"Da vermisse ich die Kreativität"

Von Marco Heibel
Zuletzt gab es eine Zunahme von Pyrotechnik-Vorfällen in deutschen Stadien
© getty

Christian Bieberstein von der Fan-Initiative "Unsere Kurve" hat die Vereine, die Politik und die Polizei ein Jahr nach der Protestaktion "12:12" scharf kritisiert. Er sieht Tradition und Fankultur bedroht und fordert mehr Flexibilität bei Themen wie Pyrotechnik oder Gleichberechtigung von Fans und Polizei im Stadion.

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Im Interview mit der "Sport Bild" klagte Bieberstein über das DFL-Konzept "Sicheres Stadionerlebnis", das vor einem Jahr verabschiedet wurde: "Ich halte das Papier heute für so überflüssig wie damals, denn wir haben kein Gewaltproblem in der Bundesliga. Sondern ein Dialog-, Politiker- und Polizeigewerkschafts-Problem."

Er verstehe nicht, "dass sich die DFL ihr Premiumprodukt vom Chef der Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, so kaputt machen lässt, wenn er behauptet, ein Stadionbesuch sei lebensgefährlich." So sei dafür gesorgt worden, "dass die Hardliner in der Fanszene mit ihren teilweise kompromisslosen Ansichten Auftrieb bekommen haben."

Alternative Lösungen bei Pyrotechnik erwünscht

Ein wichtiges Thema bleibe die Pyrotechnik. Dass diese in den Stadien verboten ist, "gilt es zu akzeptieren." Allerdings bemängelte der 29-Jährige, dass "die Vereine mit dem Thema Strafen immer unheimlich emotional und nicht rational" umgingen und diese auf die Fans abwälzten, während Fehleinkäufe einen deutlich größeren wirtschaftlichen Schaden anrichteten.

Ihm schwebt bei der Pyrotechnik ein Konsens vor: "Es gibt ja auch Theater-Feuerwerk, warum setzt man sich nicht mit Pyrotechnik-Herstellern zusammen und überlegt, ob es Alternativen gibt, die nicht so gefährlich sind wie die 1000 Grad heißen Bengalos? Da vermisse ich die Kreativität."

Warnung vor Retortenliga

Auch im Miteinander mit der Polizei forderte Bieberstein mehr Transparenz: "Wenn die Fans identifiziert werden sollen, muss es auch für die Polizisten eine Kennzeichnungspflicht geben". So könnten auch sie in Regress genommen werden, wenn sie mit unverhältnismäßigen Mitteln gegen friedliche Fans vorgingen.

Ein weiteres Problem sieht der Fan-Vertreter in der Kommerzialisierung des Fußballs. "Ein Spiel Wolfsburg gegen Leipzig ist sicherlich nicht so attraktiv wie ein Spiel Köln gegen Gladbach", betont er. Die 50+1-Regel müsse deswegen so formuliert werden, dass sie "wirklich schützt und Investoren Grenzen aufgezeigt werden."

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