Uli Hoeneß: "Wir sind am Hort der Glückseligkeit"

Von Interivew: Fatih Demireli
Uli Hoeneß auf dem Münchner Oktoberfest mit seiner Frau Susanne
© Getty
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SPOX: Fühlen Sie sich verfolgt?

Hoeneß: Nein, aber alles, was ich tue, ist geprägt von Aufpassen. In der Wurstfabrik geben wir mehr Geld als jede andere Firma auf der Welt für Hygiene aus. Wir wissen: Wehe es passiert etwas...Es geht aber nicht nur um mich, es geht um den gesamten Fußball. Wir alle werden ja 24 Stunden lang berieselt. Das ist ein Problem. Wenn ich früher einer Zeitung ein Interview gegeben habe, haben am nächsten Tag die anderen Zeitungen noch einen kurzen Auszug gebracht. Wenn ich Ihnen heute um 12 Uhr ein Interview gebe und da ist was Lustiges drin, ist das spätestens um 13 Uhr im Internet. Damit ist das Spiel ohne Grenzen erreicht. Das ist kein Vorwurf, aber es ist Fakt. Abgesehen davon, fehlt mir in den Medien oft der Respekt.

SPOX: Nennen Sie ein Beispiel.

Hoeneß: Ich würde es nie erlauben, dass es in einem Fußball-Magazin die Rubrik "Der schlechteste Schiedsrichter" gibt. Das ist respektlos. Die Medien müssen die Dinge transportieren, aber man darf es nicht übertreiben. Als ich für Rene Obermann (Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, d. Red.) in Berlin eine Laudatio halten sollte, waren 1000 Leute und 50 Journalisten da. Auf dem roten Teppich haben mich zehn Leute hintereinander gefragt, wie ich die Italien/Griechenland-Krise lösen würde? Ich habe gesagt: 'Ich bin nicht der Messias, aber ich würde Ihnen allen verbieten, drei Monate über das Thema zu schreiben.'

SPOX: Neben dem "schlechtesten Schiedsrichter" gibt es aber auch den "schlechtesten Spieler" bzw. "die Enttäuschung des Jahres". Muss man sich dem nicht stellen?

Hoeneß: Ein Spieler kann sich wehren, ein Schiedsrichter nicht.

SPOX: Wie kann sich der Spieler wehren?

Hoeneß: Indem er besser Fußball spielt.

SPOX: Der Schiedsrichter kann besser pfeifen.

Hoeneß: Das ist die Frage. Vielleicht kann er es nicht besser.

SPOX: Vielleicht kann es der Spieler auch nicht besser.

Hoeneß: Dann muss er einen anderen Beruf suchen. Die Schiedsrichter sind schon in einem anderen Spannungsfeld als die Spieler. Wenn ein Spieler einen schlechten Tag hat, können dich die anderen zehn Spieler da rausziehen. Wenn du ein Eigentor machst, kannst du dennoch 2:1 gewinnen. Wenn du als Schiedsrichter ein Riesenproblem hast, musst du wieder raus. Nach dem Fall Babak Rafati gab es zwei, drei Spiele, nach denen ich dem Schiedsrichter am liebsten richtig meine Meinung gesagt hätte. Ich habe es nicht gemacht - genau deswegen.

SPOX: Es gab nach Rafati viele, die sich nicht daran gehalten haben.

Hoeneß: Aber das gehört ja auch dazu. Entscheidend ist, dass ich nicht glaube, dass es einen Schiedsrichter kaputt macht, wenn ich ihm sachlich begründen kann, dass er einen Mist gepfiffen hat. Wenn er und seine Familie aber jeden morgen lesen müssen, was wieder passiert ist, nimmt ihn das mit. Da unterschätzen die Medien ihren Einfluss. Insgesamt denke ich, dass das Thema in den letzten Jahren im Fußball zu hochgespielt wird. Bei Siemens gibt es proportional sicher mehr Burnouts als im Fußball.

SPOX: Können Sie sich vorstellen, neben dem Präsidenten-Amt beim FC Bayern noch andere Ämter im Fußball zu übernehmen? Immerhin haben Sie in der Vergangenheit über den Posten des Liga-Präsidenten nachgedacht.

Hoeneß: Das ist auch ein großer Unterschied zum Amt des DFB-Präsidenten. Das kam für mich nie in Frage. Als Liga-Präsident könnte ich weiter Klub-Präsident bleiben. Eins steht auf alle Fälle fest: Den FC Bayern gebe ich nicht so schnell auf.

Hier lesen Sie den ersten Teil des Interviews mit Uli Hoeneß

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