Watzke: "Ich habe Hoeneß nicht vermisst"

Von SPOX
Hans-Joachim Watzke äußerte sich zur aktuellen Lage des BVB
© getty

Geschäftsführer Hans-Joachim Watze von Borussia Dortmund hat sich zur Rückkehr von Uli Hoeneß zum FC Bayern geäußert. In kicker.tv bei Eurosport mahnte er, sich vom FCB-Präsidenten nicht alles vorschreiben zu lassen. Zudem kommentierte er die Zukunft von Pierre-Emerick Aubameyang und nahm Stellung zu seinem Verhältnis zu Thomas Tuchel. Mario Götze sei noch nicht so stark wie vor seinem Wechsel zu Bayern.

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Hans-Joachim Watzke über...

... die Rückrunde: "Der Plan ist, die nächsten Spiele zu gewinnen und auch schön zu gewinnen, damit alle glücklich sind. Mit dem Spiel in Bremen war ich aber schon mal zufrieden."

... Aubameyangs Rückkehr vom Afrika Cup: "Es ist zweischneidig. Mir hat es ein bisschen leid getan für Pierre-Emerick. Das Ausscheiden im eigenen Land ist sehr bitter. Entsprechend kann ich verstehen, wenn er enttäuscht war. Er wird wohl am Dienstag oder Mittwoch wieder nach Dortmund kommen. Entsprechend steht er dem Trainer in Mainz wieder zur Verfügung."

... Aubameyangs Zukunft: "Wir können nie garantieren, dass ein Spieler für immer bei Borussia Dortmund bleibt. Unsere Stärke ist es aber, immer auch wieder neue Lösungen zu finden. Auba war nach dem Lewanndowski-Abgang unsere Alternative zu 'Die Welt geht unter.' Bei einem 80-Millionen-Angebot würde ich mir mit Reinhard Rauball und Michael Zorc Gedanken machen - wenn wir eins hätten. Dann müssten wir uns auch mit Pierre-Emerick zusammensetzen. Man muss auch immer unterscheiden, von wo so ein Angebot kommt. Wir haben aber keinen Druck. Bei Auba haben wir einen Vertrag bis Zweitausend-fast-einhundert oder was weiß ich. Mir wäre es aber am liebsten, wenn kein Angebot käme. Er ist definitiv gut genug, zu einem noch größeren Verein zu wechseln. Davon gibt es aber nur ganz, ganz wenige. Zu Bayern wechselt er schon mal nicht, habe ich mit Freude gelesen. Kommt aber mal Barcelona, dann spricht man miteinander. Das ist doch klar."

... die Mega-WM und weitere Regelvorschläge der FIFA und UEFA: "Es muss den Menschen signalisiert werden, dass die FIFA-Funktionäre nicht schalten und walten können, wie sie wollen. Unter Gianni Infantino hat sich nicht viel geändert. Man muss der FIFA klar machen, dass es unsere Leute sind, mit denen sie ihre Veranstaltungen durchführen. Es kann doch nicht sein, dass bei der WM Länder spielen, von denen man gar nicht weiß, dass es sie gibt und die Leute vor dem Fernseher einschlafen, weil es schnell 7:0 steht."

... Leipzig, Hoffenheim und Hertha im oberen Tabellendrittel: "Ich finde das nicht dramatisch überraschend. Bei Leipzig wusste jeder - unabhängig von ihrem Modell, von dem ich kein großer Anhänger bin -, dass Leipzig kein normaler Aufsteiger ist. Wir haben Ein- und Ausnahmen von je 100 Millionen und somit einen Nettobetrag von null Euro investiert. Leipzig hat so gesehen die größten Investitionen getätigt, mit einem Nettobetrag von 50 Millionen - ohne eine Absicherung zu haben. Diese Teams haben zudem den Vorteil, nicht im internationalen Wettbewerb mitzuspielen. Sollten sie in der kommenden Saison in Europa spielen, zweifele ich nicht daran, dass sie jeweils eine schlagkräftige Truppe auf die Beine stellen können. Vielleicht leidet die Bundesliga bei ihnen dann etwas darunter."

