30 Millionen Verlust: Hoffenheimer Gratwanderung

SID
Mäzen Dietmar Hopp hat 1899 Hoffenheim wieder schwer unter die Arme gegriffen
© Getty

1899 Hoffenheim hängt weiter am Tropf von Dietmar Hopp: Wie verspätet bekannt wurde, hat der Klub in der Saison 2009/10 einen Verlust in Höhe von 30 Millionen Euro verzeichnet.

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1899 Hoffenheim hängt am Tropf von Mäzen Dietmar Hopp - und die Finanzspritzen des Milliardärs und SAP-Mitbegründers sind offensichtlich weit lebensnotwendiger als bislang angenommen.

Ohne einen Zuschuss von Hopp in Höhe von 28,9 Millionen Euro hätten die Kraichgauer in der Saison 2009/2010 ein Minus von 30 Millionen Euro verzeichnet. Dies geht aus dem Bilanz-Abschluss hervor, der am Dienstag im Amtsblatt "Bundesanzeiger" veröffentlicht worden war.

Insgesamt hat der Klub seit Gründung der Spielbetriebs GmbH von 140 Millionen Euro stillen Beilagen profitiert. 29 Millionen Euro steuerte Hopp aus eigenem Vermögen bei, 111 Millionen Euro über die Betriebsgesellschaft des Golf-Clubs St. Leon-Rot, deren Hauptgesellschafter Hopp ist.

Tanner: "Zurückrudern nicht einfach"

Doch der der Retortenklub muss irgendwann aus eigener Kraft überleben können- sportlich und finanziell ein Kampf auf Leben und Tod.

"Es ist ein schmaler Grat, auf dem wir uns bewegen. Wir müssen die Gehaltskosten weiter konsolidieren und gleichzeitig darauf achten, sportlich nicht in Gefahr zu geraten", sagte Manager Tanner der Zeitung "Mannheimer Morgen" (Mittwochausgabe). Zudem sei "das Zurückrudern nicht so einfach", da viele Profis hoch dotierte Verträge mit langjähriger Laufzeit besitzen.

Der Klub hat bereits reagiert und seine Personalpolitik verändert. Im Vorjahr wurden die Brasilianer Carlos Eduardo an Rubin Kasan und Luiz Gustavo an Rekordmeister Bayern München verkauft. Ende Juli wurden Josip Simunic an Dinamo Zagreb und Prince Tagoe an Bursaspor abgegeben, zudem ist Franco Zuculini weiter an Real Saragossa ausgeliehen.

Da seien aktuell "drei große Posten weggefallen", erklärte Tanner. Zudem setzt 1899 verstärkt auf den Nachwuchs. "Wir haben in der aktuellen Transferperiode im Vergleich zu früheren Jahren sehr kostenbewusst eingekauft und versuchen, die Gehaltskosten zu senken", sagte Tanner und fügte hinzu: "Das ist der einzige Weg, wie unser Verein zu einem gesunden Unternehmen werden kann."

Seitenhieb für Rangnick und Schindelmeiser

Im zweiten Jahr der Bundesligazugehörigkeit waren die Ausgaben für Löhne und Gehälter rasant von 29 auf 40,5 Millionen Euro gestiegen. Allein für neue Spieler waren 20 Millionen Euro ausgegeben worden.

"Vor meinem Amtsantritt wurde viel riskiert", sagte Tanner und Geschäftsführer Frank Briel sprach vom "Ergebnis von Personalentscheidungen in der Vergangenheit". Ein Seitenhieb auf den früheren Manager Jan Schindelmeiser und Ex-Trainer Ralf Rangnick.

Hopp hatte wegen der schwindelerregenden Ausgaben zuletzt schon die Notbremse gezogen. Das Eindämmen seines finanziellen Engagements hatte der 71-Jährige auch mit Blick auf das von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) geforderte Financial Fairplay begründet.

"Weitere Einsparungen"

Ärger von der Deutschen Fußball Liga (DFL) muss 1899 wohl nicht befürchten. Laut Briel seien die 29 Millionen Euro von Hopp zur Deckung bereits beim Lizenzantrag berücksichtigt worden.

In Zukunft streben die Kraichgauer laut Lagebericht "mittel- bis langfristig die Erwirtschaftung von Transferüberschüssen" an.

Für das laufende Geschäftsjahr werde es nach Auskunft des Klubs "weitere Einsparungen geben, die sich bereits am Ende der aktuellen Spielzeit positiv auf das Ergebnis auswirken werden".

1899 Hoffenheim im Steckbrief

 

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