Dortmund gewinnt - und die anderen?

Von David Kreisl
Ousmane Dembele kehrt dem BVB nach nur einem Jahr den Rücken
© getty

Das unsägliche Theater um Ousmane Dembele ist zu Ende, Borussia Dortmund und der FC Barcelona haben sich auf einen Transfer geeinigt. Der BVB ist der Gewinner dieser Posse - ob es noch andere gibt, bleibt abzuwarten. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur David Kreisl.

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Es war eine Erleichterung, diese Pressemitteilung von Borussia Dortmund am Freitagabend zu sehen. Zu wissen, dass es endlich vorbei ist, dieses abscheulichste Transfertheater des Sommers. Und es war befriedigend zu sehen, dass Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc ihre Verhandlungsposition durchgezogen haben, weder vor dem FC Barcelona eingeknickt sind, noch sich von Dembele erpressen ließen und so als die sicheren Sieger aus den Verhandlungen hervorgingen.

147 Millionen Euro - in Worten: einhundertsiebenundvierzig Millionen - könnte der BVB insgesamt für Dembele bekommen, 105 Millionen fix, zusätzlich 40 Prozent dieser Summe als "variable Transferentschädigungen". Trotz der Neymar-Millionen, die den Markt diesen Sommer noch mehr verdorben haben, als er ohnehin ist, ist das ein sensationeller Preis.

Denn es sind 147 Millionen Euro für einen 20-Jährigen, der gerade einmal ein Jahr bei einem ernsthaften Klub in einer der Top-3-Ligen verbracht hat. Für einen, der, ja, mit herausragenden Anlagen ausgestattet ist und eine herausragende Saison gespielt hat; der im Kopf aber wohl im Kleinkindalter hängengeblieben ist. Dem das Vertrauen der Borussia in ihn durch den noch vier Jahre laufenden Vertrag egal war, der in einen Trainingsstreik getreten, zeitweise verschwunden und vom Klub suspendiert worden war, der den Zorn von Fans und Spielern auf sich gezogen hatte und so den Wechsel erzwingen wollte.

So jemand wäre ohnehin nicht mehr resozialisierbar gewesen, eine Rückkehr nicht moderierbar. Gerade in einer Mannschaft, in einem Verein wie Borussia Dortmund. Weshalb man Dembele auch keine Tränen nachweinen darf.

Das Risiko des Dembele-Transfers für Barcelona

"Visca Barça, Visca Catalunya" - es lebe Barca, es lebe Katalonien - hieß es bald nach der Pressemitteilung auch auf dem Twitterprofil von Dembele. Er ist also der Auserwählte eines Klubs, der seit drei Jahren keinen ernstzunehmenden Spieler mehr verpflichtet hat, der sich national den Rang ablaufen hat lassen und der vielleicht nichts von seinem Mythos verloren, definitiv aber viel von seinem Ansehen eingebüßt hat durch das alles. Durch den Verlust von Neymar und das beinahe schon hilflose Fuchteln auf dem Transfermarkt im Anschluss.

Der egokränkende Abgang des Brasilianers hat den katalonischen Aktionismus befeuert. Man musste etwas liefern, um den Qualitätsverlust wenigstens teilweise einzudämmen, um auch für das eigene Selbstverständnis wieder eine Duftmarke zu setzen und auch um dem verwöhnten Umfeld etwas zu präsentieren.

Dieses etwas ist jetzt ein 20-jähriger Franzose mit einem über einhundert Millionen Euro schweren Rucksack, der in der Vergangenheit manchmal so viel Genie aufblitzen ließ, dass man fast meinen könnte, Neymar könnte ersetzt werden; der aber auch in ganz vielen Spielen ganz viele falsche Entscheidungen traf, der auf dem Platz nicht die konstante Klasse und nicht ansatzweise die Reife eines Neymar besitzt.

Spannend wird es, das steht fest, wie sich Dembele, jetzt der zweitteuerste Fußballspieler aller Zeit, schlagen wird. Beim FC Barcelona, mit Mitspielern wie Leo Messi und Luis Suarez. Es ist durchaus möglich, aber alles andere als sicher, dass diese Posse am Ende mehr Gewinner produzieren wird als das Konto des BVB.

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