Ziel erreicht! Nico Rosberg ist Weltmeister

Nico Rosberg krönte sich in Abu Dhabi zum Weltmeister der Formel 1 im Jahr 2016
© getty

Nico Rosberg hat sich die Formel-1-Weltmeisterschaft 2016 gesichert. Der deutsche Mercedes-Pilot fuhr beim Abu-Dhabi-GP hinter seinem Teamkollegen und WM-Konkurrenten Lews Hamilton als Zweiter ins Ziel, der ihn bewusst in Gefahr brachte. Mit fünf Punkten Vorsprung entschied der Deutsche die Fahrerwertung der Saison 2016 für sich.

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Rosberg hatte von Beginn des Rennens an Platz 2 gehalten. Als Red-Bull-Pilot Max Verstappen durch einen ausgelassenen Boxenstopp an ihm vorbeikam, überholte Rosberg den Niederländer entschlossen. Dann fuhr er Hamilton hinterher, der nach dem finalen Reifenwechsel scheinbar bewusst langsam fuhr. Red Bull und Ferrari kamen so in Schlagdistanz.

Das Ergebnis des Abu-Dhabi-GP 2016 im Überblick

Hinter Hamilton und Rosberg wurde Sebastian Vettel im Ferrari Dritter. Mit einer Aufholjagd auf weicheren Reifen hatte er Max Verstappen (4./Red Bull), Daniel Ricciardo (5./Red Bull) und Kimi Räikkönen (6./Ferrari) im letzten Stint überholt. Nico Hülkenberg wurde bei seinem Abschiedsrennen für Force India Siebter vor Teamkollege Sergio Perez. Felipe Massa (9./Williams) und Fernando Alonso (10./McLaren-Honda) komplettierten die Punkteränge.

Reaktionen:

Nico Rosberg (Mercedes): "Irreal. Ich bin sehr, sehr stolz. Ich habe dasselbe Kunststück vollbracht, was mein Vater erreicht hat. Er wird in einer halben Stunde hier sein. Ich bin schon aufgeregt. Ich möchte auch Lewis gratulieren: Du hast eine großartige Saison gehabt. Jederzeit ein harter Konkurrent. Es ist immer schwer Dich zu schlagen. Mercedes, macht die Musik an! Ich bin in einer Sekunde da!"

Lewis Hamilton (Mercedes): "Um ehrlich zu sein, fühle ich mich großartig. Ich möchte meiner Familie für all die Unterstützung danke sagen - und dem Team. Es müssten jetzt 32 Siege sein, seit ich zum Team gekommen bin. Gratulation an Nico natürlich. Es ist seine erste Weltmeisterschaft."

Sebastian Vettel (Ferrari): "Ein hartes Jahr, aber ein großartiges Ende. Es war anstrengend in den letzten Runden. Ich hätte nicht in Nicos Schuhen stecken wollen. Es ist ein großartiges Gefühl auf dem Podium zu stehen. Ein schwieriges Jahr, aber schön es auf dem Podium zu beenden."

Der Spielfilm:

Vor dem Start: Hamilton steht nach dem Qualifying in Abu Dhabi auf der Pole, schräg dahinter Rosberg als Zweiter. Dritter ist Ricciardo mit den eine Stufe härteren, supersoften Reifen vor beiden Ferrari auf Ultrasofts und Verstappen.

Start: Die 300 Meter bis zur ersten Kurve laufen beinahe ohne Probleme. Ricciardo fällt hinter Räikkönen zurück, sonst halten alle die Position. Verstappen dreht sich ausgangs der ersten Kurve nach einem Kontakt mit Hülkenberg und fällt ganz ans Ende des Feldes zurück. Perez geht noch in der ersten Runde am Teamkollegen vorbei, der ihn auf der Zielgeraden aber direkt wieder kassiert.

Runde 5: Magnussen stellt den Renault beim letzten Rennen vor seinem Wechsel zu Haas vorzeitig in der Box ab. Bottas meldet, sein Auto hüpfe. Williams holt ihn eine Runde später zur Untersuchung in die Garage.

