Veh: "Ich muss Magath nicht kopieren"

Von Interview: Daniel Börlein
Armin Veh wurde 2007 Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart
© Getty

Armin Veh tritt das schwerste Erbe der Bundesliga an. Er übernimmt die Meistermannschaft des VfL Wolfsburg von Felix Magath und soll die Niedersachsen auf Dauer in der Spitzengruppe etablieren.

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Bei SPOXspricht er über seine neue Dreifach-Funktion, einen weiteren Top-Stürmer und die Übergabe mit Magath.

SPOX: Herr Veh, Wolfsburg ist deutlich weiter von Augsburg entfernt als Stuttgart. Muss Ihr Hund George künftig auf die Spaziergänge mit Ihnen verzichten?

Armin Veh: Nein, das müssen er und zum Glück auch ich nicht. Meine Frau wird mit mir nach Wolfsburg ziehen und natürlich auch den Hund mitbringen.

SPOX: Sie hatten nach Ihrem Engagement beim VfB mehrere Monate Pause, bevor Sie den Job in Wolfsburg übernahmen. Wie haben Sie diese Zeit verbracht?

Veh: Es war wichtig, ein wenig Abstand zu bekommen und mal den Kopf freizukriegen. Aber jetzt bin ich natürlich froh, dass ich wieder als Trainer arbeiten kann. Wolfsburg ist eine reizvolle Herausforderung für mich.

SPOX: Wenn man zu einem neuen Klub kommt, gibt es immer ein paar Dinge, die einem gleich positiv oder negativ auffallen. Wie war Ihr erster Eindruck vom VfL?

Veh: Da gibt es wirklich gar nichts zu bemängeln. Ich habe ein sehr gutes Umfeld vorgefunden und eine Mannschaft, die intakt und zudem gut aufgestellt ist. Ich kann hier sehr gut arbeiten.

SPOX: Und das als Trainer, Manager und Geschäftsführer in Personalunion. Ist diese Konstellation für Sie besonders reizvoll?

Veh: Es ist ja so, dass man als Trainer ohnehin immer auch ein bisschen Manager ist. Insofern ist es für mich nichts komplett Neues. Was anders ist, ist der Zeitaufwand, der mit dieser Konstellation verbunden ist.

SPOX: Als Trainer, so heißt es, arbeitet man rund um die Uhr für die Mannschaft. Wo nehmen Sie denn die Zeit her, die Sie nun für Ihre Aufgaben als Manager und Geschäftsführer benötigen?

Veh: Die Zeit ist da, aber natürlich kann ich nicht alles alleine bewältigen. Ich habe mir mit Frank Aehlig einen Assistenten an die Seite geholt, der sehr erfahren ist und mich unter anderem auch im administrativen Bereich hervorragend unterstützt.

SPOX: Ihr Vorgänger Felix Magath hat ebenfalls alle drei Ämter ausgeführt - und wurde so erstmals in der Vereinsgeschichte deutscher Meister. Was schauen Sie sich von Magath ab?

Veh: Felix Magath hat zweifelsohne Großes geleistet beim VfL Wolfsburg und gute Bedingungen hinterlassen. Aber ich habe meinen eigenen Stil und muss nichts kopieren. Ich kann auch gar keine Vergleiche ziehen, weil ich nicht weiß, wie Felix Magath hier gearbeitet hat.

SPOX: Sie haben mit Ihrem Vorgänger also nicht über den VfL gesprochen?

Veh: Nein, wir hatten keinen Kontakt, keine Übergabe. Das ist in der Branche aber auch nicht üblich.

SPOX: Sie sagten, die Titelverteidigung sei utopisch. Wie lautet Ihre Zielsetzung für die anstehende Saison?

Veh: Wir wollen einen Platz unter den ersten fünf und auf lange Sicht kontinuierlich oben mitspielen. Aber dieses Ziel haben ja zehn andere Mannschaften auch.

SPOX: Allerdings hat der Kader im letzten Jahr bewiesen, dass alles möglich ist. Und nun wurde die Mannschaft nochmal gezielt verstärkt.

Veh: Mit Thomas Kahlenberg, Karim Ziani und Fabian Johnson haben wir drei Spieler verpflichtet, die uns auf jeden Fall weiterhelfen werden. Kahlenberg und Ziani haben die Fähigkeit, auf Champions-League-Niveau zu spielen. Johnson ist ein Riesentalent und noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung. Ich bin überzeugt, dass er bei uns einen weiteren großen Schritt machen wird.

SPOX: Zu den drei Neuzugängen soll noch ein hochkarätiger Stürmer kommen. Mit Dzeko und Grafite hätte der VfL dann drei Top-Angreifer, von denen im Normalfall einer auf die Bank muss. Ist damit nicht Unzufriedenheit programmiert?

Veh: Um uns in allen drei Wettbewerben zu behaupten, brauchen wir einfach einen weiteren Stürmer von internationalem Format. Wir müssen gerade mit Blick auf die Champions League adäquat wechseln können.

SPOX: Bekommen dann auch Spieler wie Cristian Zaccardo oder U-21-Europameister Daniel Adlung, die im letzten Jahr kaum zum Einsatz kamen, eine neue Chance?

Veh: Ich schaue nicht danach, was in der Vergangenheit war. Jeder Spieler hat die Möglichkeit, sich durch gute Leistungen zu empfehlen. Natürlich wird es für den einen oder anderen nicht reichen, und es ist auch nicht schön, dies einem Spieler mitzuteilen. Aber damit gehe ich offen um.

SPOX: In der Bundesliga will sich der VfL in der Spitze etablieren. Die Champions League hingegen ist Neuland für den Verein wie auch den Großteil der Spieler. Sie selbst flogen bei Ihrem Debüt mit dem VfB schon in der Vorrunde raus. Das macht nicht gerade Hoffnung.

Veh: Das ist keine Frage von Hoffnung. Wir haben eine gute Mannschaft, die wir gerade mit Blick auf die Champions League gezielt verstärkt haben. Deshalb bin ich überzeugt, dass wir auch international eine gute Rolle spielen können. Unser Ziel ist es, die nächste Runde zu erreichen.

Armin Veh im Steckbrief