Maximilian Philipp beim BVB: Neues Jahr, neue Hoffnung

Von Marc Hlusiak
Will in der Rückrunde neu angreifen beim BVB: Maximilian Philipp
© getty

Maximilian Philipp erlebte in seiner zweiten Saison beim BVB eine Hinrunde zum Vergessen. Dabei sollte ihm nach dem Abgang von Michy Batshuayi eigentlich eine Hauptrolle zuteilwerden. Nach einem vielversprechenden Wintertrainingslager nimmt der Ex-Freiburger nun einen neuen Anlauf.
 

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Bei Borussia Dortmund erfreut man sich derzeit bester Laune. Der BVB steht zur Saisonhälfte in der Bundesliga souverän mit sechs Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze, im Champions-League-Achtelfinale wartet Tottenham Hotspur und im DFB-Pokal misst man sich Anfang Februar, ebenfalls im Achtelfinale, mit dem SV Werder Bremen.

Doch es gibt sie auch beim BVB - die Verlierer der Vorrunde. Zu ihnen gehört neben Sebastian Rode (Rückkehr zu Eintracht Frankfurt), Shinji Kagawa, Alexander Isak und Jeremy Toljan auch Maximilian Philipp. Zu Saisonbeginn stand er noch regelmäßig in der Startelf, doch nach dem 8. Spieltag kam er insgesamt nur noch 22 Minuten in der Bundesliga zum Einsatz. Zuletzt schaffte er es meist nicht einmal mehr in den Kader. Frustrierend.

Borussia Dortmund: Philipp ist kein Strafraum-Stürmer

Die Gründe für Philipps stetigen Abstieg sind offensichtlich. Sie hängen vor allem mit der ihm vor Saisonbeginn übertragenen Rolle zusammen. Nach dem Abgang von Pierre-Emerick Aubameyang (FC Arsenal) und dem Ende der halbjährigen Leihe von Michy Batshuayi (vom FC Chelsea an den FC Valencia ausgeliehen) stand der BVB in der Sommer-Vorbereitung ohne echten Stürmer da.

Die sportliche Leitung beim BVB einigte sich intern darauf, "keine verrückten Dinge" in Sachen Stürmer-Verpflichtung machen zu wollen und mit Philipp als Stürmer Nummer eins in die Saison zu gehen. Sportdirektor Zorc verkündete forsch, dem 24-Jährigen eine Top-Quote zuzutrauen. Konkret sprach er von "15 bis 18 Toren", für die Philipp gut sei.

Die Hinrunde zeigte jedoch: Philipp ist das nicht. Zumindest nicht, wenn er als einzige Spitze in vorderster Front agieren muss. Als Mittelstürmer wirkte der Ex-Freiburger kaum ins Spiel eingebunden. Körperlich war er nicht in der Lage, sich gegen stämmige Innenverteidiger zu behaupten. Das Spiel mit dem Rücken zum Tor, als sogenannter Wandspieler, ist nicht sein Fachgebiet. Philipp ist kein Strafraum-Stürmer, sondern einer, der aus der Tiefe mit Tempo auf die gegnerischen Abwehrreihen zuläuft, mit schnellen Richtungswechseln und einem satten, präzisen Schuss für Gefahr sorgt.

Maximilian Philipp: "Mir hat Selbstvertrauen gefehlt"

Der BVB bemerkte das schnell und beendete das Experiment abrupt mit der Verpflichtung von Stürmer Paco Alcacer. Zusammen mit Mario Götze, der nach anfänglichen Schwierigkeiten unter Lucien Favre zuletzt aufsteigende Form als "falsche Neun" zeigte, sind die Verantwortlichkeiten in der Sturmspitze beim BVB nun klar aufgeteilt. Götze läuft die gegnerische Abwehr 60 Minuten lang müde, dann kommt Alcacer und entscheidet das Spiel. Philipp spielt in dieser Rotation keine Rolle.

Besonders bitter: Auf den Außenpositionen im offensiven Mittelfeld stehen mit Jadon Sancho, Jacob Bruun Larsen, Raphael Guerreiro und Christian Pulisic gleich vier Spieler in der internen Hierarchie vor ihm. Den Konkurrenzkampf auf seiner eigentlich angestammten Position verpasste er wegen des Sturm-Versuchs. Folglich rutschte der U-Nationalspieler unter Favre immer weiter ins Abseits und letztlich immer öfter aus dem Kader.

Eine unbefriedigende Situation für Verein und Spieler, die zwingend geändert werden muss. "Mir hat das Selbstvertrauen ein bisschen gefehlt, weil ich wenig bis gar nicht gespielt habe. Das ist nicht mein Anspruch", sagte Philipp kürzlich im Wintertrainingslager in Marbella bei BVB-TV. "Deshalb habe ich mir viel vorgenommen. Ich will mich mehr zeigen und dazu beitragen, dass die Mannschaft weiter erfolgreich spielt. Dafür werde ich alles raushauen und Gas geben."

Neues Jahr, neuer Anlauf

Im ersten Test des neuen Jahres gegen Fortuna Düsseldorf gelang ihm das auf Anhieb. In 45 Minuten erzielte er beim 3:2-Sieg zwei Treffer. Vor allem sein zweites Tor beeindruckte. 30 Meter vor dem gegnerischen Kasten legte er sich den Ball mit einem Kontakt perfekt zurecht, ehe er mit rechts abzog. Ein Strich ins rechte Eck, Michael Rensing im Tor der Fortuna war chancenlos. Ein Treffer, der nicht nur schön anzusehen war, sondern auch Philipps Alleinstellungsmerkmal beim BVB unterstrich.

Weder Sancho noch Bruun Larsen oder Pulisic sind mit einem ähnlich starken Distanzschuss ausgestattet. Die drei Youngster sind wendige, technisch starke Dribbler. Ihr Faustpfand ist die hohe Geschwindigkeit im Eins-gegen-eins.

Gegen tiefstehende Abwehrreihen ist ein wuchtiger Ball aus der zweiten Reihe jedoch oft ein probates Mittel - und Philipp hat dieses in seinem Repertoire.

Dass der 24-Jährige auch im anschließenden Test gegen Feyenoord Rotterdam traf, macht ihn, wenn man so will, zum heimlichen Gewinner der Vorbereitung.

Eine Entwicklung, die Philipp nun bestätigen, die in Spielzeit münden muss, wenn es drauf ankommt.

Denn anderenfalls wird sich Philipp am Saisonende mit einem Vereinswechsel beschäftigen müssen. Zuletzt gab es Gerüchte um einen Wechsel zu Newcastle United nach England.