Runde 7: Die Ultasofts bauen ab. Hamilton knallt die schnellste Runde auf den Yas Marina Circuit und biegt dann in die Box ab. Räikkönen folgt, Hamilton muss kurz warten, um den Unsafe Release zu vermeiden, er kommt genau vor Verstappen raus. Rosberg übernimmt die Spitze und biegt eine Runde später ab. Vettel folgt, Rosberg muss noch länger warten als Hamilton. Auch er kommt hinter Verstappen raus, direkt dahinter: Räikkönen.

Runde 9: Ricciardo tauscht schon einen Umlauf nach Rosberg die Supersofts gegen Softs ein. Der direkte Angriff auf Räikkönen scheitert. Aktuelle Reihenfolge: Hamilton, Verstappen, Rosberg, Räikkönen, Ricciardo, Vettel.

Runde 11: Verstappen verteidigt sich entschieden gegen Rosberg. Kampflinie. Rosberg wird von Mercedes ermahnt, keine Risiken einzugehen. Einen Umlauf später soll er auf das rechte Vorderrad aufpassen.

Runde 12: Das letzte Formel-1-Rennen von Jenson Button endet vorzeitig. "Irgendwie fühlt sich die Steuerung komisch an", funkt er. Der untere Querlenker des rechten Vorderrads ist gebrochen, es steht komplett schief. Der Weltmeister des Jahres 2009 fährt in die Box, wo ihn seine Mutter mit Tränen in den Augen empfängt, und bekommt Standing Ovations von den Zuschauern auf der Haupttribüne.

Runde 16: Dani Kvyat rollt in der zweiten DRS-Zone aus. Statt mit dem gewohnten Motorroller fährt er mit einem Fahrrad zurück zur Box.

Runde 19: Ricciardo probiert's! Auf der langen Geraden setzt er sich innen neben Räikkönen. Der drückt zur Innenseite, Ricciardo findet wenig Grip und rutscht quer übers Asphaltband. Räikkönen geht wieder vorbei, Vettel greift Ricciardo an, scheitert aber.

Runde 20: Mercedes gibt Rosberg grünes Licht: Attacke auf Verstappen! In der ersten DRS-Zone scheitert er, es wird ganz eng. Verstappen räubert ohne Platz über den Randstein. Beim Herausbeschleunigen lässt Rosberg dem Niederländer mit Uraltreifen keine Chance. "Good job. Good job", funkt der Kommandostand. Eine Runde später fährt Verstappen zu seinem ersten Boxenstopp.

Runde 24: Ricciardo probiert den Undercut gegen Räikkönen. Er tauscht Soft gegen Soft. Ferrari reagiert und holt Räikkönen eine Runde später rein. Zu spät! Verstappen und Ricciardo fliegen vorbei.

Runde 28: Mercedes ragiert. Hamilton fährt zum zweiten Stopp, eine Runde später folgt Rosberg. Der Weltmeister kommt locker vor Verstappen raus, Rosberg schafft's ebenfalls. Vettel führt.

Runde 31: Probiert er wirklich Rosberg aufzuhalten? Mercedes fragt Hamilton, warum er so langsam fährt. Vettel komme rechnerisch in Schlagdistanz. Rosberg ist beinahe im DRS-Fenster, dazu holen die Red Bull auf.

Runde 37: Vettel kommt zur Box. Ferrari pokert! Supersofte Reifen für den vierfachen Weltmeister. Sechster Platz, Attacke auf Red Bull. Hamilton ist wieder vor Rosberg in Führung. Es folgen Verstappen, Ricciardo, Räikkönen. Hülkenberg ist hinter Vettel Siebter vor Perez, Alonso und Massa.

Runde 38: Ocon gegen Nasr, da kommt ein Teil des Frontflügels abhanden. Und Palmer direkt dahinter brettert voll drüber.

Runde 39: Ericsson stoppt erstmals. Saubers Schweizer Roulette mit einer Safety-Car-Phase geht nicht auf.

Runde 41: Vettel fliegt an Räikkönen vorbei.