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... die Kadersituation der Hinrunde: "Wenn man so Spieler wie Hummels, Mkhitaryan und Gündogan verliert, geht nicht nur individuelle Klasse, sondern auch Stabilität und ein Stück Mannschaftsgefüge verloren. Wir hatten im Sommer eine Umbruchsituation, in der die Mannschaft zusammenfinden musste. Wir haben die neuen Spieler gut integriert, es fehlen nur etwas die Automatismen. Der Trainer hat das gut hinbekommen.

... Saisonziele: "Wir haben nie gesagt, dass wir mit der neu aufgestellten Mannschaft den Bayern gefährlich werden wollen. Das heißt aber nicht, dass wir jetzt um den Klassenerhalt spielen. Wir wollen auf direktem Weg in die Champions League. Dazu müssen wir jetzt in der Rückrunde die Punkte holen. Wir haben die Qualität dazu und ich glaube, dass wir das schaffen. Wenn wir es nicht schaffen, sind wir traurig. Wir wollen nicht in die Europa League. Als Dortmund-Fan genießt du die Highlights aber immer wieder, weil du weißt, dass es auch mal schwierig wird. Das ist als Real-Fan anders."

... die vielen jungen Spieler, die verpflichtet wurden: "Christian Pulisic könnte noch A-Jugend spielen, er hat total überzeugt. Julian Weigl ist so jung bei uns Nationalspieler geworden. Wir sind Borussia Dortmund und müssen den Berg immer wieder von vorne hoch. Immer, wenn wir dann das Gefühl haben, eine gute Mannschaft beisammen zu haben, kommt jemand - meistens Bayern - und kauft den einen oder anderen weg. Dann krachen wir den Berg wieder runter und müssen erneut hoch."

... die Verpflichtung von Alexander Isak: "Es ist in Schweden nicht ganz so schwer, Nationalspieler zu sein, wie in Deutschland. Er hat auch davon profitiert, dass Ibrahimovic aufgehört hat, sonst würde man wohl noch gar nicht vom 'neuen Ibrahimovic' reden. Das Etikett halte ich aber ohnehin für fragwürdig. Das hat noch keinem Nachwuchsspieler geholfen. Es gibt viele Klubs mit noch mehr Strahlkraft: Real, Bayern, Manchester. Wir aber müssen Spieler holen, die wir entwickeln. So haben wir es mit Lewandowski gemacht, jetzt mit Dembele, mit Pulisic. Das ist unser Weg. Wir holen junge Spieler nicht nur, weil sie jung sind. Wir glauben, dass Alexander Isak ein hochqualifizierter Junge ist."

... Mario Götze: "Mario hat in den letzten Jahren nicht unbedingt Selbstvertrauen getankt. Er hat die Hinrunde gespielt, die von ihm zu erwarten war. Er ist noch nicht auf dem Level von damals, als er uns verlassen hat. Wir hatten am Wochenende aber nicht nur Mario Götze auf der Bank setzen. Auch Dembele, Guerreiro oder saßen draußen, das ist völlig normal. Immer wieder stürzen sich aber alle auf Mario. Wir müssen aber aufpassen, dass wir mit dem WM-Torschützen nicht überkritisch umgehen."

... Tuchels Aussagen über Götze im BVB-System: "Thomas ist ein sehr ehrlicher Typ. Hätte man sich im diplomatischen Chor abgestimmt, hätte man das vielleicht etwas anders ausgedrückt. Aber Thomas hat ja Recht, er hat nur erklärt, dass er auf der Außenbahn mit Pulisic einen Spieler mit einem höheren Tempo eingesetzt hat."

... das Verhältnis zu Tuchel: "Ich verstehe nicht, warum aktuell darüber gesprochen wird, dass zwischen uns irgendetwas nicht passt. Es gibt nicht eine Aussage eines Verantwortlichen von Borussia Dortmund, die darauf hindeutet, dass am Verhältnis irgendwas nicht stimmt. Wir sind mit seiner Arbeit zufrieden."

