Kommentar zur Entlassung von Trainer Uwe Neuhaus bei Arminia Bielefeld: Beweis für den Fehler im System

Uwe Neuhaus wurde als Trainer von Arminia Bielefeld entlassen.
© getty

Arminia Bielefeld setzt Aufstiegstrainer Uwe Neuhaus vor die Tür und klammert sich damit an den letzten Strohhalm im Kampf um den Klassenerhalt. Eine angesichts von Neuhaus' Verdiensten und des aktuellen Tabellenstands schwer nachvollziehbare Entscheidung, die jedoch auch einen Fehler im System belegt. Ein Kommentar.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

In seiner ersten vollen Saison führte Uwe Neuhaus Arminia Bielefeld im Vorjahr überraschend als Zweitligameister nach elf Jahren Abstinenz in die Bundesliga. 55 der 75 Pflichtspiele, die er als Trainer auf der Bank saß, gingen nicht verloren. Im Oberhaus stehen die Ostwestfalen im zu erwartenden Kampf um den Klassenerhalt konkurrenzfähig da, punktgleich mit Rang 15 belegt Bielefeld derzeit den Relegationsplatz.

Zwar befand sich die Mannschaft zuletzt in keiner guten Phase, der Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz ist im Februar von sieben auf einen Punkt zusammengeschmolzen. Dennoch ist es angesichts von Neuhaus' Verdiensten und des aktuellen Tabellenstands eine schwer nachvollziehbare Entscheidung der Vereinsführung, den 61-Jährigen von seinen Aufgaben zu entbinden.

Dass die Verantwortlichen des DSC, der den deutlich geringsten Etat aller Bundesligisten aufweist und daher vor der Spielzeit selbst einen "Wettstreit mit 17 Motorbooten" (Geschäftsführer Samir Arabi) prognostizierte, nun so drastisch reagieren, belegt jedoch auch einen Fehler im System.

Bielefeld ist bei weitem nicht der erste Klub, der einen verdienten (Aufstiegs-)Coach in dieser Phase der Saison, also kurz nach dem Start der Rückserie, entlässt. Auch Mike Büskens 2013 in Fürth oder Michael Köllner in Nürnberg 2019 mussten mit vier beziehungsweise drei Zählern Rückstand auf Platz 16 vorzeitig gehen. Die Vereine klammern sich an diesen vermeintlich letzten Strohhalm schlichtweg deshalb, weil sie den drastischen Finanz-Absturz in die 2. Liga um jeden Preis verhindern wollen.

Wirtschaftliche Schere verhindert sportliche Kontinuität

Es ist freilich keine Neuigkeit mehr, dass die wirtschaftliche Schere zwischen den beiden Ligen viel zu weit auseinanderklafft. Im ersten Jahr nach einem Abstieg gehen die Umsätze der Vereine durchschnittlich um rund 40 Prozent zurück, auch der Rückgang der Fernsehgelder bedeutet einen deutlichen finanziellen Einschnitt. In der beschriebenen Gemengelage übt dies vor allem einen ungesunden Druck auf die Entscheidungsträger aus und verhindert damit die oft von allen Beteiligten gewünschte sportliche Kontinuität.

Stattdessen müssen sich die Klubs, geht die Entscheidung schließlich nach hinten los, nach einem Abstieg beinahe neu erfinden und zeitgleich mit Altlasten herumschlagen. Auch das Szenario eines würdevollen Abstiegs mit dem Aufstiegstrainer ist mittlerweile so gut wie ausgeschlossen. Im Falle der Arminia mit dem im Umfeld beliebten Neuhaus wäre es besonders angebracht gewesen, gerade in der schwierigen Corona-Zeit ohne Zuschauer.

Arminia Bielefeld: Die nächsten fünf Bundesligaspiele des DSC

DatumUhrzeitGegner
7. März18 Uhr1. FC Union Berlin (H)
10. März18.30 UhrWerder Bremen (H)
14. März13.30 UhrBayer Leverkusen (A)
19. März20.30 UhrRB Leipzig (H)
3. April15.30 Uhr1. FSV Mainz 05 (A)