Leon Goretzkas Start beim FC Bayern München: Deutscher Pass

Leon Goretzka feierte beim Testspiel gegen Manchester United sen Debüt für den FC Bayern.
© getty

Neuzugang Leon Goretzka soll den Konkurrenzkampf im trotz des Abgangs von Arturo Vidal üppig bestückten Mittelfelds des FC Bayern München weiter verschärfen. Zu überzeugen weiß der 23-Jährige auch mit seinem Pass. Goretzkas Debüt im 1:0-Testspielsieg gegen Manchester United verlief vielversprechend.

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Als sich Goretzka am vergangenen Donnerstag an der Säbener Straße der Presse vorstellte, ging es zunächst nicht um Quer-, Vertikal- oder Rückpässe, sondern zuallererst um einen Pass. Den von Goretzka nämlich, den deutschen mit dem Geburtsort Bochum. Dieser Pass war, so schien es zumindest irgendwie, eine seiner Hauptqualifikationen für die Verpflichtung.

"Wir versuchen, den Kern unserer Mannschaft deutsch zu halten", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic, der neben Goretzka saß. Oder auch: "Wir wollen unsere Kabine deutsch halten." Zehn aktuelle oder ehemalige deutsche Nationalspieler stehen im Kader des FC Bayern. Salihamidzic erklärte, dass er mit seinem Verein "die deutschen Tugenden des Fußballs" repräsentieren wolle.

Als der FC Bayern am 19. Januar den ablösefreien Wechsel Goretzkas vom FC Schalke 04 nach München bestätigte, sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge: "Wir sind sehr froh, dass sich mit Leon Goretzka ein deutscher Nationalspieler mit großer Perspektive trotz namhafter Konkurrenz aus dem Ausland für den FC Bayern entschieden hat." Und nun ist Goretzka eben angekommen in München und sagte bei der Pressekonferenz sogar: "Servus!"

Goretzka: "Am liebsten auf der Achterposition"

Nur einen Tag nach Goretzkas Vorstellung verabschiedete sich ein anderer zentraler Mittelfeldspieler vom FC Bayern: Arturo Vidal, der keinen deutschen, sondern einen chilenischen Pass besitzt. Die Anzahl an potenziellen zentralen Mittelfeldspielern verringerte sich somit von neun auf acht. Womöglich wird es demnächst noch einer weniger. Angeblich beschäftigt sich Thiago (spanischer Pass) mit einem Wechsel.

Aktuell verfügt der FC Bayern abgesehen von ihm und Goretzka noch über Javi Martinez, Sebastian Rudy, Corentin Tolisso, Renato Sanches, James und Thomas Müller. "Wir haben ein sehr, sehr, sehr gutes Mittelfeld. Aber ich bin sicher, dass wir alle Spieler brauchen werden", hatte Salihamidzic gesagt, als es mit Vidal noch neun Kandidaten waren.

Was Goretzka von den anderen abhebt? Was ihn besonders macht? "Er ist ein richtig guter Junge mit einem richtig guten Charakter und ein richtig guter Fußballer. Er hat Qualitäten, die unsere Mannschaft weiterbringen. Er ist sehr dynamisch, schnell und technisch stark", sagte Salihamidzic. Goretzka selbst erklärte, dass er zwar "relativ flexibel" einsetzbar sei, aber "am liebsten auf der Achterposition" spiele. Im von Trainer Niko Kovac zuletzt praktizierten 4-3-3-System gäbe es zwei dieser für ihn wie maßgeschneiderten Rollen.

Debüt beim Testspiel gegen Manchester United

Beim Testspiel gegen Manchester United durfte Goretzka eine Halbzeit lang tatsächlich auf seiner bevorzugten Achterposition verbringen, auf halbrechts. Zur Pause kam er für Franck Ribery ins Spiel und sorgte für Belebung. In der 54. Minute köpfte Goretzka den Ball knapp drüber, in der 81. schoss er vorbei.

Zu überzeugen wusste er auch mit seinen Passqualitäten - diesmal den fußballerischen. Knapp 96 Prozent seiner Zuspiele kamen an, eine bessere Quote erreichte kein Bayern-Spieler. In der gegnerischen Hälfte waren knapp 94 seiner Pässe erfolgreich, auch das ein sehr guter Wert.

Goretzka war genau wie der andere Neuzugang Serge Gnabry eine der positiven Erscheinungen dieses reichlich bedeutungslosen Testspiels. Wegen der "guten Kulisse" und des "guten Gegners" hätte es "sehr viel Spaß" gemacht, sagte er. Auch wenn er es "sehr ärgerlich" fand, dass es mit einem eigenen Treffer nicht klappte.

Goretzka und das Trio von 1995

Eine spezielle Erinnerung an sein Debüt bekam Goretzka trotz des fehlenden Tores - und zwar in Form einer einbandagierten rechten Hand. "Da ist einer drauf getreten, aber es ist nicht so schlimm", erklärte er nach dem Spiel. Als Goretzka am nächsten Tag um 11 Uhr den Trainingsplatz in Rottach-Egern betrat, war die Bandage immer noch um die Hand gewickelt. Sicher ist sicher. Den Daumen für ein Erinnerungsfoto mit einem Fan in die Höhe zu recken, klappte trotzdem.

Danach setzte sich Goretzka neben den Spielern, die gegen United ähnlich lange zum Einsatz kamen, auf ein Rad an der Seite des Rasens und radelte die anstrengenden Spielminuten und Trainingseinheiten aus den Beinen. "Wir trainieren länger, als das viele bisher gewohnt waren", sagte Goretzka schon bei seiner Vorstellung. "Aber ich bin jemand, der sehr gerne und hart trainiert." Nach 45 Minuten stieg er als Letzter von seinem Rad - Joshua Kimmich, Niklas Süle und Serge Gnabry waren zu diesem Zeitpunkt bereits vor der Hitze geflüchtet.

Dieses Trio entstammt genau wie Goretzka dem Jahrgang 1995 und ist sein erster Anker auf dem Weg zur Integration in die Mannschaft. "Die Jungs kenne ich schon lange", sagte Goretzka, der mit ihnen jahrelang in den deutschen U-Nationalmannschaften spielte. Wegen der "bekannten Gesichter" sei es ihm relativ leicht gefallen, sich einzufinden. "Und auch in der Wohnung geht es voran, nahezu alles ist schon da." Sicherlich auch sein Pass.

FC Bayern München: Neuzugänge im Sommer 2018

SpielerAbgebender VereinAblöse
Leon GoretzkaFC Schalke 04ablösefrei
Renato SanchesSwansea CityLeih-Ende
Serge GnabryTSG HoffenheimLeih-Ende
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