Wo't Heaz verkümmert...

Von Oliver Wittenburg
Schalke bekam gegen den BVB kein Bein auf den Boden - Raul machte da keine Ausnahme
© Getty

Schluss mit dem Gerede von der verrückten Liga. Verdammt eingefahren ist die Schose. Vorne die Schlauen, hinten die Doofen, also Schalke. Was ist daran bitteschön verrückt? Das geht schon die ganze Saison so.

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1. Alles Kopfsache: Hilfe, die Liga ist in den Fängen von Intellektuellen! Da beschäftigt man sich zum Zwecke des Broterwerbs extra mit Fußball, um die Birne fürs Alter zu schonen und dann das. Die Liga ist nicht verrückt, die Liga ist verkopft. Mainz, Hoffenheim und Freiburg werden das Ding unter sich ausmachen, weil sie zu schlau für die anderen sind. Punkt. Dortmund und Lautern? Zu emotional, zu viel Leidenschaft, das nutzt sich ab. Der HSV? Zu lasch, zu veh. Der Rest? Hat oben nichts verloren. Bleiben nur die Professoren. Beispiel Mainztuchel. Sagt der doch: "Ich habe das Spiel vorher durchgearbeitet. Schön, dass die Mannschaft das umgesetzt hat." Was soll man dagegen bitteschön machen?

2. Theorie und Praxis: Wir rekapitulieren. Die Mainzer sind die schlauesten der Liga, dicht gefolgt von Hoffenheim und Freiburg. Apropos Freiburg. Nicht nur Tuchel hatte einen teuflischen Plan für den 4. Spieltag, sondern auch Kollege Dutt. Jan Rosenthal erklärte das für die Gegner so wenig bekömmliche Spiel mit dem 'kompakten Verschieben' hinterher in allgemeinverständlichen Worten: "Man stellt sich auf den Platz und läuft links und rechts."

3. Schalker Befindlichkeiten: Hack mich die Tante klein!!! Watt war dat denn? Widder ma vergeicht. Höddo auf! Is alles im Klump! 37 Milliönchen für sonne Knackfußkuschinskis. Und wir? Sind nichefragt. People is Pöbel. Nich rellevant. Wo't Heaz verkümmert und der Rubel regiert, da kümmert sich auch keiner mehr um uns. Verdammichvadollich. Getz kommt mich onnoch dat Mett vonne Mamma inne Röhre. Bin ich aber ärgerlich. Rauf schmeckt dat nur halb so toffte. Na denn, Prost.

4. Tausendsassa: Felix Magath ist und bleibt ein Phänomen. Nicht erst einmal hat er gezeigt, dass er aus Scheiße Gold machen kann. Jetzt beweist er: Er kann's auch andersrum.

5. Herzlichen Glückwunsch: Und um Schalke nach dem doppelten Kagawa noch einen mitzugeben, gratulieren wir den Teams aus Wolfsburg und Stuttgart ganz herzlich dazu, als 16. und 17. Team der Liga die ersten Punkte eingeheimst zu haben.

6. Peace, Alter: Wir sind uns nicht ganz sicher, in welchem Aggregatzustand Frank Rost gefährlicher ist. Puterrot mit zornig pulsierendem Aderngeflecht obenrum oder so, wie er sich zwei Minuten nach dem Ende des Hamburger Derbys vor der Kamera zeigte - äußerlich gelassen zwar, aber subtile Signale extremen Angewidertseins mit Augen und Mundwinkeln sendend. Dem Field-Reporter zischte er dann seine HSV-Mängelliste ins Mikro: Zu wenig Hass, kein Schaum vorm Mund, kein Blut am Schuh. Alles Weicheier und Harmoniesüchtlinge. Hätte nur noch gefehlt, dass alle mit rosa Röckchen aufgelaufen wären. Wir planen übrigens eine wöchentliche Kolumne mit Frank Rost unter dem Titel "Was mir diesmal wieder tierisch auf den Sack ging". Haben uns nur noch nicht getraut anzufragen.

7. Hurra-Stil: Bei Weltmeisterschaften wird ein Preis für die unterhaltsamste Mannschaft vergeben. Gäbe es sowas auch in der Bundesliga, dann hätte Gladbach den Titel schon sicher. 20 Tore fielen in den letzten drei Spielen mit Fohlen-Beteiligung. Da kann man schon mal über einen Preiszuschlag nachdenken, wenn sich der VfL Borussia zum Gastspiel ankündigt. Aber Spaß beiseite. 0:11 Hütten aus zwei Spielen sind schon bitter. Da macht man keine Witze drüber. Aber, Gladbach: Das Leben geht weiter. Kein Abgrund ist so tief, als dass man in der Geschichte nicht noch einen tieferen finden würde. Im Herbst vor zwölf Jahren gab's ein 2:8 und 1:7 in Serie. Und was ist damals schon passiert?

8. Oscar fürs Lebenswerk: Der Geburtstagsmainzer Lewis Holtby sagte am Wochenende, dass er, wenn er den Ball zum 3:0 gegen Bremen versenkt hätte, beruhigt hätte sterben können, denn dann hätte er alles erlebt. Wenn ein jugendlicher Springinsfeld sowas sagt, dann sollte man nicht zu hart über ihn richten. Junge Leute sagen sowas manchmal. Das dürfen sie ruhig. Doch lass Dir gesagt sein, lieber Lewis, es hat einen Grund, warum die in Hollywood mit dem Oscar fürs Lebenswerk warten, bis der Preisträger mit der Sackkarre aufs Podium geschafft werden muss. Und mal ehrlich: Wenn sich jeder gleich verflüchtigen würde, der ein Tor gegen Werder schießt...

9. Forever Number One: Der FC Bayern ist ja schon wieder superdupi unterwegs. Beste Passquote der Liga (99,3 %), meister Ballbesitz (82,2 %), die meisten Flanken und Torschüsse und die wertvollste Ersatzbank der Republik. Dazu erhielt Schweinsteiger zum vierten Mal in Folge die Auszeichnung für die besten Haltungsnoten in der Kategorie "Kurzpass unter 10 Meter". Was die Konkurrenz vollends zur Verzweiflung treibt: Die Bayern sind Meister der Effektivität. Pro Tor machen sie 2,5 Punkte. Da können selbst die Neunmalklugen aus Mainz, Hoffenheim und Freiburg und die Bauchmenschen aus Dortmund und Lautern nur vor Neid erblassen. Und das alles ohne Robben.

10. I had a dream: Schon wieder rollt ein Kölner Angriff aufs Bayern-Tor zu. Brecko ist rechts durch und lässt selbst van Buyten wie einen ungelenken Haudrauf aussehen. Jetzt hat er nur noch Butt vor sich. Brecko zaubert aus seinem Reservoir eine Schussfinte, wartet, bis der Keeper zu Boden geht, und hebt den Ball butterweich ins Netz.

11. Eilmeldung: Bundesliga-Profi Shinji Kagawa von Borussia Dortmund ist entführt worden. Gerüchten zufolge steckt die asiatische Wettmafia hinter dem Verbrechen.

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