Wer hat mein Biene-Maja-Kostüm?

Von Stefan Moser
Schalke-Trainer Felix Magath vermisst sein Biene-Maja-Kostüm. Sehr sogar
© Getty

Als bekennender Erfolgsfan kann die Alternative Liste an diesem 4. Spieltag endlich wieder ganz viel Bayern machen. Denn lange waren die Spieler mit dem komplexen System von Trainer Louis van Gaal eher per Sie, doch jetzt haben sie es endlich begriffen: Alle Bälle möglichst schnell zu Ribery und Robben - und die spielen dann ein bisserl Fußball.

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Soweit die wichtigste Erkenntnis des Wochenendes. Nebenher gab's noch ein wenig Langweile, ein paar Tiefschläge vom Schicksal, die Entführung von Biene Maja, eine Blitzschwangerschaft und stinkende Kinder.

1. Amuse-Gueule: Geht's eigentlich noch langweiliger??! Ja, es geht. Hier eine Liste von Dingen, die noch uninteressanter sind als dieses eine unsägliche Spiel am Samstag: Das Hochzeitskleid von Kronprinzessin Victoria, sämtliche Ausreden von Silvio Berlusconi, Eiweiß basierte Diäten, die Kabbala, die Blitzschwangerschaft von Sandy Meyer-Wölden, Verona Feldbuschs Meinung zur Blitzschwangerschaft von Sandy Meyer-Wölden, Oliver Pochers Meinung zu Verona Feldbusch, Verona Feldbusch überhaupt, und zu guter Letzt: alles, was Reinhold Beckmann zum Spiel Nürnberg gegen Stuttgart zu sagen hatte.

2. Amor fati: Es gibt auch unbequeme Wahrheiten. Zum Beispiel: Kleine Kinder stinken häufig. Oder noch schlimmer: Es ist vorbei! Der FSV Mainz 05 spielte ja nun auch diesen herrlichen modernen Fußball mit viel Philosophie und vertikal und so. Er wurde ganzheitlich bespaßt vom jungen, lächelnden Thomas Tuchel und war dazu noch wahnsinnig dynamisch, flexibel, gut aussehend und erfolgreich. Doch nach fünf Punkten aus drei Spielen kam das Schicksal vorbei, grüßte nachlässig und sagte: "So. Jetzt reicht es" - und gab den Lauf an Bayer Leverkusen weiter. Doch das Schicksal klaute den Mainzern nicht etwa nur die Punkte in Gladbach, nein: Das Schicksal arbeitet viel gründlicher. Es machte nebenbei auch noch zwei Torhüter und Miroslav Karhan kaputt! Wir wünschen allen dreien gute Besserung...

3. Apropos Schicksal: Um zu wissen, dass auch die Schalker Spieler am Sonntag wirklich einen Scheißtag hatten, muss man nur das folgende Zitat kennen: "Wir trainieren immer das, was wir nicht können", sagte Felix Magath mit einem emotional schwer gestörten Unterton, "und am Samstag gegen Freiburg hatten wir nicht die nötige Laufbereitschaft..."

4. Kindergarten: Fußball ist ein Männersport, darum stibitzten die BVB-Fans den Frankfurten vor einem Jahr auch eine Fahne und zeigten sie nebst langer Nase dem gehörnten Gästeblock im Stadion. Da weinten viele Eintracht-Fans und schworen düster blickend Rache.

Der große Vergeltungsschlag war nun für Samstag angekündigt, als Dortmund wiederum zu Gast in Frankfurt war. "Mit uns ist nicht gut Schnitzel essen", stand dann auch plötzlich groß auf einem Spruchband, drohend ausgerollt  über die gesamte Tribünenbreite.

Und dann begann das bange Warten: Was hatten die rachsüchtigen Eintracht-Fans wohl ausgeheckt? Hatten sie etwa Susi Zorc entführt? Oder David Odonkor zurückgebracht? Oder sogar BVB-Aktien gekauft? Mitnichten! Nach drei nicht enden wollenden Minuten präsentierte Frankfurt endlich seine Beute: Fünf alte BVB-Schals, drei schwarz-gelbe Ringelsocken, ein altes Biene-Maja-Kostüm und ein Klimadiagramm von Katmandu. Fett!

