Erkenntnisse des 15. Bundesliga-Spieltags: Ausrufezeichen von Reus - Hertha-Luxuskader im Dauertief

Von Stefan Rommel
Marco Reus hat beim BVB-Sieg in Leipzig eine starke Leistung gezeigt.
© getty

Hertha BSC stolpert weiter durch die Liga und weiß die TSG Hoffenheim an seiner Seite, während beim VfL Wolfsburg eine Schwachstelle des Corona-Fußballs offensichtlich wird. Es gibt aber auch positive Nachrichten: Beispielsweise von Marco Reus und Borussia Dortmund. Die Erkenntnisse zum 15. Spieltag.

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Hertha BSC hängt weiter im Dauertief

Eigentlich ist es bei Hertha BSC ganz einfach: Wenn Matheus Cunha dabei ist, besteht die Chance auf ein bisschen Fußball und auch den einen oder anderen Sieg. Und wenn nicht? Dann kommt so etwas heraus wie beim Auswärtsspiel in Bielefeld: Eine uninspirierte Vorstellung einer Mannschaft, die auch nach 15 Spieltagen noch keine ist und dann nicht einmal mehr gerettet werden kann von der individuellen Klasse eines Einzelspielers.

Der Berliner Luxuskader bleibt auch nach der knappen Hälfte der Saison nicht mehr als ein Experiment, das zu scheitern droht. Und langsam rückt dabei auch der Trainer in den Fokus. Bruno Labbadia verweist immer wieder darauf, dass man Geduld haben müsse und sich die Dinge erst langsam entwickeln könnten. Aber Labbadia hatte nun ein halbes Jahr Zeit, um der Mannschaft so etwas wie eine erkennbare Idee zu vermitteln.

Hertha spielt anders als viele andere vermeintliche Konkurrenten aus dem oberen Tabellensegment nicht international, hat also unter der Woche genug Zeit zu trainieren, selbst die Doppelbelastung im Pokal fällt seit dem Aus in der ersten Runde weg. Da bleiben kaum noch Ausreden, warum mit dieser teuer konzipierten Mannschaft nicht mehr möglich sein soll als 16 Punkte und Tabellenplatz zwölf.

VfL Wolfsburg: Das hochriskante Spiel mit der Gesundheit

Im November hatte sich Marin Pongracic bei einer Länderspielreise mit der kroatischen Nationalmannschaft mit Covid-19 infiziert, die Viruserkrankung folgte nur Wochen nach Pongracic' Pfeifferschem Drüsenfieber. Das waren nicht nur zwei schwere Erkrankungen innerhalb kurzer Zeit, die Erfahrungen mit den Spätfolgen einer Corona-Erkrankung sind bis heute wenig erforscht und diffus.

Trotzdem stand Wolfsburgs Innenverteidiger wegen der angespannten Personallage bei den Wölfen seitdem in vier Ligaspielen in der Startelf - beendete aber keine dieser vier Partien auch auf dem Platz. Pongracic wurde immer ausgewechselt, vielleicht auch aus taktischen Gründen wie bei den Spielen in München und Dortmund, als der VfL zurücklag. Am Wochenende in Berlin musste der Kroate aber schon nach 45 Minuten runter.

"Marin hatte große Probleme mit der Luft. Er hatte schon während der ersten Halbzeit hin und wieder beide Arme auf den Knien, wie man es normalerweise am Ende einer Verlängerung kennt. Bei ihm war es nach 15 Minuten zum ersten Mal", sagte sein Trainer Oliver Glasner und fügte an: "Er ist nicht in einem hundertprozent fitten Zustand. Keiner von uns weiß, wie sich die Infektion über Monate hinweg auswirkt."

Sätze wie diese deuten eine Lücke im viel gelobten DFL-Hygienekonzept an: Bis heute wird an medizinischen Studien zum Zeitpunkt der Ausarbeitung des Konzepts festgehalten. Das war im letzten Mai. Pongracic' Innenverteidigerkollege Maxence Lacroix pausierte übrigens gegen Union - wegen den Folgen einer Covid-Erkrankung. Aber so lange alle das Spiel mitspielen, Spieler, Klubs, Politik, Ärzte und die Medien, wird sich kaum etwas ändern.

SC Freiburg: Der nächste interessante Spieler

Der Höhenflug des SC Freiburg hält nicht nur an, er erreicht mittlerweile ungeahnte neue Bestmarken. Das 5:0 gegen einen unterirdischen 1. FC Köln bedeutete den fünften Bundesligasieg in Folge und damit Vereinsrekord. Fünf verschiedene Torschützen unterstreichen die Unberechenbarkeit in Christian Streichs Kader, der nun schon insgesamt zehn verschiedene Torschützen beherbergt.

Neben den üblichen Verdächtigen wie Vincenzo Grifo, Roland Sallai oder Nils Petersen, spielt sich in den letzten Wochen auch ein anfangs eher übersehener Spieler immer mehr in den Vordergrund. Ermedin Demirovic kam im Sommer für stattliche 3,7 Millionen Euro aus Alaves, für Freiburger Verhältnisse eine sehr große Ablösesumme - die der in Hamburg geborene Bosnier nicht auf Anhieb rechtfertigen konnte.

Der Start in der Bundesliga verlief holprig, Demirovic hatte eine vergleichsweise kurze Sommerpause, auch dadurch Probleme auf dem Platz und fiel abseits eher mit fragwürdigen Social-Media-Postings auf. Ein kleiner öffentlicher Rüffel des Trainers war die Folge.

Aber nach dem Tiefpunkt beim 1:3 zu Hause gegen Mainz Mitte November fand nicht nur die Mannschaft in die Spur, sondern auch der 22-Jährige. Seitdem taucht Demirovic fast dauerhaft in der Startelf auf und zeigt, warum Freiburg so viel Geld in ihn investiert hat. Als falsche Neun bringt der Spieler Spielintelligenz und Abschlussstärke mit, glänzte zuletzt auch immer wieder als Vorbereiter. Zwei Tore und fünf Assists sind die starke Zwischenbilanz, aber man darf sicher sein: Da geht auch noch mehr.

 

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