Virologe Kekule: "Würde Fußballern raten, die Saison abzuschreiben" - Geisterspiele erst ab September möglich?

Von SPOX
Hält die Austragung von Geisterspielen in der Bundesliga erst im September wieder für möglich: Virologe Alexander Kekule.
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Alexander Kekule, langjähriger Berater der Bundesregierung für Fragen der Bekämpfung von Infektionskrankheiten, hält eine Durchführung von Geisterspielen in der Fußball-Bundesliga im Zuge der Coronakrise erst ab September für "wahrscheinlich wieder machbar". Das sagte der Leiter der Virologie und Mikrobiologie der Uniklinik Halle im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung.

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Bezüglich eines normalen Endes der Saison im Juni zeigte sich Kekule hingegen skeptisch. "Ich würde den Fußballern den Rat geben - nach heutigem Stand wohlgemerkt -, die Saison abzuschreiben", sagte er. Generell könne man aber erst "in etwa drei Wochen" absehen, ob überhaupt an Geisterspiele ohne Publikum zu denken ist.

"Ich verwende dazu den Begriff des smart distancing", erklärte Kekule. Dies sei eine konkrete und auf jedes einzelne Projekt bezogene Sicherung, die besonders die bei einem Durchschnittsspiel für die Live-Übertragung erforderlichen 100 bis 120 Arbeitskräfte betreffen würde.

"Kameraleute müssten dann wohl mit Mund-und Augenschutz arbeiten. Es müsste Sicherheitstrainings für die gesamte Crew geben. Die Fußballer selbst, bei denen Körperkontakt unvermeidlich ist, müsste man kurz vor dem Spiel testen", führte Kekule aus: "Die Ergebnisse wird man binnen zwei Stunden haben. Das Restrisiko für die jungen, durchtrainierten Spieler wäre dann wahrscheinlich akzeptabel."

BL-Geisterspiele erst im September - oder doch schon im Mai?

All dies sei machbar und würde wohl Arbeitsbedingungen schaffen, die nach SZ-Angaben weniger Gefahren erzeugten als der Besuch im Supermarkt - allerdings erst ab September, wie Kekule weiter erklärte. Eine Option sei daher, die Beendigung der Saison in die nächste Spielzeit zu verschieben.

Selbiges hatte auch Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in einem Interview mit der FAZ angedacht. "Wenn das unter den Aspekten von Gesundheit und politischer Einschätzung nicht anders möglich wäre, müsste man sich mit diesem Szenario gegebenenfalls auseinandersetzen", sagte Rummenigge dort und positionierte sich damit klar gegen einen Abbruch der Saison, der zahlreiche Klubs der ersten und zweiten Bundesliga aufgrund der entgangenen TV-Gelder Millionen kosten und an den Rand des Ruins treiben würde.

Wie die SZ berichtet, streben die Klubs daher an, bereits ab Mai wieder spielen zu dürfen - ohne Publikum. Dann würde man bis zum regulären Ende der Saison am 30. Juni noch die letzten neun Spieltage, sowie die drei ausstehenden Pokalpartien über die Bühne bringen können. Auch aus der Politik soll es vorsichtige positive Signale gegeben haben, dass im Mai vielleicht wieder gespielt werden könne Am Dienstag tagt die DFL in Form eines virtuellen Meetings und berät über die Weiterführung der Saison 2019/2020.

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