Bloß nichts Falsches sagen

Von Richard Rother
Arturo Vidal Bayer Leverkusen
© Getty

München - Als Arturo Vidal noch bei Santiagos Klub Colo-Colo spielte, wurde er von seinen Kameraden wegen einer angeblichen optischen Ähnlichkeit mit einer kubanischen Salsa-Königin "Celia Cruz" genannt. Zwar gefiel ihm die Musik, nicht jedoch die Sängerin selbst.

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Der Fall war klar: Ein neuer Spitzname musste her. Deshalb ließ er sich einen Irokesenschnitt frisieren, was ihm fortan den Rufnamen Celia Punk einbrachte.

Auch als er im Mai 2007 für 5,6 Millionen Euro als teuerster Neuzugang nach Leverkusen geholt wurde, suchte er sofort nach einer neuen Identität.

Wenn schon nicht mit seinem richtigen Namen, so wollte er bei seiner Ankunft in Leverkusen wenigstens "Elias Figueroa" genannt werden. Figuero war dreimaliger Fußballer des Jahres in Südamerika und ein Vorbild Vidals.

Vielleicht erinnert sich der junge Defensivspieler irgendwann trotzdem wieder an Celia Cruz zurück, die mit "Siempre viviré" (Ich werde immer leben) eines ihrer letzten Soloalben veröffentlichte. Denn mit Bayer Leverkusen will er sich unsterblich machen - am liebsten als Arturo Vidal.

Mir geht es blendend 

Ein Ziel hat er nach einem halben Jahr fern der Heimat schon erreicht: "Hier in Deutschland nennt mich jeder Arturo. Vielleicht ist die Erklärung für Celia Punk hier zu umständlich", sagte Vidal gegenüber SPOX.com. Nun ja - das hätten wir geklärt.

Mittlerweile hat der defensive Mittelfeldspieler - wie geplant - auch seine Familie nachgeholt. "Mir geht es blendend. Vor allem, weil meine Familie hier ist. Meine Schwester kocht auch oft chilenisches Essen, so dass ich auf nichts verzichten muss", meinte Vidal, der für seine fünf Geschwister nach eigenen Aussagen eine väterliche Rolle einnimmt. Seine Eltern sind getrennt, in Chile lebte er zuletzt bei seiner Mutter.

Jetzt müssen sich nur die sportlichen Erfolge noch einstellen, denn der ehrgeizige Chilene will von Deutschland aus erst Europa und dann die ganze Welt erobern. Im UEFA-Cup ist er mit Bayer schon mal in der Gruppenphase angelangt, die Werkself startete mit einem 1:0-Sieg. "Gegen Toulouse haben wir gewonnen. Das ist eine gute Grundlage. Für uns ist jetzt alles möglich", erklärte der Innenverteidiger.

Wieder verliert er sich in loyalen Phrasen. Als er mit Chiles U20-Nationalmannschaft im WM-Halbfinale stand, hatte er noch getönt: "Ich will Weltmeister werden!"

Dann war im Halbfinale gegen Argentinien Schluss. Mittlerweile ist Vidal aus dem U20-Trikot herausgewachsen und spielt für die chilenische A-Auswahl - allerdings ist es wahrscheinlicher, dass Leverkusen noch Meister wird, als dass der Andenstaat irgendwann den Weltmeistertitel holt. 

Im Mikrokosmos Bundesliga empfängt die Werkself zunächst Arminia Bielefeld (Samstag, 15.30 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere), um dann auswärts gegen den VfL Wolfsburg zu spielen.

Klar kenne ich Bielefeld 

"Klar, Bielefeld und Wolfsburg habe ich schon mal gehört. Das werden ganz schwere Spiele, weil beide sehr gute Teams haben", so Vidal. Bloß nichts Falsches sagen und immer schön diplomatisch bleiben. Dass er die fußballerischen Plattitüden zur Perfektion beherrscht, verdeutlicht sein Geständnis: "Aber von den Spielern der beiden Mannschaften kenne ich niemanden."

Von seinen neuen Teamkameraden ist Vidal, an dem Ex-Klub Santiago noch 30 Prozent der Transferrechte hält, "super aufgenommen worden".

Gonzalo Castro jedenfalls hatte ihm den Neuanfang in Nordrhein-Westfalen erheblich vereinfacht. "Gonzalo hat mir sehr geholfen", so Vidal, dem im Bayer-Dress gegen Hannover ein Tor und ein Assist gelang. Seit vier Spielen ist die Elf von Michael Skibbe allerdings sieglos und rangiert mit Platz zehn derzeit im Mittelfeld der Liga.

"Wir bräuchten mal wieder einen richtigen Lauf", so Vidal. Damit bezog er sich auf die Spieltage drei bis sieben, nach denen Leverkusen hinter Bayern München den zweiten Platz der Tabelle einnahm. Dann folgte eine Negativserie und "die Bayern sind mittlerweile schon ein gutes Stück außer Reichweite".

Spagat zwischen Übermut und Demut 

Die Bayern sind auf und davon und mit ihnen der erste Titel, den er sich insgeheim vielleicht erträumt hatte.

Doch die Ambitionen bleiben und mit seinen 20 Jahren muss er noch einiges lernen, zu allererst die deutsche Sprache, denn die Bayer-Fans würden sicherlich lieber große Töne als Understatement hören.

 

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