Louis van Gaal: Der Druck wird erhöht

Von Andreas Lehner
Trotz der zuletzt schwachen Resultate ist der Andrang beim Bayern-Training groß
© Getty

Franz Beckenbauer sieht nur noch einen Ausweg aus der sportlichen Krise des FC Bayern München, Philipp Lahm bemängelt die fehlende Kreativität im Offensivspiel und Karl-Heinz Rummenigge geht auf Distanz zu Trainer Louis van Gaal. Der muss um seinen Job fürchten, will sich damit aber nicht beschäftigen.

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Mark van Bommel ist seit etwas mehr als drei Jahren beim FC Bayern. In dieser Zeit hat er die Befindlichkeiten rund um den Vorzeigeverein Deutschlands komplett verinnerlicht. "Wenn wir gewinnen, ist es normal. Spielen wir Unentschieden, ist es schon eine Katastrophe. Wenn wir verlieren, geht fast die Welt unter", sagte der Kapitän schon vor dem Spiel gegen Bordeaux.

Die Bayern verloren und der Haussegen hängt mehr als schief, er liegt schon fast waagrecht in der Luft. Gegen den französischen Meister zeigte das Team, dass es die Philosophie des Trainers verinnerlicht hat, dabei aber das Offensivspiel auf der Strecke blieb und zu sehr von den Kreativspielern Franck Ribery und Arjen Robben abhängig ist.

"Ribery macht den Unterschied"

"Ribery macht den Unterschied aus, er bringt die Unberechenbarkeit ins Spiel und reißt so die Mannschaft mit. Ich fühle mich wie in dem Theaterstück 'Warten auf Godot'. Bei Bayern heißt es: Warten auf Ribery", schreibt Franz Beckenbauer in seiner "Bild"-Kolumne.

Auf den Franzosen müssen die Bayern aber noch längere Zeit verzichten, das Kreativloch wollen sie mit Robben und Geduld überbrücken. Allerdings bringt das von van Gaal geforderte Positionsspiel zu wenig gefährliche Situationen.

Kritik von Lahm

"Es ist zu wenig, was wir im letzten Spielfelddrittel machen, vor dem Tor", stellt Philipp Lahm im "Kicker" fest. "Wir erarbeiten uns zu wenige Großchancen."

Auch weil ohne die beiden schnellen Flügelstürmer Spieler fehlen, die Eins-gegen-Eins-Situationen suchen und dann auch für sich entscheiden können. Die Folge: In fünf der letzten neun Pflichtspiele blieben die Bayern ohne eigenen Treffer.

Also steht nach dem "Endspiel" (Hoeneß) in der Champions League gegen Bordeaux das nächste "Endspiel" (Lahm) in der Liga gegen Schalke (Sa., 15.15 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY) auf dem Plan.

Van Gaal: "Ist schon Samstag Schluss?"

Eine weitere Niederlage könnte auch Konsequenzen für van Gaal haben. Der Trainer ist in der Öffentlichkeit nicht mehr unumstritten. Sogar das in solchen Sachen eher zurückhaltende Fachblatt "Kicker" fragte auf seinem Titel bereits: "Ist schon Samstag Schluss?"

Und auch in der Chefetage wird die Arbeit des Niederländers ganz genau beobachtet. Karl-Heinz Rummenigge soll laut "Kicker" schon auf Distanz zu van Gaal gegangen sein. Anders als Uli Hoeneß und Karl Hopfner ging er nach der Pleite am Dienstag nicht in die Kabine.

Demichelis für Badstuber?

Der Trainer will sich mit einer möglichen Entlassung nicht beschäftigen: "Ich mache mir niemals Gedanken darüber. Ich kann nicht über mich selbst entscheiden. Das dürfen andere machen, ich nicht." Er denke vielmehr darüber nach, wie er mit seinen Spieler umgeht und wie er das nächste Spiel gewinnen kann.

Mit welchem Personal? Die in der Champions League gesperrten Daniel van Buyten und Thomas Müller kehren zurück, in der Abwehr könnte der gegen Bordeaux souveräne Martin Demichelis für Holger Badstuber auflaufen. Arjen Robben ist wohl noch kein Kandidat für die Startelf.

Egal, wie van Gaal aufstellt, das Publikum erwartet von den Bayern mehr Leidenschaft und risikoreicheres Spiel nach vorne. In der Vorsaison standen die Münchner vor einem Spiel gegen Schalke ebenfalls gewaltig unter Druck. Sie verloren und Jürgen Klinsmann wurde entlassen.

Die Spiele des FC Bayern im Überblick