5. Eins vorweg: Arjen Robben kann alles! Er macht nicht nur zwei Tore, er macht auch, dass Blinde wieder sehen und Lahme wieder gehen können. Er macht außerdem, dass Hoeneß' Kopfhaut wieder gut durchblutet ist, dass Dzeko nur den Pfosten trifft und ein Bayern-Keeper plötzlich Bälle fängt. Und dass Misimovic knapp drüber schießt, während Barzagli einen Schuss ins eigene Tor abfälscht, und dass Benaglio auf einmal ziemlich rensing hält: Auch das macht alles Robben. Weltklasse! Nur bei der Farbenlehre hapert's noch. Denn auch ein Oranje darf bei den Roten nicht in blauen Schuhen spielen. Steht in der Bibel und im BGB. Muss er noch lernen....

6. Ach: Und noch was kann der Robben: Stimmung in die Bude zaubern! In der Allianz Arena! Und das war wirklich Wahnsinn: Da versuchten ein paar echte Bayern-Fans am Samstag nämlich knallhart die Laola-Welle. Wow!! Dass das zu viert nicht hinhaut, konnten sie nicht wissen. War immerhin das erste Mal...

7. Großes Kabarett: Oft fragt man sich ja bei Franz Beckenbauer: Kriegt der eigentlich noch alles mit, was er so sagt, oder hört er selbst nur hin und wieder rein? So war's im Grunde auch am Samstag, als er sinngemäß erzählte, dass die Bayern, und überhaupt, ja gut, äh, schau'n mer mal.

Doch dann das: So beiläufig und lässig, wie er alles tut, sagte er ganz nebenbei den Satz, mit dem Beckenbauer-Parodisten seit Jahrzehnten schon ihr Geld verdienen: "Der Robb'n? Ja gut, äh, sicherlich: Der kann es links wie rechts, hähä."

Sagte der Franz! Ganz unschuldig! Die Parodie der Parodie der Parodie! Einfach so! Die satirische Quadratur des Kreises, die Überwindung der Postmoderne im Naiven! Oder einfach nur: Ach! Franz! Ich will ein Kind von Dir!

8. Quizfrage zum HSV: Wer hat in der 89. Minute bei Elias Rückennummer eine Zwei aus der Eins gemacht und ihm heimlich eine Fusselmatte aufgesetzt. Quizantwort zum HSV: Niemand. Labbadia hat nur Pitroipa eingewechselt.

9. Apropos Hamburg: Herrgottsakra, HSV! Da führt Hamburg gegen Köln mit 2:0, doch anstatt dem FC im Vorbeigehen noch schnell eine mitzugeben, macht der HSV auf oberlässig: Guerrero stochert halbgar durch die Gegend, Petric hängt nur vorne ab, Trochowski schießt abwechselnd Petit und Geromel die Bälle ins Gesicht, und Ze und Jarolim massieren sich im Mittelkreis die Leistengegend (immerhin die jeweils eigene, wohlgemerkt). Doch so was ist gefährlich - gegen so erfahrene Teams zumal. Denn die Kölner sind gespickt mit über einem Dutzend Vize-Europameistern und haben außerdem noch Pierre Wome als Waffe. Der hat doppelt soviel Biomasse wie das gesamte Hamburger Mittelfeld und lässt keine Chance verstreichen, dem Gegner damit richtig wehzutun. Doch die Sache ging am Ende glücklich aus. 3:1 für den HSV, Tabellenführung inklusive. Glückwunsch!

10. Apropos Tabellenführung: Da schießen sich die Bayern mal 30 Minuten lang ein wenig aus der Krise und robben mühsam auf Platz 8 - da schlagen die Verantwortlichen schon wieder wohlbekannte Töne an. Killer-Kalle Rummenigge wörtlich: "Jetzt geht die Bundesliga-Saison los. Wir geben Vollgas. Es wird schwer, uns zu schlagen. Geld schießt eben doch Tore. Zumal, wenn es vom Festgeldkonto kommt und nicht über Kredit." Tja, Bayern, seht Ihr, und genau das ist auch der Grund, warum Euch alle so lieb haben...

11. Ende: Die Alternative Liste war auch schon mal besser, Punkt elf ist gut gelungen, doch der Rest ist eher mau, letzte Woche war viel lustiger. Und vor allem: Es bleiben doch noch jede Menge offene Fragen.

Waren das wirklich Kaffee-Flecken auf dem Hemd von Uli Hoeneß? Hat Frau Feldbusch nicht mittlerweile Florian Silbereisen geheiratet? Und was zum Teufel machen ein paar infantile Frankfurter mit einem Klimadiagramm von Katmandu? Das klingt doch alles sehr, sehr merkwürdig...

Der 4. Spieltag im Überblick