Die heißeste Saison aller Zeiten

SPOX
19. April 201017:08
Bayern München und Schalke 04 sind die beiden verbliebenen Titelanwärter der BundesligaGetty
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Drei Spieltage vor Schluss ist die Bundesliga spannend wie selten zuvor: Gleich 13 Mannschaften kämpfen noch um den Titel, das internationale Geschäft oder gegen den Abstieg. Von den Bayern bis zur Hertha: SPOX macht den großen Check.

Im Kampf um die Meisterschaft fährt Schalke in Person von Felix Magath jetzt verbale Geschütze auf. "Die Bayern fühlen sich unter Druck. Die Champions League nimmt Konzentration", sagte nach dem Sieg über Borussia Mönchengladbach. "Ich gehe davon aus, dass sie bereits am Samstag in Gladbach nicht gewinnen."

Zwei Punkte Vorsprung und das um 14 Treffer bessere Torverhältnis sprechen für den Rekordmeister. Aber reicht das auch zum Titelgewinn?

Der Kampf um den Titel

SPOXBayern München (1., 63 Punkte, +37 Tore)

Das spricht für die Bayern: Das Fleisch ist (vielleicht) schwach, der Geist ist jedoch willig: Trotz der Dreifach-Belastung wirkt der FCB mental gefestigt. Die Doppelsechs Schweinsteiger/van Bommel sorgt für die (nahezu) perfekte Balance zwischen Offensive und Defensive, für die besonderen Momente sorgen Robben, einer der derzeit drei besten Spieler der Welt, und Olic. Ribery mag noch nicht in bester Verfassung sein, wirkt aber körperlich stabiler. Und: Das Restprogramm ist fast schon unverschämt einfach.

Das spricht gegen die Bayern: So beeindruckend das 7:0 gegen Hannover ausfiel: Die Bayern neigen vor allem defensiv zu Konzentrationsfehlern, so wie gegen Manchester United oder in Leverkusen. Robben oder Olic machten wenn nötig den Unterschied aus - doch auf der Bank fehlen im Fall von Verletzungen oder Sperren die Alternativen. Gomez und Klose sind außer Form, für Schweinsteiger und den in Gladbach gesperrten van Bommel (10. Gelbe) mangelt es ebenfalls an einem gleichwertigen Ersatz.

Mögliche Sperren: Demichelis (4 Gelbe)

Restprogramm: Gladbach (A), Bochum (H), Hertha (A)

Verteidigen die Bayern Platz eins? Hier geht's zum Tabellenrechner

SPOXFC Schalke 04 (2., 61 Punkte, +23 Tore)

Das spricht für Schalke: Deutschland spekuliert über sein DFB-Comeback - doch Kuranyi zeigt sich weiterhin erstaunlich fokussiert, gegen Gladbach gelang ihm im siebten Spiel in Folge mindestens ein Scorer-Punkt. Zwar ist das spielerische Potenzial des Teams überschaubar, im flexiblen 4-3-3 bzw. 4-4-2 kommen aber die Stärken von Kuranyi und Farfan am besten zur Geltung. Derzeit in grandioser Form und seit der Versetzung ins defensive Mittelfeld so torgefährlich wie nie: Ivan Rakitic (sechs Tore in acht Spielen).

Das spricht gegen Schalke: Die drohenden Sperren für Kuranyi und Farfan, die fehlenden hochklassigen Alternativen auf der Bank - und: die plötzlichen Konzentrationsschwächen in der lange so vorzüglichen Abwehr. In den vergangenen zehn Pflichtspielen blieb Schalke nur einmal ohne Gegentor. Auch weil Torwart Neuer gegen Gladbach zum zweiten Mal in Folge patzte.

Mögliche Sperren: Kuranyi, Farfan, Schmitz, Höwedes (je 4 Gelbe)

Restprogramm: Hertha (A), Bremen (H), Mainz (A)

Der Kampf um die Champions League

Der Kampf um die Europa League

Der Kampf gegen den Abstieg

Der Kampf um die Champions League

SPOXWerder Bremen (3., 54 Punkte, +28 Tore)

Das spricht für Bremen: Schweres Restprogramm - aber zwei der drei Partien finden zuhause statt. Pizarro garantiert Tore, Özils Leistungskurve zeigt pünktlich zum Endspurt nach oben, und auch Hunt hat sich stabilisiert. Nicht verwunderlich, dass Werder in vier der letzten fünf Ligaspiele mindestens drei Treffer gelangen. Außerdem hat Trainer Schaaf mit dem Duo Frings/Bargfrede wieder die ideale Besetzung für die Doppelsechs auf dem Platz.

