Keller muss "was aus dem Hut zaubern"

SID
Jens Keller fehlen vor dem Duell mit Hertha BSC zahlreiche Spieler
© getty

Die Liste ist lang und prominent. Eine komplette Mannschaft muss Jens Keller ersetzen. Elf Spieler fehlen den Königsblauen, wenn sie am Freitag gegen Hertha BSC die nächsten Punkte für die Rückkehr in die Champions League einfahren wollen. "Natürlich macht es einen wahnsinnig", sagte Keller, "aber es nützt ja nichts."

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Mittelfeldstar Kevin-Prince Boateng macht die Elf der Zwangspausierer komplett. Der Deutsch-Ghanaer muss nach der fünften Gelben Karte beim 0:0 im 144. Revierderby bei Borussia Dortmund ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub zuschauen. "Da muss der Trainer noch was aus dem Hut zaubern", sagte der 27-Jährige.

Keller hat mittlerweile Erfahrung mit derartigen Problemen. Woche für Woche ist der Coach zum Improvisieren gezwungen, weil immer wieder ein weiterer wichtiger Spieler ausfällt. Ob Kapitän Benedikt Höwedes, Flügelflitzer Jefferson Farfán, Neuzugang Jan Kirchhoff - oder jetzt Boateng.

"Müssen bei der U17 nachschauen"

Bis jetzt ist Keller auf der Suche nach Ersatz immer beim Nachwuchs fündig geworden. Zuletzt sprang der 19-jährige Kaan Ayhan in die Bresche - und spielte im Kohlenpott-Klassiker abgebrüht wie ein Routinier. Sechs Spieler unter 21 Jahren kamen gegen den BVB zum Einsatz, insgesamt acht Eigengewächse.

"Wenn es so weitergeht, müssen wir bei der U17 und der U16 nachschauen", sagte Keller. Sein jüngstes Problem: Nach dem Derby klagte Ayhan über eine Muskelverhärtung im Adduktorenbereich. "Ich gehe davon aus, dass ich spielen kann", sagte der gebürtige Gelsenkirchener. Keller klang indes skeptisch: "Wir müssen sehen, wie sich das entwickelt."

Bislang hat die lange Ausfallliste die Schalker nicht aus dem Tritt gebracht. Mit sieben Siegen, zwei Remis und nur einer Niederlage (gegen die Über-Bayern) sind die Königsblauen die zweitbeste Mannschaft der Rückrunde und vom siebten auf den dritten Rang geklettert. Bei nur einem Punkt Rückstand auf Dortmund ist sogar noch die Vizemeisterschaft möglich.

Besserung in Sicht

Die Personalnot fürchtet Nationalspieler Julian Draxler deshalb nicht. "Bei uns kann fast jeder einspringen. Wir haben viele gute junge Spieler, die in die Bresche springen können", sagte der Nationalspieler, selbst erst 20.

"Wir gehen schon auf dem Zahnfleisch", merkte dagegen Sportvorstand Horst Heldt an, "wir müssen da jetzt irgendwie durchkommen." Besserung ist erst im übernächsten Spiel am 5. April bei Werder Bremen in Sicht. Dann könnten die ersten aus der Zuschauer-Elf in die Mitspieler-Elf zurückkehren. Neben Boateng sind Farfán, Felipe Santana und Kyriakos Papadopoulos die ersten Kandidaten.

"Außer Ramos können alle froh sein, wenn sie im Kader sind"

Der Gelsenkirchener Jugendstil hat Kellers Reputation auf Schalke deutlich verbessert. Die Kritik am Trainer, die ihn seit seinem Amtsantritt im Dezember 2012 begleitete, ist verstummt.

Nicht nur, weil die Mannschaft nach der Winterpause wie verwandelt spielt, sondern auch, weil die 18-, 19- und 20-Jährigen maßgeblichen Anteil daran haben. Selbst dem Erzrivalen gefällt, was die jungen Schalker Wilden spielen. "Wenn's nicht Schalke wäre, würde es sogar Spaß machen zuzuschauen", sagte BVB-Coach Jürgen Klopp.

Das eine oder andere Schalker Talent hätte Hertha-Trainer Jos Luhukay gerne. "Außer Adrian Ramos können alle froh sein, wenn sie im 18er-Kader sind", stellte der Niederländer nach der dritten Bundesliga-Pleite in Folge klar.

Schalke: Fährmann - Hoogland, Ayhan, Matip, Kolasinac - Neustädter, Goretzka - Obasi, Meyer, Draxler - Huntelaar. - Trainer: Keller.

Berlin: Kraft - Ndjeng, Langkamp, Brooks, Kobiaschwili - Hosogai, Skjelbred - Allagui, Ronny, Schulz - Ramos. - Trainer: Luhukay

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