Der Clown wird zum Millionengrab

Von Daniel Börlein
Carlos Alberto
© Getty

München - Der Tag an dem man heiratet ist, so heißt es, der schönste Tag im Leben. Gerade deshalb muss alles haarklein organisiert, geplant und bis ins letzte Detail durchdacht sein. Keine Fehler sind erlaubt, schließlich soll an eben diesem schönsten Tag alles perfekt sein.

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Dietmar Beiersdorfer hat seinen schönsten Tag schon hinter sich. Der Manager des Hamburger SV ist seit Juli 2006 verheiratet. Doch wirklich geplant und bis letzte Detail durchdacht war dieser Tag nicht, gibt Beiersdorfer zu: "Wir haben fünf Tage vorher beschlossen, dass wir heiraten. Ich war morgens im Büro und am Nachmittag am Standesamt."

Fast 40.000 Euro pro Minute

Klingt recht spontan. Dabei ist Beiersdorfer - berufsbedingt - keiner, der vorschnelle Entscheidungen trifft. Und darüber wird der 44-Jährige derzeit glücklicher denn je sein. Im vergangenen Sommer war Beiersdorfer drauf und dran, einen jungen Brasilianer nach Hamburg zu lotsen, konnte sich allerdings nur für ein Leihgeschäft erwärmen.  Schon kam ihm Kollege Klaus Allofs zuvor, schüttelte mal eben 7,8 Millionen Euro aus dem Ärmel, und der Umworbene Carlos Alberto Gomes war plötzlich Bremer.

 

Und Beiersdorfer damit der Glückspilz des Jahres, wie sich jetzt herausstellt. Denn der teuerste Werder-Transfer aller Zeiten rechtfertige bislang noch keinen einzigen Cent seiner horrenden Ablöse.

Auf ganze fünf Partien und insgesamt 197 Einsatzminuten brachte es der Brasilianer bislang. Macht 39.594 Euro für jede Spielminute. Carlos Alberto ist Werders Millionen-Grab. Das bisher so zuverlässige Bremer Näschen in Sachen Verstärkungen hat sich dieses Mal offenbar getäuscht.

Diegos vergebliche Hoffnung

Diego hatte vor kurzem im SPOX-Interview über seinen Landsmann gesagt: "Ich hoffe, dass seine Probleme jetzt ausgestanden sind. Er ist ein super Fußballer und ich bin überzeugt, dass er den Werder-Fans noch viel Freude bereiten wird." Doch daraus wird nun wieder nichts. Alberto kehrte mit einer Mandelentzündung samt Virusinfektion aus dem Winterurlaub zurück und konnte nun auf Grund einer Funktionsstörung der Schilddrüse auch nicht mit ins Trainingslager reisen.

"So macht das keinen Sinn", sagt Coach Thomas Schaaf mittlerweile leicht frustriert. Denn auch er weiß: der Transfer des Brasilianers entpuppt sich mehr und mehr als Horrorgeschichte, als unendliche noch dazu. Schon kurz nach seiner Ankunft in Bremen wurde Alberto von Schlafstörungen geplagt und von einem Schwächeanfall flach gelegt. Hinzu kamen Gerüchte um Geldwäsche, Unterhaltsforderungen einer vermeintlichen Geliebten und eine Trainingsschlägerei mit Boubacar Sanogo.

"Wir haben wirklich eine Engelsgeduld mit ihm gehabt", sagte Allofs daraufhin. Allerdings muss sich Bremens Sportdirektor auch an die eigene Nase fassen. Denn dass Alberto alles andere als ein Musterschüler ist, belegt ein Blick in die Vergangenheit.

Eklat mit Mourinho

2004 war der Brasilianer schon einmal für ein Jahr in Europa beschäftigt, damals beim FC Porto. Dort hatte Alberto mit einem Treffer im Champions-League-Finale zwar maßgeblichen Anteil am Triumph der Portugiesen, doch mit Jose Mourinho kam der Brasilianer nie zurecht. Nachdem ihn Portos damaliger Coach vor versammelter Mannschaft kritisierte, kam es zum Eklat, so berichtet "Die Welt". Alberto ging auf Mourinho los und wollte ihm an den Kragen. Die Mitspieler verhinderten allerdings Schlimmeres.

Auch unter Mourinho-Nachfolger Victor Fernandez wurde es nicht besser. Alberto machte sich gar öffentlich über seinen Trainer und dessen Taktik lustig und erhielt von der portugiesischen Presse prompt den Spitznamen "der Clown".

Zurück in seiner Heimat bei Corinthians Sao Paolo, lieferte sich Alberto eine Trainingsschlägerei mit Carlos Tevez, wurde daraufhin suspendiert und zettelte nur zwei Monate später eine Disco-Prügelei an, aus der er eine schwere Augenverletzung samt einmonatiger Verletzungspause davon trug.

Viel Fast Food und Disco

In Bremen angekommen sagte Alberto, er konzentriere sich von nun ab nur auf seine Karriere: "Als ich jung war und Profi wurde, hatte ich Flausen im Kopf. Jetzt ist das anders." Große Worte, denen kaum Taten folgten. Im Gegenteil.

In Bremen, so heißt es, sei der Brasilianer häufiger in der Studentendisco "Stubu" oder in Fast-Food-Restaurants anzutreffen denn auf dem Trainingsplatz. "Profis können sich nicht so verhalten wie andere in ihrem Alter. Wir werden in den nächsten Wochen ein Auge auf ihn haben und verstärkt auf sein gesamtes Verhalten achten", sagte Allofs noch Anfang Dezember, und Alberto gelobte prompt Besserung: "Ich weiß, dass ich kein einfacher Typ bin. Aber ich muss auch mehr auf meine Mitspieler zugehen." Doch dieser Vorsatz war schnell vergessen.

Bier, Zigaretten und Kondome

In der Nacht zum 11. Dezember, seinem Geburtstag, deckte sich Alberto an einer Bremer Tankstelle mit einem Sixpack Bier, Zigaretten und Kondomen ein. Nur einen Tag später stand Werders Weihnachtsfeier an. Alberto allerdings hatte darauf offenbar keine große Lust, verabschiedete sich laut "Welt" vorzeitig, um mit Freunden andernorts ausgiebig zu feiern. Das bislang letzte Kapitel in der Akte Carlos Alberto.

Bremens Verantwortliche verzweifeln ob all dieser Eskapaden an ihrem Brasilianer, aufgeben will man die Hoffnung allerdings nicht. "Ihn abzugeben ist im Moment kein Thema, aber es ist klar, dass so etwas mit der Zeit als Option im Raum steht", so Allofs. Wovon ein Verkauf abhängt? "Das hängt davon ab, wie sich der Spieler verhält." Keine guten Aussichten für den Clown.

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