Das spricht gegen Bremen: So gut Frings und Bargfrede zueinander passen: Werder mangelt es weiterhin an einer gesunden Mischung zwischen Offensive und Defensive. Teils gleichen Werder-Spiele einem wilden Shootout, bei der am Ende die glücklichere Mannschaft gewinnt - oder die mit den besseren Individualisten. Kein gutes Zeichen, dass Bremen selbst gegen Nürnberg und Bochum jeweils zwei Gegentore kassierte. Und: Weder Almeida noch Rosenberg können Pizarro adäquat ersetzen, sollte er mit der 5. Gelben Karte noch ein Spiel ausfallen.

Mögliche Sperren: Pizarro, Bargfrede, Fritz (je 4 Gelbe)

Restprogramm: Köln (H), Schalke (A), Hamburg (H)

SPOXBayer Leverkusen (54 Punkte, +24 Tore)

Das spricht für Leverkusen: Das vermeintlich leichteste Restprogramm aus den Top vier, außerdem ist die Form nicht so schlecht, wie zuletzt vier Niederlagen aus fünf Spielen aussagen. In Stuttgart wäre ohne Barnettas Platzverweis auch ein Sieg möglich gewesen. Und: Vom fußballerischen Potenzial her kann Leverkusen mit jedem Team mithalten.

Das spricht gegen Leverkusen: Die Leistungen waren häufig in Ordnung, dennoch hinterlässt ein derart schneller Absturz im Kopf Spuren. Die ersten Anzeichen sind bei Spielern wie Friedrich, Derdiyok und Schwaab erkennbar, die merklich nachgelassen haben. Selbst Abwehrchef Hyypiä wirkt nicht mehr ganz so souverän.

Mögliche Sperren: Friedrich, Castro (je 4 Gelbe)

Restprogramm: Hannover (H), Hertha (H), Gladbach (A)

Wer macht das Rennen? Hier geht's zum Tabellenrechner

SPOXBorussia Dortmund (5., 53 Punkte, +13 Tore)

Das spricht für Dortmund: Es droht zwar die Sperre von drei Spielern, zudem hat sich Mohamed Zidan schwer verletzt, doch dank des vielseitigen Kaders ist der BVB personell flexibel genug aufgestellt, um Ausfälle zu kompensieren. Weitere Pluspunkte: die starke Abwehr (vier Gegentore in sieben Spielen) und Torgarant Barrios.

Das spricht gegen Dortmund: Die Leichtigkeit vom März ist verflogen, mittlerweile tut sich der BVB selbst gegen Gegner wie Mainz und Hoffenheim schwer. Was gegen 1899 wieder auftrat: Erneut vergab die Mannschaft Punkte, obwohl sie in Führung ging. Ein Muster, das in dieser Saison auffällt. Und die letzten drei Spiele haben es in sich: Zwei Auswärtspartien bei Mannschaften, die um die Existenz kämpfen, außerdem ein Heimspiel gegen die ebenfalls ambitionierten Wolfsburger.

Mögliche Sperren: Blaszcykowski, Großkreutz, Hajnal (je 4 Gelbe)

Restprogramm: Nürnberg (A), Wolfsburg (H), Freiburg (A)

Der Kampf um den Titel

Der Kampf um die Europa League

Der Kampf gegen den Abstieg

Der Kampf um die Europa League

SPOXVfB Stuttgart (6., 50 Punkte, +8 Tore)

Das spricht für Stuttgart: Die Mannschaft hat den fast schon obligatorischen Lauf in der Rückrunde, ist mit 34 Punkten das beste Team im Jahr 2010. Cacau trifft wieder, das Mittelfeld kann richtig Dampf machen, Trainer Gross hat fast alle Spieler an Bord und damit genügend Flexibilität und Alternativen. Der VfB hat sich Stück für Stück nach oben gearbeitet und lehrt der Konkurrenz ein wenig das Fürchten: Fast alle engen Spiele gewinnt Stuttgart derzeit, selbst Rückstände werfen das gefestigte Team nicht um. Der Wille und die Entschlossenheit der Mannschaft sind enorm.

Das spricht gegen Stuttgart: Die Innenverteidigung macht Sorgen, Tasci ist einfach nicht beständig genug. Der VfB kann ein Spiel offenbar nicht von Beginn an konzentriert gestalten, braucht geradezu fast immer einen Rückschlag in Form eines Gegentores. Immer wird das nicht gut gehen.