... Tuchels Image in der Öffentlichkeit: "Thomas ist keiner, der jeden zweiten Tag mit den Journalisten Kaffee trinkt. Er macht seine Aufgabe und das, meiner Meinung nach, nicht sehr schlecht. Wenn man so einem Volkstribun wie Jürgen Klopp nachfolgt, ist das nicht einfach. Das war eine andere Welt. Jürgen trägt das Herz auf der Zunge, mit ihm als Mensch zu konkurrieren, ist schwierig. Thomas ist dahingehend eher überlegt und introvertiert. Es war extrem mutig von Thomas, sich dieser Herausforderung zu stellen, aber die Ergebnisse geben ihm Recht. Erstaunlicherweise hat es in den ersten Monaten, als die Ergebnisse gestimmt haben, keinen interessiert. Da wollten uns noch viele erzählen, dass Tuchel sogar noch besser passt. Und jetzt soll alles schlechter sein?"

... eine mögliche Vertragsverlängerung mit Tuchel: "Wir werden nicht ohne Verlängerung ins letzte Vertragsjahr gehen. Thomas' ausdrücklicher Wunsch war es, erst nach der Saison Gespräche zu führen. Darin sehe ich kein Problem. Das werden wir also direkt nach der Spielzeit tun. Die Initiative lag bei Thomas Tuchel. Deswegen muss ich mich nicht dafür rechtfertigen. Wir reden nicht über den Sommer und das nächste Jahr, sondern über ein viertes oder fünftes Jahr, was im Fußball exorbitant viel ist."

... die Hoeneß-Rückkehr: "Ich habe ihn nicht vermisst. Er ist wiedergekommen, das ist in Ordnung. Er hat auf der ersten Versammlung von den Feinden Leipzig und Dortmund gesprochen, das habe ich nicht kommentiert. Dann kam aber die Aussage, dass wir gesagt hätten, wir könnten den Bayern gefährlich werden. Ich habe das nur geradegestellt. Natürlich ist er extrem wichtig für den FC Bayern, ohne ihn stünde der Klub heute nicht dort, wo er steht. Gleichzeitig muss man nicht so devot sein, alles abzunicken, was er sagt. Ich werde nie den ersten Stein werfen. Wenn aber etwas geradezustellen ist, werde ich das tun."

... sein eigener Slogan "zwischen Borsigplatz und Shanghai": "Ich habe den Spruch nicht zurückgenommen, sondern ihn in einen Kontext gestellt. Es ist sehr schwierig, den Großaktionär und den Ultra unter einen Hut zu bringen. Unsere Ultras sind wichtig für uns, sind aber auch nur ein Teil von Borussia Dortmund. Sie fanden das aber nicht so lustig, weil sie dachten, dass wir damit meinen, genauso nah an Shanghai wie am Borsigplatz zu sein. Deshalb habe ich gesagt, dass wir mit beiden Füßen auf dem Borsigplatz stehen und nach Shanghai greifen. Damit waren sie zufrieden."

... das Thema Investoren und Internationalisierung: "Uli Hoeneß hat zur 50+1-Regel schon jede Position eingenommen. Ich weiß nicht, was seine aktuelle ist. Was wir brauchen, ist Sponsoring. Fußballklubs sind in Deutschland die einzigen Unternehmen, die sich entschuldigen müssen, wenn sie exportieren."

... eine europäische Superliga: "Ich wünsche mir nicht, dass sie kommt. Wenn sie kommt und alle großen Klubs ziehen mit, können wir uns dem nicht entziehen. Es entspricht aber nicht meiner Wertvorstellung von fairem Sport, wenn immer die gleichen 20 Vereine in Europa gegeneinander spielen. Es müssen die besten, nicht die gleichen Vereine sein."

Watzke ...

... auf die Frage, ob Leipzig auf lange Sicht die Bayern ablöst: "Nein."

... auf die Frage, ob es Sinn macht, über eine Abschaffung der Abseitsregel nachzudenken: "Nein."

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