechzehner. Haas kommt raus - aber nicht an den Ball. Dzeko nutzt den Abpraller und schiebt aus sieben Metern ins leere Tor ein.

43.: Langer Ball von Ibertsberger auf Obasi. Der lässt Barzagli wie einen Schuljungen aussteigen, rutscht aber weg. Der Ball kommt wenigstens noch zu Eduardo, der aus zwölf Metern aber drüber schießt.

62.: Misimovic spaziert durch fünf Mann durch und findet auch noch Dzeko. Der zieht aus zwölf Metern etwas überhastet ab und ballert weit drüber.

69., 3:2, Obasi: Der eben erste eingewechselte Salihovic findet die Lücke und bedient Obasi. Kein Abseits. Der Nigerianer bleibt alleine vor Benaglio cool und schiebt aus zehn Metern flach ein.

73.: Doppelpass zwischen Obasi und Ba. Der zieht aus 18 Metern direkt ab, Benaglio verhindert das 2:4.

83.: Compper hebt das Abseits auf. Riether ist da, Haas stürzt mal wieder unmotiviert raus und verpasst. Riether köpft aber am Tor vorbei.

84.: Ibisevic macht drei Mann nass. Schuss aus 17 Metern, Barzagli fälscht noch ab. Benaglio schon geschlagen, der Ball fliegt aber hauchdünn am Tor vorbei.

So lief das Spiel: Wolfsburg teilweise sogar mit fünf Mann in der Abwehrkette, da sich Costa bei Ballbesitz der Gastgeber gerne mal zurückfallen ließ. Vor dem Tor war es dementsprechend eng, das Mittelfeld allerdings gehörte dadurch quasi komplett den Gastgebern. So ging es nur in eine Richtung.

Hoffenheim rannte nicht blind an, sondern lauerte auf seine Chancen - und nutzte ausgerechnet einen Konter zur Führung. Wolfsburg hielt bis zur Pause Kaltschnäuzigkeit und individuelle Fehler der Gastgeber im Spiel, ansonsten wäre Magaths Defensivkonzept bereits nach 45 Minuten zerstört gewesen.

In der zweiten Halbzeit das selbe Bild: Hoffenheim schnürte Wolfsburg teilwiese regelrecht ein, große Torchancen erspielte sich der Aufsteiger aber zunächst nicht. Erst Salihovic‘ Geistesblitz öffnete die Schleusen. Teilweise spielte die TSG wie eine Zirkustruppe: Zauberhaft und gleichzeitig auch unbedarft und naiv. Wolfsburg reagierte zu spät auf die veränderten Umstände.

Der Star des Spiels: Hoffenheims Beharrlichkeit - einfach bemerkenswert. Auch durch zwei schnelle Ausgleichstreffer ließ sich der Gastgeber nie aus dem Konzept bringen, spielte ruhig und besonnen sein Spiel weiter - wie eine große Mannschaft.

Die Gurke des Spiels: Magaths Defensivkonzept. Mit acht Feldspielern in der eigenen Hälfte wollte Wolfsburgs Coach dem Offensivdrang des Aufsteigers Einhalt gebieten. Teilweise klappte das auch ganz gut, drei Gegentore lassen letztlich aber doch am Sinn des Unternehmens zweifeln. Zumal sich der VfL dadurch seiner größten Stärke beraubte: dem eigenen Offensivspiel. Magath reagierte mit den Einwechslungen von Gentner und Dejagah zu spät.

Die Lehren des Spiels: Hoffenheim zeigte nach dem überschaubaren Auftritt in Berlin eine tolle Reaktion, blieb auch nach den Rückschlägen ruhig und hat jetzt aus sieben Heimspielen unheimliche 19 Punkte geholt.

Zeitweise beherrschte der Aufsteiger einen UEFA-Cup-Teilnehmer nach Belieben, Wolfsburg blieb sich selbst nicht treu und ging mit einer ungewohnten Taktik baden.

Hoffenheim etabliert sich langsam aber sicher ganz oben in der Tabelle, während Wolfsburg als Tabellenachter seinen Erwartungen weiter hinterher hinkt. Die Auswärtsschwäche des VfL - Wolfsburg ist als einziges Team der Liga noch ohne Auswärtssieg - wird noch ein Stolperstein auf dem Weg in den internationalen Wettbewerb sein.