Vorbei mit der Geschlossenheit: Worst-Case-Szenario sorgt vor dem Neustart für Streit

SID
Christian Seifert ist der Chef der DFL.
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Die Liga rüstet sich für den Neustart. Doch drei Tage, bevor der Ball wieder rollt, tun sich neue Probleme auf.

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Mit großer Geschlossenheit arbeitete der deutsche Profifußball am Wiederbeginn, sprach mit einer Stimme. Doch nun, da der Restart kurz vor der Tür steht, ist es damit vorbei. Streitthema ist die Wertung der Saison bei einem möglichen vorzeitigen Abbruch. Wie der kicker am Mittwoch nach einer Videokonferenz der Deutschen Fußball Liga (DFL) mit den 18 Erstligisten berichtete, herrscht dabei große Uneinigkeit über die Regelung von Auf- und Abstieg. Es ist nur eine der offenen Fragen, die sich vor dem Neustart am Samstag auftun.

Dem kicker zufolge votierten acht Vereine gegen den Antrag des DFL-Präsidiums, auch im Falle eines Saisonabbruchs "am Grundprinzip eines sportlichen Auf- und Abstiegs zwischen der Bundesliga und der 2. Bundesliga und zwischen der 2. Bundesliga und der 3. Liga unter Beibehaltung der Anzahl von jeweils 18 Klubs" festzuhalten. Zehn Klubs stimmten für den Antrag.

Eigentlich hätte die finale Abstimmung über eine entsprechende Satzungsänderung schon auf der DFL-Mitgliederversammlung am Donnerstag erfolgen sollen. Die endgültige Entscheidung soll nun um eine Woche vertagt werden. Die Bild-Zeitung hatte schon am Dienstagabend über ein Worst-Case-Szenario berichtet, das trotz eines möglichen Abbruchs in der 1. und 2. Bundesliga jeweils einen Meister und zwei Absteiger vorsieht.

Union Berlin muss womöglich auf Trainer Urs Fischer verzichten

Doch damit nicht genug der Probleme, die sich drei Tage vor dem ersehnten Neustart der Saison auftaten. So muss Union Berlin im Spiel gegen Rekordmeister Bayern München am Sonntag (18 Uhr) womöglich ohne seinen Trainer Urs Fischer auskommen. Wie die Eisernen am Mittwoch mitteilten, verließ der Schweizer das Trainingslager der Berliner in Barsinghausen aus privaten Gründen "bis auf Weiteres" - das DFL-Konzept sieht aber vor, dass alle Beteiligten mindestens die letzten sieben Tage vor Saisonbeginn in einer geschlossenen Quarantäne verbringen.

Union geht dennoch davon aus, dass Fischer am Sonntag auf der Bank sitzen kann - sofern es die privaten Angelegenheiten denn zulassen. Wichtig sei, dass er am Samstag an der Coronavirus-Testreihe teilnehmen kann. "Wenn er den zweiten Abstrich am Samstag abgeben kann, kann er im Spiel am Sonntag dabei sein", erklärte Sportchef Oliver Ruhnert.

Bundesliga-Restart: Unterfangen auf "tönernen Füßen"

Dies würde jedoch für ordentlich Verwirrung sorgen, muss Fortuna Düsseldorf im Kellerduell gegen Schlusslicht SC Paderborn am Samstag (15.30 Uhr) aus dem gleichen Grund auf Kapitän Oliver Fink verzichten. Dieser hatte das Quarantäne-Hotel nach Vereinsangaben aus familiären Gründen verlassen.

Es wird deutlich, wie kompliziert das Unterfangen ist, die Saison inmitten der Coronakrise trotz des detaillierten Hygiene- und Schutzkonzeptes zu Ende zu spielen. Schon der "Fall Dynamo Dresden" hatte gezeigt, dass der DFL-Plan auf "tönernen Füßen" (Max Eberl) steht.

Aufgrund zweier Corona-Infektionen hatte das Gesundheitsamt Dresden das ganze Team des Zweitligisten in eine 14-tägige Quarantäne geschickt. Sollten andere Teams bei Infektionen ebenfalls geschlossen in Isolation müssen, würde es zwangsläufig das Aus für den gesamten Spielbetrieb bedeuten.

"Es gibt sicherlich eine Größe, dann ist das irgendwann nicht mehr machbar", sagte DFL-Boss Christian Seifert im ZDF-Sportstudio. Auch bei einem drastischen Anstieg der Infektionszahlen in Deutschland wäre eine Fortführung der Bundesliga nicht mehr vertretbar.

Christian Seifert war im ZDF-Sportdtudio zu Gast.
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Christian Seifert war im ZDF-Sportdtudio zu Gast.

DFL will Satzungsänderungen

Die Ansage ist jedoch klar: Bis 30. Juni soll die Saison bestenfalls beendet sein. Einige mögliche Stolpersteine auf dem Weg will die DFL mit diversen Satzungsänderungen am Donnerstag aus dem Weg räumen. So könnte es sogar zu Heimspielen in fremden Stadien kommen, sollte dies aus "rechtlichen, organisatorischen und/oder sicherheitstechnischen Gründen" erforderlich sein, wie aus der vom kicker veröffentlichten Tagesordnung hervorgeht. Ebenso wird über eine Erhöhung von drei auf fünf Auswechslungen pro Spiel abgestimmt.

Normal wird jedenfalls kaum mehr etwas sein. So erwartet Dortmunds Lizenzspielerchef Sebastian Kehl zwischen seinem BVB und Schalke 04 am Samstag (15.30 Uhr) das "ungewöhnlichste Derby der Geschichte". Keine Zuschauer, beim Torjubel nur flüchtiger Ellenbogenkontakt oder kurzes Füßeln, Trainer und Ersatzspieler mit Schutzmasken auf der Bank - so sieht der "neue" Fußball aus.

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