Felix Magaths Liebling

Von Interview: Haruka Gruber / Marcus Giebel
Carlos Zambrano kam in dieser Spielzeit in 14 von 15 Pflichtspielen zum Einsatz
© Getty

Er verehrt Lucio, spielt aber wie ein Deutscher im Körper eines Peruaners. Carlos Zambrano ist Schalkes kommender Star. "Er hat eine große Zukunft vor sich. Carlos ist ein sehr eifriger, sehr aufnahmefähiger Spieler. Er arbeitet wie ein Deutscher", sagte S04-Trainer Felix Magath, sonst äußerst sparsam mit Lob für seine Spieler, im SPOX-Interview. Zambrano (20) über Idole, Wechselgerüchte und Skandale in Peru.

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SPOX: Sie bezeichnen Lucio als Ihr Vorbild, nach vorne gehen Sie dennoch nur selten. Warum?

Carlos Zambrano: Es stimmt, dass Lucio zu meinen Idolen gehört. Er hat in der Bundesliga seine Klasse über Jahre eindrucksvoll bewiesen. Ich bewundere aber auch andere Innenverteidiger wie Marcelo Bordon und Chelseas John Terry. Lucio hat seinen eigenen Stil, ich habe meinen.

SPOX: Auch dank Ihrer nüchternen, effektiven Spielweise gehört Schalke wieder zu den Spitzenteams in Deutschland. Wird Schalke Meister, bevor Ihr Vertrag 2012 ausläuft?

Zambrano: Das wäre natürlich ein Traum. Aber zunächst geht es um diese Saison. Bis jetzt verläuft das Jahr zufriedenstellend. Wir haben eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern. Alles läuft gut - aber wir müssen hart arbeiten, damit es so bleibt.

SPOX: Welche Unterschiede haben Sie zwischen Ihrem früheren Trainer Fred Rutten und Felix Magath, der Sie explizit lobt und fördert, ausgemacht? In Ihrer ersten Profi-Saison unter Rutten sind Sie hingegen nicht zum Zug gekommen.

Zambrano: Ich möchte Trainer nicht miteinander vergleichen. Jeder hat seine eigene Art. Felix Magath ist ein Trainer mit viel Persönlichkeit. Er bezieht junge Spieler mit ein und hat den Mut, sie in die Mannschaft einzubauen. Er hat viel Erfahrung und außerdem etliche Titel gewonnen. Das verschafft ihm Respekt.

SPOX: Wegen Ihres Reservistendaseins unter Rutten sollen Sie im letzten Winter um eine Ausleihe gebeten haben.

Zambrano: Nein, das stimmt nicht, ich wollte immer nur auf Schalke sein.

SPOX: Im Sommer hieß es wiederum, dass der AC Florenz an Ihnen interessiert war. Kam ein Weggang in Frage?

Zambrano: Ich habe davon gar nichts mitbekommen. Schalke hatte für mich immer Priorität.

SPOX: Der Wechsel als 17-Jähriger aus Peru zu Schalke war bereits ein großer Einschnitt in Ihrem Leben. War das ein spontaner Schritt oder das Resultat einer langen Planung?

Zambrano: Ich habe das nie so genau geplant. Klar war nur, dass ich immer Fußball auf einem besseren Niveau spielen wollte, wie es zum Beispiel in der Bundesliga möglich ist. Es ging darum, mich weiterentwickeln zu können - und das kann ich auf Schalke.

SPOX: Was vermissen Sie?

Zambrano: Die Kultur ist schon sehr anders. In Peru ist das Leben viel ruhiger. Außerdem vermisse ich das abwechslungsreiche Essen der peruanischen Küche.

SPOX: Hilft Ihnen die berühmt-berüchtigte "Latino-Connection" auf Schalke?

Zambrano: Ich verstehe mich mit allen Spielern gut. Vielleicht habe ich wegen der Sprache etwas mehr mit den anderen Südamerikanern zu tun und ich unternehme mit meinem Landsmann Jefferson Farfan auch abseits des Platzes am meisten, aber so eine Connection gibt es nicht.

SPOX: In der Nationalmannschaft müssen Sie jedoch ohne Farfan auskommen, der wie Bremens Claudio Pizarro seit dem angeblichen Party-Skandal vor zwei Jahren nicht mehr für Peru auflief.

Zambrano: Jefferson ist ein großer Spieler, genau wie Claudio. Die Mannschaft braucht eigentlich beide. Durch die Ereignisse in der Vergangenheit sind viele Spieler nicht mehr dabei, und das schwächt die Nationalelf.

SPOX: Trotz talentierter Fußballer hat Peru die WM-Qualifikation auf dem letzten Tabellenplatz abgeschlossen. Inwiefern spielen die vielen Skandale im Umfeld der Nationalmannschaft eine Rolle?

Zambrano: In den Medien wird manchmal sehr übertrieben, nichtsdestotrotz muss sich im peruanischen Fußball einiges ändern. Es ist notwendig, dass wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, um uns vielleicht für die WM 2014 zu qualifizieren.

SPOX: Immerhin konnten Sie die Gunst der Stunde nutzen und sich in der Stammelf der peruanischen Nationalmannschaft etablieren.

Zambrano: Ich finde es nach wie vor unglaublich, dass man mich so schnell geholt hat. Das habe ich nicht erwartet. Schon gar nicht, ohne vorher überhaupt auch nur ein Bundesliga-Spiel absolviert zu haben. Aber Trainer Jose Del Solar hat an mich geglaubt und ich habe die Chance genutzt. So wie auf Schalke unter Felix Magath.

Carlos Zambrano: Eine Karriere zwischen Peru und Deutschland