BVB - Was wurde aus der Verbindung zwischen Borussia Dortmund und Hotman El Kababri?

Vereinslos statt BVB: Hotman El Kababri.
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Im Januar 2020 sicherte sich Borussia Dortmund die Transferrechte an Hotman El Kababri vom RSC Anderlecht. Das stimmte so jedoch nicht ganz. Was ist aus dem BVB-Deal mit dem damals 20-jährigen Marokkaner geworden?

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Große Beachtung fand die ganze Geschichte nicht wirklich. Dazu war zu viel in zu kurzer Zeit passiert und der Name Hotman El Kababri auch niemandem großartig geläufig. Damals, am letzten Tag des Wintertransferfensters im Januar 2020, hatte Borussia Dortmund gerade Emre Can von Juventus ausgeliehen, Jacob Bruun Larsen per Leihe nach Hoffenheim geschickt und 24 Stunden zuvor Paco Alcacer an Villarreal verkauft.

Die Meldung, der BVB habe sich die Transferrechte an einem Rechtsverteidiger mit Namen El Kababri gesichert, ging in dieser Gemengelage unter. Nun, etwas mehr als zwei Jahre später, hat der Marokkaner noch immer kein Spiel für die Dortmunder absolviert. Was ist passiert?

Um die Hintergründe dieses Deals aufzulösen, muss man zunächst einmal im Januar 2020 bleiben. El Kababri spielte bereits neun Jahre lang für den RSC Anderlecht in Belgien. Dort durchlief er die Jugendteams, kickte in der Youth League und kam im Juli 2019 zu Saisonbeginn das erste Mal bei den von Vincent Kompany betreuten Profis zum Einsatz.

Dabei blieb es jedoch. Um dem damals 20-Jährigen Spielpraxis zu garantieren, wollte Anderlecht El Kababri ausleihen - und neben Dortmund signalisierten aus Deutschland auch Fortuna Düsseldorf sowie Hertha BSC Interesse. Und jetzt wird es etwas kompliziert.

BVB und der komplizierte Deal mit Hotman El Kababri

Der BVB bekam schließlich den Zuschlag - nach Informationen von SPOX und GOAL sicherte man sich aber aus Zeitgründen aufgrund der sich anbahnenden Schließung des Transferfensters nicht die Transferrechte in Gänze, sondern lediglich eine Option darauf. Dortmunds Plan sah dann vor, El Kababri direkt in die 2. Liga zu Greuther Fürth zu verleihen. Der Spieler jedoch wollte lieber in Belgien bleiben und unterschrieb einen Leih-Vertrag über 18 Monate beim SV Zulte Waregem.

Innerhalb dieser Zeit hätte der BVB den Spieler kostenlos zu sich holen können. Als der Deal fix war, posierte El Kababri auf einem Foto, das er auf seinem mittlerweile abgeschalteten Instagram-Kanal veröffentlichte, mit einem Trikot von Zulte Waregem in der Hand - während er ein Dortmund-Trikot trug. Zulte Waregem bestätigte den Wechsel damals, ohne die Borussia dabei zu erwähnen. Der BVB selbst verkündete ihn nie.

Für El Kababri, der sechsmal für die belgische U15 auflief, dort zeitweise Kapitän war und sich 2016 für Marokko entschied (dort mit sieben Einsätzen in der U17), war das rückblickend betrachtet allerdings der Anfang vom Ende. "Als Hotman zu Zulte Waregem ging, lief dort vieles schief", sagt sein damaliger Berater Yalcin Zöhre im Gespräch mit SPOX und GOAL. "Es war trotzdem eine totale Überraschung, dass er nicht eingesetzt wurde. Er war schnell kein Teil der ersten Mannschaft mehr."

Hotman El Kababri: Ohne Spiel für Zulte Waregem und Lierse

Zöhre führt das vor allem auf vereinspolitische Probleme zurück. So ging es für El Kababri bereits im Sommer darauf - ohne auch nur ein Spiel für Zulte Waregem gemacht zu haben - gut 100 Kilometer weiter östlich per Leihe zum Zweitligisten KSK Lierse. "Bei Zulte Waregem hieß es, man habe keinen Platz mehr für ihn", sagt Zöhre. "Zuvor meldete ein Verein aus der englischen Championship Interesse an, wurde dann aber mit einer Transfersperre belegt."

In Lier, einer Stadt in der Provinz Antwerpen, habe ihn dann ein ähnliches Schicksal wie zuvor ereilt, sagt Zöhre: Innerhalb des Klubs habe es viele Ungereimtheiten gegeben, El Kababri fiel erneut durchs Raster. Lediglich einmal stand er im Kader, eingesetzt wurde er jedoch nicht. Trainer Tom Van Imschoot sprach von einem schwierigen Verhalten des Spielers. Nach vier Monaten wurde die Leihe abgebrochen, Zulte Waregem schob ihn daraufhin in die U21 ab.

"Alle möglichen negativen Umstände waren dafür verantwortlich, dass seine Karriere zu diesem Zeitpunkt völlig am Boden lag", sagt Zöhre. Und an diesem Zustand hat sich bis heute beinahe nichts verändert. El Kababri ist mittlerweile schwer zu vermitteln, denn er hat jetzt seit rund zwei Jahren kein Pflichtspiel mehr bestritten.

Hotman El Kababri im Trikot von KSK Lierse.
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Hotman El Kababri im Trikot von KSK Lierse.

Hotman El Kababri: Vereinslos statt BVB

"Potenzielle Vereine zögern, weil er so lange nicht gespielt hat", sagt Zöhre, ist von El Kababris Qualitäten aber weiterhin vollauf überzeugt: "Wenn ein Verein in der Niederlande oder in der deutschen 2. oder 3. Bundesliga ein paar Monate in ihn investieren würde, bin ich sicher, dass sie mit ihm zufrieden wären. Er ist wirklich ein sehr guter Spieler."

Zöhre sieht den mittlerweile 22-Jährigen auch nicht als Rechtsverteidiger, sondern als Mittelfeldspieler für die Acht oder Zehn, aber auch für den offensiven Flügel. "Er ist ein Freistoßspezialist und hat einen sehr guten Schuss. Dazu ist er sehr schnell mit dem Ball, hat eine gute Ballkontrolle und ein gutes Passspiel. Er ist mit seinen 1,70 Metern nicht sehr groß, daher muss er noch mehr an seiner Physis arbeiten. Wenn er es schafft, körperlich so stark wie Xherdan Shaqiri zu werden, der ja auch nicht groß ist, dann wäre er ein echter Qualitätsspieler. "

Doch El Kababri, der zwischenzeitlich im Training der Anderlechter U23 teilnahm, ist seit vergangenen Sommer vereinslos. Er weilt in seiner belgischen Heimat und hält sich mit einem eigenen Trainer fit. Laut Zöhre hat er bislang mehreren Vereinen, darunter auch einem aus der deutschen Regionalliga, abgesagt - weil er auf höherem Niveau spielen möchte. El Kababri befindet sich zudem im Austausch mit weiteren Beratern, um seinen Ansprüchen näher zu kommen.

Und Dortmund? Angesichts der nach unten zeigender Kurve hat der BVB die Option, die Transferrechte von El Kababri zu erwerben, nicht genutzt und die entsprechende Frist verstreichen lassen.