Mögliche Sperren: Gebhart (9 Gelbe), Kuzmanovic, Pogrebnjak (je 4 Gelbe)

Restprogramm: Bochum (A), Mainz (H), Hoffenheim (A)

SPOXHamburger SV (7., 48 Punkte, +15 Tore)

Das spricht für Hamburg: Dass die Mannschaft trotz der Krise über Talent verfügt, beweist der Halbfinal-Einzug in der Europa League. Vor allem im Sturm und für die beiden Flügel-Position verfügt Trainer Bruno Labbadia zumindest theoretisch über viele Optionen. Nach etwas schwächerer Hinrunde spielt Torwart und Anführer Rost dauerhaft auf einem guten Niveau.

Das spricht gegen Hamburg: Übertrieben formuliert: Wo soll man anfangen? Labbadia steht unter Beschuss, das Verhältnis zur Mannschaft ist gestört, Klub-Boss Hoffmann stellt den Charakter der Spieler in Frage, in der Kabine und auf dem Weg dahin kommt es zu Zwischenfällen, die Leistungsträger wirken unzufrieden. Nun kommt auch noch der Ärger mit Rost hinzu. Der HSV scheint sich nur noch auf die Europa League zu konzentrieren - dementsprechend düster sieht es für die Bundesliga aus.

Mögliche Sperren: Aogo, Boateng, Ze Roberto, Mathijsen (je 4 Gelbe)

Restprogramm: Hoffenheim (A), Nürnberg (H), Bremen (A)

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SPOXVfL Wolfsburg (8., 46 Punkte, +5 Tore)

Das spricht für Wolfsburg: Die Wundertüte der Liga. An einem guten Tag kann der VfL fast jeden Gegner auseinandernehmen, zudem gibt es aktuell wohl in ganz Europa kaum einen Stürmer, der besser in Form ist als Dzeko: zehn Tore und insgesamt 17 Scorer-Punkte in sieben Spielen. Ebenfalls wieder gut bis ordentlich in Schuss: Sturmpartner Grafite sowie Spielmacher Zvjezdan Misimovic.

Das spricht gegen Wolfsburg: Die Wundertüte der Liga. An einem schlechten Tag kann der VfL gegen jeden Gegner verlieren - was nach wie vor an den Problemen in der Rückwärtsbewegung liegt. So zuverlässig Dzeko trifft, so zuverlässig patzt die Innenverteidigung. Selbst der grundsolide Riether war gegen Bremen unsicher. Sollten Dzeko und Grafite noch die fünfte Gelbe sehen, ist Martins in der jetzigen Verfassung nicht in der Lage, einen der beiden adäquat zu ersetzen.

Mögliche Sperren: Josue (9 Gelbe), Dzeko, Grafite (je 4 Gelbe)

Restprogramm: Freiburg (A), Dortmund (A), Frankfurt (H)

Der Kampf um den Titel

Der Kampf um die Champions League

Der Kampf gegen den Abstieg

Der Kampf gegen den Abstieg

SPOX1. FC Nürnberg (14., 28 Punkte, -22 Tore)

Das spricht für Nürnberg: In der Rückrunde ist die Mannschaft deutlich gefestigter. Die Niederlage in Freiburg war im Prinzip der einzige Ausreißer nach unten. Coach Dieter Hecking hat das Spiel auf Ballkontrolle umgestellt und fährt mit dieser Vorgabe - auch dank ballsicherer Spieler wie Gündogan und Ottl - recht gut. Dazu kommt eine relativ stabile Defensive und mit Schäfer ein starker Keeper. Auch ein großes Plus: Im und um den Verein ist Ruhe, Hecking verrichtet seinen Job sachlich und unaufgeregt.

Das spricht gegen Nürnberg: In seiner starken Phase Mitte der Rückrunde hat es der Club nicht geschafft, sich das nötige Punktepolster zu verschaffen und wird nun dafür bestraft. Die Mannschaft wirkt zwar geschlossener als in der Vorrunde - was aber nichts an der Tatsache ändert, dass die halbe erste Elf noch völlig unerfahren im Abstiegskampf ist. Zudem fehlt unter den Feldspieler ein echter Leader, der das Team in brenzligen Situationen auch mal mitreißen kann. Keeper Schäfer, Wolf und mit Abstrichen Pinola sind die einzigen Wortführer.

Mögliche Sperren: Pinola (9 Gelbe), Bunjaku, Schäfer (je 4 Gelbe)

Restprogramm: Dortmund (H), HSV (A), Köln (H)

SPOXVfL Bochum (15., 28 Punkte, -24 Tore)

Das spricht für Bochum: Der VfL hat von allen Mannschaften im Keller die meiste Erfahrung im Abstiegskampf. Coach Herrlich hat gestandene Bundesligaspieler in seinen Reihen. In der heiklen Schlussphase der Saison wird auch eine gewisse Nervenstärke gefragt sein - Bochum hat die zweifellos.

