"Wir gehen davon aus, dass Diego bleibt"

Von Interview: Florian Bogner
Schaaf, Diego, Bremen, Werder, Bundesliga
© Getty

München - Die Vorbereitung von Werder Bremen für die neue Saison läuft auf Hochtouren. Doch auch abseits des Trainingsgeländes gibt es für Trainer Thomas Schaaf noch einige offene Baustellen.

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Neben der andauernden Suche nach dem perfekten Stürmer, beschäftigt die Verantwortlichen an der Weser vor allem ein Thema: Diego und die Olympischen Spiele in Peking.

Bei seiner Rückkehr nach Bremen erklärte der Brasilianer: "Natürlich würde ich sehr gerne an den Olympischen Spielen teilnehmen. Das ist ein Traum von mir. Aber Werder möchte mich nicht freigeben. Klaus Allofs und Thomas Schaaf haben mir die Gründe dafür erklärt. Das werde ich respektieren."

Im Interview mit SPOX.com spricht der Coach über weitere Verstärkungen, Diegos Olympia-Traum und die Ziele für die kommende Spielzeit.

SPOX: Herr Schaaf, stimmen Sie mir zu, wenn ich sage, dass die bisherigen Verpflichtungen Ergänzungen zum Kader der vergangenen Saison sind?

Thomas Schaaf: Da widerspreche ich Ihnen. Es sind alles Verstärkungen.

SPOX: Was erwarten Sie sich von den Verstärkungen?

Schaaf: Dass sie sich einbringen und unseren Kader dadurch bereichern. Sie können eine Entwicklung nehmen, die uns alle freut und sie selbst stärkt. Sie sollen unser Spiel nach vorne bringen.

SPOX: Ist die Personalie Lukas Podolski für Sie vom Tisch?

Schaaf: Wir reden nicht über einzelne Personen, also auch nicht über Lukas.

SPOX: Dennoch suchen Sie noch nach einem Stürmer.

Schaaf: Wir suchen nicht, wir schauen uns um. Ständig. Wir wollen immer gute Leute dazu gewinnen. Und wenn wir der Überzeugung sind, dass wir den Richtigen gefunden haben und es passt alles, dann setzen wir es um.

SPOX: Haben Sie sich schon ein flammendes Plädoyer zu Recht gelegt, wenn Diego aus dem Urlaub kommt?

Schaaf: Nein, wieso? Diego wird zum Start des Trainingslagers auf Norderney (14. Juli, Anm. d. Red.) dabei sein und dann schauen wir, dass wir ihn fit kriegen.

SPOX: Wird Diego dann auch zum Saisonstart dabei sein oder mit Brasilien zu den Olympischen Spielen fliegen?

Schaaf: Wir gehen davon aus, dass er bei uns bleibt.

SPOX: Was werden Sie in der Vorbereitung im Vergleich zur letzten Saison ändern?

Schaaf: Ändern muss sich im Prinzip nicht viel, wir haben letztendlich keine andere Situation als in den Jahren zuvor, weil die Spieler wie immer zu unterschiedlichen Zeitpunkten ins Training einsteigen. Wir hoffen natürlich, bei weitem nicht diese Verletzungsmisere zu haben wie im letzten Jahr.

SPOX: Sie haben Ihr Team mit dem Fitnesstrainer Yann-Benjamin Kugel verstärkt.

Schaaf: Ja. Aus einem simplen Grund: Er soll vor allem im individuellen Bereich und im Übergang zwischen Reha und Mannschaftstraining arbeiten und uns spezielle Informationen geben, auf welchem Stand die Spieler sind - zusätzlich zu den Ideen und Gedanken, die wir im Trainerstab haben. Er soll im Prinzip unsere Arbeit verfeinern.

SPOX: Und diese Verfeinerung der Arbeit ist notwendig geworden, weil...

Schaaf: ...wir der Entwicklung Rechnung tragen, dass immer mehr Spieler zeitlich unterschiedlich ins Training einsteigen und wir die Arbeit noch individueller gestalten wollen. Und wir haben ebenso festgestellt, dass es noch mehr darum geht, aus dem Einzelnen die Besonderheiten herauszukitzeln.

SPOX: Ist der Trainer Thomas Schaaf eher ein Technik-Freak oder -Skeptiker?

Schaaf: Die Wissenschaft interessiert sich mehr und mehr für den Fußball und lässt andersrum auch mehr für den Fußball zu. Da muss man offen sein.

SPOX: Auf welche Schwerpunkte legen Sie während der Vorbereitung wert?

Schaaf: Wir müssen alle Dinge trainieren. Natürlich sind zuerst die konditionellen Elemente wichtig, bevor man etwas anderes realisieren kann. Aber wir können auch nicht sagen: Jetzt lassen wir sechs Wochen rennen und nehmen keinen Ball dazu.

SPOX: Als Saisonziel haben Sie erneut ausgegeben, attraktiven Fußball zu spielen. Würde sich ein Titel nicht besser auf dem Briefkopf machen?

Schaaf: Die Grundvoraussetzung für jeden Titel ist doch gut zu spielen. Meine Philosophie ist, dass man sich und die Zuschauer erstmal begeistern muss, um gute Ergebnisse zu erzielen. Man kann nicht mit einer schlechten Leistung Meister werden. Wenn wir in der nächsten Saison gut spielen und bis zum Schluss um die Meisterschaft mitkämpfen, um dann am Ende vielleicht auf Platz eins zu stehen, dann soll uns das recht sein.

SPOX: Hat Werder in den letzten Jahren zu selten "dreckig" 1:0 gewonnen?

Schaaf: Das ist nicht die Voraussetzung, um deutscher Meister zu werden.

SPOX: Manchmal schon.

Schaaf: Man kann aber auch anständig und sauber 1:0 oder höher gewinnen und damit etwas erreichen.

SPOX: Sie lassen seit Jahren den offensivsten Fußball der Liga spielen, waren als Spieler aber eher ein anderer Typ...

Schaaf: Haben Sie mich je spielen gesehen?

SPOX: Habe ich.

Schaaf (lacht): Dann seien Sie besser vorsichtig, was Sie jetzt sagen.

SPOX: Dann so: Wie kam Ihre Spielphilosophie als Trainer zustande?

Schaaf: Ich habe schon als Spieler gerne kombiniert, so ist das ja nicht. Ich glaube, dass man sich über Jahre hinweg - als Spieler, als Trainer in der Nachwuchsarbeit und dann im Profibereich - eine bestimmte Philosophie zurecht legt und eine spezielle Meinung vom Fußball entwickelt. Das versuche ich umzusetzen - und das ist für den Zuschauer bestimmt nicht das schlechteste.

SPOX: Hängt diese Philosophie auch von den Spielern ab, oder ist mit jeder Bundesligamannschaft offensives Spiel möglich?

Schaaf: Natürlich können sie überall offensiv spielen lassen, aber fragen sie dann mal nach dem Ergebnis. Eine gewisse Qualität an Spielern ist schon die Voraussetzung.

SPOX: Wenn er Sie fragen würde: Welchen Ratschlag würden Sie dem Bundesliga-Neuling Jürgen Klinsmann mit auf den Weg geben?

Schaaf: Dass er keinen Ratschlag braucht.

Im 2. Teil spricht Thomas Schaaf über die EM, Sorgenkind Carlos Alberto und seinen perfekten Partner 

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