Thesen zum 6. Spieltag: Herthas Selbstüberschätzung hat CL-Format - BVB benötigt Haaland-Backup

Von Stefan Rommel
Der Hertha droht erneut eine ganz schwierige Saison.
© imago images

Bei Hertha BSC werden Klatschen offenbar zur Gewohnheit, Union Berlin erinnert derweil ein bisschen an Atalanta Bergamo. Und der BVB muss im Angriff nachjustieren. Die Thesen zum 6. Bundesligaspieltag.

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Hertha BSC: Selbstüberschätzung hat Champions-League-Format

Am Ende waren es satte 4,55 xGoals, die sich RB Leipzig gegen Hertha BSC herausschoss. Und im echten Leben reichte das dann sogar für sechs Treffer gegen einen Gegner, der einmal mehr kein Bundesligaformat erreichte. Auf dem Papier mag das den einen oder anderen überrascht haben nach den Ergebnissen der letzten Wochen.

Aber wenn man sich die Leistungen der beiden Mannschaften und vor allen Dingen jene der Hertha auch bei den letzten Siegen gegen Bochum und Fürth vor Augen führt, kam dieser Zusammenbruch alles andere als unerwartet. Wobei damit immer noch nicht geklärt ist, wie um Himmels willen sich die Berliner das eigentlich vorgestellt hatten in Leipzig und wie man so fahrlässig in eine Partie gegen eine der besten Mannschaften der Liga gehen kann?

Die Vermutung: Bei der Hertha haben immer noch nicht alle kapiert, dass es in dieser Saison eher gegen den Abstieg geht als um einen Platz im internationalen Wettbewerb. Die Selbstüberschätzung einiger Spieler hat offenbar schon Champions-League-Format erreicht. Die Leistungen weisen ein in allen Belangen überfordertes Kellerkind aus. So lange sich das falsche Anspruchsdenken nicht der Realität annähert, wird sich daran auch nichts ändern. Und peinliche Auftritte wie in Leipzig auch die Regel werden und nicht eine Ausnahme.

Gladbachs Königstransfer ist erst 18 Jahre alt

Apropos Hertha: Da spielte bis vor ein paar Wochen auch noch Luca Netz. Der Teenager hat in Berlin den Durchbruch zum Bundesligaspieler geschafft, für die Hertha sein erstes Tor erzielt. Netz wäre ein Versprechen für die Zukunft gewesen, aber Hertha ließ den Hoffnungsträger für vier Millionen Euro nach Gladbach ziehen - und Netz dort schnell in die großen Fußstapfen des ewigen Oscar Wendt treten. Der 18-Jährige spielte beim 1:0 gegen Borussia Dortmund groß auf und hatte einen enormen Einfluss auf das Spiel der Gastgeber.

Netz bremste den zuletzt sehr starken Thomas Meunier gegen den Ball ziemlich ein und setzte immer wieder starke Offensivakzente, unter anderem feuerte Netz die meisten Torschüsse aller Spieler auf dem Platz ab - obwohl er nur 70 Minuten mitspielen durfte, ehe er von Hannes Wolf ersetzt wurde. Streng genommen war Netz der einzige Transfer der Borussia in diesem Sommer, mit dem Youngster hat Mönchengladbach aber eine sehr gute Wahl getroffen.

Das Symbol der Stuttgarter Probleme

Der VfB würgt sich gegen Bochum zu einem Punkt, bleibt damit aber auch im fünften Spiel in Folge ohne Sieg. Dem VfB geht diese Leichtigkeit ab, die die Mannschaft in der letzten Saison noch ausgezeichnet hat. Das gilt für alle Spielphasen und ist am besten zu dokumentieren an Wataru Endo. Der Japaner ist eigentlich eine Bank, das Scharnier zwischen Defensive und Offensive. Aber Endo hängt die kaum vorhandene Sommerpause nach, seine Dauerbeanspruchung seit nunmehr fast anderthalb Jahren wird immer mehr zu einem Problem. Endo wurde für Olympia abgestellt und nimmt bisher auch alle Reisen für die japanische Nationalmannschaft im Rahmen der WM-Qualifikation mit. Deshalb wirkt Mister Zuverlässig ein bisschen überspielt und das merkt man in einer Mittelfeld-Konstellation mit dem nach einer halbjährigen Verletzung erst zurückgekehrten Orel Mangala derzeit enorm an. Vielleicht müsste der VfB als Arbeitgeber mit dem Spieler und dem japanischen Verband sprechen wegen der Länderspielabstellungen im Oktober. Mit einem Endo auf Sparflamme ist schließlich keinem geholfen.

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