Bundesligisten in Sorge um ihre Profis

SID
Michael Zorc sind die Hände gebunden
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Der tödliche Anschlag auf den togolesischen Mannschaftsbus versetzt die Bundesliga-Klubs in Unruhe. Die Verantwortlichen haben Angst um die Spieler, die beim Afrika-Cup dabei sind.

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Nach dem Schock über den tödlichen Terroranschlag geht bei den Bundesligisten die Angst um die Gesundheit ihrer afrikanischen Spieler um.

Viele Klubbosse würden ihre Profis am liebsten in den nächsten Flieger stecken und sofort nach Deutschland zurückholen.

Formal sind ihnen zwar wegen der Abstellungspflicht des Weltverbandes FIFA für den Afrika-Cup in Angola die Hände gebunden, doch bei weiteren Anzeichen der Gewalt würden die Vereine einem Konflikt mit der FIFA nicht aus dem Wege gehen.

So denkt vor allem Bayer Leverkusen darüber nach, seinen Spieler Assimiou Toure nach Hause zu holen, "weil wir uns Sorgen wegen der schwierigen Sicherheitslage machen", sagte Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser.

Toure körperlich unversehrt

Der 22-Jährige Toure hatte den Anschlag in der angolanischen Exklave Cabinda auf den Mannschaftsbus Togos, bei dem am Freitag der Assistenztrainer, der Pressesprecher sowie der Busfahrer ums Leben kamen, zumindest körperlich unversehrt überstanden.

"Die FIFA müsste erst die Abstellungspflicht aufheben, damit wir handeln können. Solange das nicht geschieht, können wir unsere Spieler nicht heimholen, weil sie dann gesperrt wären", sagte Michael Zorc, Sportdirektor von Borussia Dortmund, der "Berliner Morgenpost".

"Würden eine Sperre in Kauf nehmen"

Allerdings stellte Zorc unmissverständlich klar, die Abstellungspflicht ignorieren zu wollen, sollte er den Eindruck haben, der ägyptische Stürmer Mohamed Zidan befände sich in Gefahr.

"Wenn er um seine Sicherheit fürchten würde oder gravierende Sicherheitsbedenken bestehen sollten, würden wir auch eine Sperre in Kauf nehmen und ihn zurückholen, wenn er es will", sagte Zorc.

Ähnlich würde auch Jan Schindelmeiser, Manager von 1899 Hoffenheim, in den Fällen von Chinedu Obasi (Nigeria) und Isaac Vorsah (Ghana) reagieren. "Wenn die Spieler uns ein Signal geben, dass sie zurück wollen, würden wir aktiv werden", sagte Schindelmeiser.

"Ein Unbehagen ist da"

Er gab zudem zu, dass die Sorge um die Afrika-Stars die Rückrunden-Vorbereitung beeinträchtigen würde: "Diese Sache liegt schon über unserer Vorbereitung. Ein gewisses Unbehagen ist natürlich da."

Auch international werden die Rufe nach einer Rückkehr der in Europa angestellten Legionäre immer lauter, zumal der bewaffnete Arm der "Befreiungsfront für die Unabhängigkeit von Cabinda (FLEC)" weitere Anschläge während des Turniers ankündigte.

So forderte der italienische Erstligist Udinese Calcio den Verband Ghanas und den Weltverband FIFA gar auf, Kwadwo Asamoah zurück nach Italien reisen zu lassen.

Hull möchte Spieler zurück

Auch Englands Premier-League-Klub Hull City will seine Spieler Daniel Cousin (Gabun) und Seyi Olofinjana (Nigeria) zurückbeordern.

Eine Heimkehr von Arthur Boka wäre auch Stuttgarts Sportvorstand Horst Heldt alles andere als unrecht.

"Mir wäre am liebsten, Arthur könnte zurückkehren, denn die Lage ist sehr unübersichtlich", sagte Heldt. Boka muss mit Turnierfavorit Elfenbeinküste in der Gruppe B seine Spiele in Cabinda austragen, wo sich der blutige Anschlag ereignete.

Viele der elf Klubs der Bundesliga und 2. Liga, die einen der insgesamt 20 in Deutschland angestellten Profis für den Afrika-Cup abstellen, haben inzwischen Kontakt zu ihren Spielern aufgenommen.

"Karim Haggui hat der sportlichen Leitung gesagt, dass er sich derzeit sicher fühlt", sagte Andreas Kuhnt, Sprecher von Hannover 96. Haggui vertritt die tunesischen Farben.

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