Das spricht gegen Bochum: Der VfL steckt in einem bedrohlichen Abwärtstrend. Seit Mitte Februar blieb Bochum in neun Spielen ohne Sieg. Das Team wirkte zuletzt oft leblos, Trainer Herrlich auch ein wenig ratlos. Zudem treffen die Stürmer nicht, allen voran Sestak (erst sechs Saisontore). Das Restprogramm hat es auch wahrlich in sich und die beiden Heimspiele müssen nicht unbedingt ein Vorteil sein: Der VfL ist nach Berlin das zweitschlechteste Heimteam mit nur zwei Siegen aus 15 Spielen.

Mögliche Sperren: keiner

Restprogramm: Stuttgart (H), Bayern (A), Hannover (H)

SPOXSC Freiburg (16., 28 Punkte, -27 Tore)

Das spricht für Freiburg: Der SCF hat seine Schwächephase offenbar überwunden, nur in Bremen war die Mannschaft zuletzt chancenlos. Ansonsten gab es aus den letzten fünf Spielen immerhin acht Punkte. Freiburg ist sicherlich der Klub, der auf Grund seiner Vereinsstruktur und Erwartungshaltung im Umfeld einen Abstieg am ehesten wegstecken könnte. Das Team hat sich nach dem bitteren 1:2 gegen Hannover zusammengerauft, Dutts Einfallsreichtum und Variationen im Hinblick auf Taktik und Spielausrichtung macht Freiburg zudem zu einem richtig unangenehmen Gegner.

Das spricht gegen Freiburg: Die Offensive ist zu schwach. Für einen Sieg müssen meistens ein oder zwei Tore reichen. Da aber auch die Defensive nicht sattelfest ist (schon 56 Gegentore), wird jedes Spiel zur Zitterpartie. Das Restprogramm ist eher durchwachsen.

Mögliche Sperren: Bechmann, Schuster (je 4 Gelbe)

Restprogramm: Wolfsburg (H), Köln (A), Dortmund (H)

Wem gelingt die Rettung? Hier geht's zum Tabellenrechner

SPOXHannover 96 (17., 27 Punkte, -29 Tore)

Das spricht für Hannover: 96 hat es trotz des vorletzten Tabellenplatzes selbst in der Hand, zumindest den Relegationsplatz noch zu erreichen. Der Kader hat das Potenzial dafür allemal, das Restprogramm erscheint machbar. Vielleicht erzeugt die Schmach von München eine Trotzreaktion im Team.

Das spricht gegen Hannover: Das Team ist total wankelmütig: Einer tollen Leistung (4:2 gegen Schalke) folgt zu oft wieder ein völlig unerklärlicher Auftritt (0:7 bei Bayern). Coach Slomka ist auch nach einem halben Jahr noch auf der Suche nach den Ursachen für die Unberechenbarkeit seiner Mannschaft. Die Defensivarbeit (63 Gegentore) und das mittlerweile auch schlechteste Torverhältnis sind ein weiteres großes Problem. Die Ausfälle von Elson und Kone in der Endphase der Saison schmerzen sehr.

Mögliche Sperren: Elson, Ya Konan (je 4 Gelbe)

Restprogramm: Leverkusen (A), Gladbach (H), Bochum (A)

SPOXHertha BSC (18., 23 Punkte, -19 Tore)

Das spricht für Berlin: Die Hertha hat im Vergleich zum ganzen Rest der Konkurrenz so etwas wie einen Lauf. 17 Punkte holte Berlin bereits in der Rückrunde. Die Mannschaft funktioniert, Trainer Funkel hat zuerst die Defensive und seit einigen Wochen auch die Offensive auf Trab gebracht. Die Hertha holt auf und hat bewiesen, dass sie auch schwere Nackenschläge wegstecken kann.

Das spricht gegen Berlin: Es gehen die Spieltage aus. Dass noch zwei Heimspiele bleiben, ist eher Fluch als Segen. Seit dem ersten Spieltag gab es keinen Sieg mehr im Olympiastadion, sondern Enttäuschungen und Rückschläge en masse. Das Restprogramm ist schlicht ein Hammer.

Mögliche Sperren: Raffael (9 Gelbe), Cicero, Kobiaschwili (je 4 Gelbe)

Restprogramm: Schalke (H), Leverkusen (A), Bayern (H)

Der Kampf um den Titel

Der Kampf um die Europa League

Der Kampf um die Champions League