Runde 42: Anfängerfehler von Palmer, er lässt Verstappen vorbei, Sainz schlüpft durch die Lücke. Das will Palmer nicht so stehen lassen, Gegenatttacke gegen den Spanier, aber er bremst viel zu spät und knallt dem Spanier ins Heck. Das Getriebe des Toro Rosso ist hinüber, Sainz stellt ab. Palmer bekommt eine Fünf-Sekunde-Strafe.

Runde 47: Vettel holt sich Ricciardo mit einem ganz starken Manöver in der DRS-Zone.

Runde 51: Vettel geht lehrbuchmäßig auf der Außenbahn an Verstappen vorbei. Nur Rosberg und Hamilton fahren noch vor ihm.

Ziel: Nach 55 Runden holt Hamilton den bittersten Sieg seiner Karriere, Rosberg wird Zweiter und feiert mit Donuts auf der Zielgeraden. 34 Jahre nach seinem finnischen Vater, Keke Rosberg, ist der in Wiesbaden geborene Mercedes-Pilot Weltmeister. Dritter wird Vettel, der Rosberg nicht mehr attackierte, vor Verstappen, Ricciardo und Räikkönen. Dahinter folgen Hülkenberg, Perez, Massa und Alonso. Force India sichert Platz 4 in der Konstrukteurs-WM. Grosjean und Gutierrez verpassen für Haas die Punkte knapp. Wehrlein wird 14. hinter Manor-Teamkollege Ocon.

Mann des Rennens: Felipe Massa fuhr sein 250. und letztes Formel-1-Rennen. Er fuhr es so, wie es sich für einen ehemaligen WM-Aspiranten gehört. Massa holte als Neunter zwei Punkte. Ein versöhnlicher Abschied für den sympathischen Brasilianer, der wie McLaren-Hondas Jenson Button am Saisonende seine Formel-1-Karriere beendet.

Flop des Rennens: Lewis Hamilton machte alles, um Weltmeister zu werden. Es war vielleicht etwas zu viel. Der noch amtierende Champion bremste Rosberg rundenlang aus. Genau das, was Mercedes nicht gewollt hatte. Hamilton wird sich einigen kritischen Fragen seines Teams stellen müssen. "Wenn ich schon die Weltmeisterschaft verliere, kann ich auch das Rennen verlieren", antwortete er auf die Sprüche des Kommandostands. Sportlich war sein Verhalten nicht. Es widersprach dem teaminternen Verhaltenskodex.

Das fiel auf:

  • Verstappens Fehler und der langsame Start von Ricciardo spielten Rosberg in die Karten. Räikkönen war nach Erlöschen der Ampel der einzige direkte Verfolger, kam auf denselben Reifen aber nicht vorbei. So fuhr Rosberg von Beginn an auf WM-Kurs, obwohl Hamilton in Führung lag. Zwar hielt Red Bull nach dem Verstappen-Dreher Rosberg auf, indem das Team den Niederländer auf eine Einstopp-Strategie stellte, doch auch davon ließ sich Rosberg nicht beeindrucken. Als Verstappen langsamer wurde, überholte er ihn, erhöhte das Tempo und fuhr sich mit einer schnellsten Runde nach der anderen eine Lücke zu den Verfolgern heraus.
  • Red Bulls Taktik irritierte. Ricciardo wurde nur eine Runde nach den zweiten Stopps von Ferrari und Mercedes hereingeholt. Verstappen fuhr auf denselben Reifen sieben Runden länger. Red Bull schien mit ihm die Scuderia aus Maranello zu covern, statt die Silberpfeile anzugreifen. Das klappte: Räikkönen fiel hinter ihn zurück. Mehr noch: Die Silberpfeile kamen plötzlich unter Druck: Die Red Bull reihten direkt hinter den Silberpfeilen schnellste Rennrunde an schnellste Rennrunde.
  • Hamilton hielt Rosberg nach dem zweiten Boxenstopp auf. Mercedes funkte ihn mehrmals an und forderte ihn auf, schnellere Rundenzeiten zu fahren. Hamilton hielt sich nicht daran. So kamen die Red Bull und Ferrari wieder in Schlagdistanz.

Formel 1: Der WM-Endstand der Saison 2016

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