"... - und das hat Dortmund!"

Von Jochen Tittmar / Daniel Börlein
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© Getty

München - Kaum ist die Saison beendet, kaum geht der Blick Richtung Nationalelf und EM, schon rappelt's im Gebälk der Bundesliga. Nur vier Tage nach Ende der 45. Spielzeit mussten mit Thomas Doll und Michael Skibbe zwei Trainer ihren Spind räumen.

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Wie bei Doll in Dortmund fiel auch für Skibbe in Leverkusen der Hammer nach der vereinsinternen Analyse der abgelaufenen Spielzeit. Logisch, hätte die Bayer-Elf am letzten Spieltag gegen Bremen gewonnen, stünde sie im UEFA-Pokal, die Saisonanalyse hätte es nie gegeben und Skibbe wäre im Amt geblieben.

Hätte, wäre, wenn und aber gibt es jedoch nicht im Fußballgeschäft und somit stehen nun zwei ambitionierte Klubs ohne Trainer da. Die Suche nach einem Nachfolger kann also beginnen - doch lang gesucht wird in Dortmund und Leverkusen nicht.

Der neue Wunschtrainer steht hüben wie drüben bereits fest: Jürgen Klopp. Dass der BVB bereits mit Klopp Gespräche führt, bestätigte sein Berater Marc Kosice am Mittwoch "Bild": "Ja, das stimmt. Wir reden."

BVB vs. Bayer

Hier Dortmund, der schlafende Riese, dem nach Jahren der tabellarischen Tristesse und spielerischen Armut ein Kloppscher Neuanstrich gut zu Gesicht stehen würde.

Dort Leverkusen, mit einer spielerisch und technisch versierten Mannschaft, die ihr Potential endlich einmal über die volle Saisondistanz ausschöpfen muss, um wieder in internationales Fahrwasser zu gelangen.

Beides ideale Aufgaben für Klopp, für den es als Trainer nun darauf ankommt, bei einem renommierten Bundesligaklub den nächsten Schritt auf der Karriereleiter zu erklimmen.

"Er hat ja auch Urlaub"

Vielleicht macht er ja doch eine Pause und sowohl der BVB als auch Bayer schauen in die Röhre.

Diese Variante schließt Mainz-Präsident Harald Strutz im Gespräch mit SPOX.com jedoch aus: "Er hat ja auch Urlaub, dann ist die EM - es geht ja in sechs Wochen erst richtig los. Der ist so fußballfanatisch, warum sollte er bei einem guten Angebot eines namhaften Vereins nein sagen?".

Klopp müsse nun "eine ganz persönliche Entscheidung für sich" treffen, lässt Strutz erkennen, dass sein Ex-Coach momentan viel zu grübeln hat.

Versuchen wir doch einmal, ihm diese Aufgabe abzunehmen. Wo passt der Trainerliebling besser hin, zum BVB oder nach Leverkusen?

Leistungsoptimierung statt Einkaufstour

In Leverkusen würde Klopp einen Kader vorfinden, den es nicht zu verstärken, sondern in leistungstechnischer Hinsicht zu optimieren gilt. Das Team ist gespickt mit jungen ambitionierten Spielern, die das Potential besitzen, in ihrer Entwicklung noch mehrere Schritte nach oben zu machen.

Siehe Castro, Vidal, Barnetta, Kießling und wie sie alle heißen. Dass er dazu das Händchen besitzt, hat er in all den Jahren am Bruchweg eindrucksvoll nachgewiesen. 

Doch reizt Klopp diese Perspektive? Das Team steht. Einzig ein Nachfolger von Sergej Barbarez wäre noch zu suchen. Nach eigenen Vorstellungen eine Mannschaft zusammen zu stellen, ist in Leverkusen nicht drin.

Bastelarbeit beim BVB

Ganz im Gegensatz zum BVB. Dank Pokalfinale und UEFA-Cup-Teilnahme stehen den Dortmundern die größten finanziellen Möglichkeiten seit Jahren zur Verfügung.

Von 12 Millionen Euro ist die Rede. Bislang wurden lediglich Tamas Hajnal und Felipe Santana verpflichtet. Neben den sicheren Abgängen Wörns und Degen wird der Kader wohl weiter ausgemistet werden.

Klopp könnte somit nach eigenem Gutdünken ein Team basteln und hätte beispielsweise mit Hummels, Kuba oder Federico junge Spieler im Kader, bei denen noch genügend Potential nach oben vorhanden ist.

Fanzuspruch ausschlaggebend? 

Würde Klopp mit dem BVB in der nächsten Saison in die Nähe der UEFA-Cup-Plätze vordringen und dazu noch einigermaßen ansehnlichen Fußball bieten, könnte er am Rheinlanddamm in kürzester Zeit zum Helden avancieren.

Das größte Pfund, das für einen Wechsel nach Dortmund spricht, wuchert jedoch außerhalb des Platzes: die Fans. Das größte Stadion Deutschlands, seit gefühlten Jahrzehnten den höchsten Zuschauerschnitt der Liga, über 50.000 verkaufte Dauerkarten - trotz der armseligen fußballerischen Darbietungen halten die Fans dem BVB wie eh und je die Treue.

Wer das enge Verhältnis von Klopp zu den Mainzer Anhängern kennt, der weiß, dass die volle Unterstützung der Zuschauer eine wichtige Prämisse für die Arbeit des 40-Jährigen darstellt.

"Dortmund ist Kloppo näher"

Dies bestätigt auch Strutz, der mit Klopp 18 Jahre lang zusammengearbeitet hat: " Kloppo ist ein absolut leidenschaftlicher Trainer und braucht auch die Liebe der Fans."

Und liest man die nächsten beiden Aussprüche des 05-Bosses, dann können sie in Leverkusen die Hoffnungen auf eine Verpflichtung begraben: "Er ist ein Trainer, der in einen Verein gehört, der eine große Fangemeinde hinter sich hat - und das hat Dortmund!"

Und: " Vom Gefühl und vom Typ 'Jürgen Klopp' her ist Dortmund Kloppo näher." Die Würfel scheinen gefallen.

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