Protest von Hertha BSC erneut abgewiesen

SID
Richter Goetz Eilers (r.) wies den Einspruch der Hertha in zweiter Instanz zurück
© Getty

Hertha BSC ist mit seinem Einspruch gegen die Wertung des Relegationsrückspiels bei Fortuna Düsseldorf (2:2) auch in zweiter Instanz gescheitert. Das Bundesgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) schloss sich am Freitagabend dem Urteil des DFB-Sportgerichts vom vergangenen Montag an.

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Das zähe juristische Ringen um die Wertung des Relegationsrückspiels dauerte am Freitag mehr als elf Stunden, hat nun aber zumindest ein vorläufiges Ende. Damit ist Hertha BSC Stand jetzt abgestiegen.

Den Berlinern nur noch der Gang vor das Ständige Schiedsgericht des DFB, nachdem die Hertha bereits in erster Distanz vor dem DFB-Sportgericht gescheitert war. Bis dahin steht Düsseldorf als Bundesliga-Aufsteiger fest.

"Schwächung der Mannschaft nicht nachgewiesen

"Eine Schwächung der Mannschaft nach Paragraph 17.2 konnte nicht nachgewiesen werden", sagte der Vorsitzende Richter Goetz Eilers. Für die sogenannte Umwertung eines Spiels würden enge Maßstäbe gelten. "Diese konnten nicht erfüllt werden."

Bereits vor dem Urteilsspruch der Kammer hatte sich auch der DFB-Kontrollausschuss für eine Abweisung des Einspruchs ausgesprochen: "Die genannten Umstände können nicht dazu führen, dass das Spiel wiederholt wird."

Die Kosten des Verfahrens trägt Hertha BSC.

Aussage von "König Otto" sorgt für Kopfschütteln

Herthas Trainer Otto Rehhagel hatte zuvor als Zeuge der Berliner mit drastischen Worten seine Eindrücke vom Relegationsrückspiel bei Fortuna Düsseldorf geschildert. "Es war Chaos. Es war ein Ausnahmezustand", sagte Rehhagel. "Als es zum Sturm kam, habe ich mir gedacht: Otto, jetzt wird's gefährlich. Ich habe mir einen Ausweg gesucht", sagte der 73-Jährige.

Rehhagel betonte vor allem den angeschlagenen psychischen Zustand seiner Spieler nach dem Platzsturm: "Die Leute in der Kabine waren paralysiert. Ich konnte meiner Tätigkeit als Fußballlehrer nicht mehr nachkommen. Für mich war das alles irregulär."

Rehhagel mit unangebrachtem Weltkriegsvergleich

Auf die Frage, ob er Angst hatte, antwortete Rehhagel: "Ich habe 1943 bei der Bombardierung der Amerikaner in Essen im Keller gesessen, da hatte ich Angst."

Auch die weiteren befragten Spieler des Berliner Bundesligisten berichteten unisono von "Angst" und "Irritationen", ihre Aussagen wurden jedoch immer wieder vom Vorsitzenden Richter Goetz Eilers oder Düsseldorfs Anwalt Horst Kletke als widersprüchlich angemahnt.

Zu Beginn der Verhandlung hatte Herthas Anwalt Christoph Schickhardt für Verwirrung gesorgt und 16 Fotos vorgelegt, auf denen angeblich Vermummte und gewaltbereite Fans zu erkennen sein sollen. Dabei war anfangs nicht klar, von wem diese Bilder aufgenommen worden waren und ob sie als Beweismittel überhaupt zugelassen seien. Richter Eilers hatte während der Verhandlung immer wieder Zweifel an der Berliner Beweisführung und führte an: "Die Unterbrechung in der Schlussphase ist zum Teil auch von Hertha-Fans verursacht worden."

Stark hatte "keine Angst"

Zuvor hatte bereits ein weiteres Mal FIFA-Schiedsrichter Wolfgang Stark als einer der Hauptzeugen ausgesagt. "Ich hatte keine Angst vor den Zuschauern", sagte er. Zudem bestätigte der 42-Jährige, dass ihn niemand aufgefordert habe, das Spiel fortzusetzen. Er sei bei der Bewertung während der Unterbrechung der Einschätzung der Polizei gefolgt. "Ich muss auf die Polizei vertrauen, wenn sie mir sagt, dass die Sicherheit gewährleistet sei", sagte Stark.

Der Sicherheitsbeauftragte des DFB für dieses Spiel, Ralf Ziewer, habe ebenfalls keine aggressiven Zuschauer auf dem Platz wahrgenommen. "Ich habe keine Vermummten auf den Platz rennen sehen. Die Düsseldorfer Fans, die ich gesehen habe, waren nicht aggressiv", sagte Ziewer. Auch Götz Bender, bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) für die Spielplanung zuständig, widersprach einer der Kernaussagen der Berliner Verteidigung, dass gewaltbereite Fans die Spieler eingeschüchtert hätten.

Berliner Spieler "aggressiv"

"Ich habe keine gewaltbereiten Fans wahrgenommen", sagte Ziewer. Gleiche Aussagen tätigten auch Starks Assistenten Markus Wingenbach und Mike Pickel.

Wingenbach sprach zudem nicht von verängstigten Berliner Spielern, sondern von "aggressiven" und bezog sich dabei auf die Vorfälle nach Schlusspfiff, als einige Spieler der Hertha das Schiedsrichtergespann verbal und körperlich angegriffen haben soll.

Hertha lässt Optionen offen

Hertha BSC lässt sich die Option auf einen weiteren Einspruch gegen die Wertung des Relegationsrückspiels bei Fortuna Düsseldorf offen. "Wir wollen erst einmal eine Nacht über das Urteil schlafen. Dann werden wir uns mit Christoph Schickhardt beraten, wie wir weiter vorgehen", sagte Hertha-Präsident Werner Gegenbauer am späten Freitagabend.

Auch Hertha-Anwalt Schickhardt zeigte sich nach dem Urteil "enttäuscht", auf der Gegenseite herrschte dagegen Zufriedenheit. "Wir sind erleichtert. Das Bundesgericht hat richtig entschieden. Das ist eine sehr gute Sache für den Sport, weil der Fall ausführlich behandelt worden ist", sagte Fortunas Rechtsbeistand Horst Kletke. Nach zwei Instanzen sei der Fall "ordentlich und gründlich entschieden worden", sagte der Jurist. Kletke hofft nun auf Einsicht auf Berliner Seite und den Verzicht auf einen Gang vor das Ständige Schiedsgericht des DFB: "Jetzt ist es an der Zeit, sich der Entscheidung zu stellen", empfahl Kletke.

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