Hamilton macht 3. WM-Titel perfekt

Lewis Hamilton holte in Austin seinen dritten WM-Titel in der Formel 1
© getty

Lewis Hamilton hat beim Großen Preis der USA Geschichte geschrieben. Der amtierende Weltmeister verteidigte als erster britischer Fahrer in der Formel 1 mit dem Sieg in Austin seinen Titel und zog mit seiner dritten Fahrer-WM nach 2008 und 2014 mit Legenden wie Sir Jackie Stewart, Niki Lauda und seinem Vorbild Ayrton Senna gleich.

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Hamilton gewann das Startduell gegen Polesitter Rosberg mit einem harten Manöver, fiel auf nasser Strecke aber hinter seinen Teamkollegen und beide Red Bull zurück. Erst als der Asphalt komplett getrocknet war, überholte Hamilton Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat wieder. Fünf Runden vor Schluss ließ Rosberg ihn mit einem unnötigen Fehler schließlich vorbei.

Das Ergebnis des Rennens im Überblick

Weil Hamilton siegte, Rosberg Zweiter und Sebastian Vettel von Startplatz 13 kommend im Ferrari Dritter wurde, ist die Fahrer-WM 2015 endgültig entschieden: Hamiltons Vorsprung von 76 Punkten kann bei drei ausstehenden Rennen in Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi kein Konkurrent mehr aufholen. Hamilton ist der erste F1-Weltmeister seit 1982, der in den USA gekrönt wurde.

Damals holte Nico-Vater Keke Rosberg den Titel, was den aktuellen Vizeweltmeister offensichtlich störte. Nico Rosberg beteiligte sich nicht an der Feier auf dem Podium, stellte sich abseits hin und übergab die Champagner-Flasche an Technikdirektor Paddy Lowe. Zuvor feuerte er die ihm von Hamilton zugeworfene Kappe quer durch die Umkleide.

Reaktionen:

Lewis Hamilton (Mercedes): "Ich bin überwältigt. Ich finde keine Worte, um zu beschrieben, wie es sich anfühlt. Ich hätte das ohne das Team nicht tun können. Ich liebe die Leute und was sie für mich tun. Auch an meine Familie: Ich liebe euch!"

Nico Rosberg (Mercedes): "Unglaublich. Ich verstehe es nicht, dass mir im normalen Fahren die Hinterräder durchdrehen und ich mich fast wegdrehe. Keine Ahnung. Sehr überraschend und echt heftig. Das Andere, was mich nervt, ist der Start. Ich habe das Recht auf ein Stück Strecke. Das mein Teamkollege mich verhungern lässt und sogar in mich reinfährt, geht zu weit."

Sebastian Vettel (Ferrari): "Wir haben ein großartiges Auto. Wir haben alle Erwartungen übertroffen. Aber es fühlt sich nicht gut an, wenn man die Linie überfährt und weiß, dass man den Titel nicht mehr holen kann. Glückwunsch an Lewis. Aber wir kommen näher."

Der Spielfilm:

Vor dem Start: Hamilton muss neun Punkte mehr einfahren als Vettel, um seinen WM-Titel vorzeitig zu verteidigen. Weil Ferrari bei Vettel und Räikkönen den fünften Motor eingebaut hat, ist das nicht unwahrscheinlich. Der Deutsche startet als 13., der Finne als 18, Hamilton als Zweiter hinter Rosberg. Sonstige Strafen: 5 Plätze für einen Getriebewechsel bei Bottas und 20 für verschiedene Motorenteile bei Manors Will Stevens.

RE-LIVE: Das ganze Rennen im Ticker

Start: Hamilton versucht nach Funk-Absprache mit dem Team sofort auf die vermeintlich trockenere Seite zu wechseln. Da fährt aber Rosberg. Beide gehen gleichauf in Turn 1, Hamilton zwingt Rosberg neben die Strecke. Beide berühren sich, der Deutsche fällt auf Rang 5 zurück. Massa dreht sich in Alonso rein, der wie Grosjean in die Box fährt

Runde 1: Rosberg beschleunigt auf der Gegengeraden die Konkurrenz aus und lässt so immerhin Perez wieder hinter sich und fährt hinter Kvyat und Ricciardo her. Vettel springt binnen der ersten Runde auf Platz 7 vor, Räikkönen ist schon Neunter.

Runde 2: Das darf nicht wahr sein! Nasr fährt Ericsson gegen den Hinterreifen und zerstört sich in Turn 1 den Frontflügel. Teaminterne Sauber-Kollision beim 400. Formel-1-Grand-Prix! Manor-Pilot Will Stevens stellt kurz darauf in der Box ab.

Runde 5: Kvyat ist der schnellste Mann im Feld geht in Turn 1 an Hamilton vorbei! Doch er lässt ihn wieder ziehen. Was ist passiert? Das Virtuelle Safety Car wurde ausgerufen, um die Trümmerteile in der Startkurve zu beseitigen. Bottas wird unterdessen von Hamilton und Kvyat bereits überrundet. Für Bottas ist Schluss. Radaufhängung gebrochen.

Runde 8: Restart! Rosberg schnappt sich direkt im Geschlängel Ricciardo, der das grüne Licht verpennt hat. Ganz intelligenter Angriff des Vizeweltmeisters! Am Ende der Gegengeraden folgt das Manöver gegen Kvyat. Rosberg ist wieder Zweiter!

Runde 9: Grosjean wechselt auf Trockenreifen. Die Führenden schauen gespannt, wie schnell er damit fährt, doch der Franzose kommt einen Umlauf später wieder in die Box und gibt auf. Überhitzende Bremsen.

Runde 12: Rosberg in Schwierigkeiten! Kvyat geht in der Zielkurve vorbei, packt die Kurve aber nicht und fährt in die Auslaufzone. Ricciardo lauert im Windschatten, Rosberg kommt in Turn 1 zu weit raus. Ricciardo ist vorbei! Erster: Hamilton. Dahinter: Ricciardo, Rosberg, Kvyat.

Runde 15: Das gibt's doch nicht! Ricciardo führt! Der Australier fährt in Turn 18 hinein locker an Hamilton vorbei! Red Bull in Führung! Und der Sunnyboy fährt direkt weg. Mehr als zwei Sekunden in einer Runde!

Runde 18: Rosberg geht am Teamkollegen vorbei! Von Kurve 12 bis Kurve 15 hält Hamilton dagegen, muss aber zurückstecken. Seine Reifen sind hinüber. Er wechselt auf Slicks und fällt auf Rang 8 zurück. Vettel und Verstappen holen zeitgleich Softs. Ricciardo, Kvyat und Rosberg kommen wie alle anderen eine Runde später rein. Hamilton verbremst sich und bleibt deshalb auf Platz 4.

Runde 20: Räikkönen fliegt auf der schlüpfrigen Strecke ins Kiesbett und bleibt an der Mauer hängen. Egal! Vollgas, am Lenkrad rütteln und schon ist der Ferrari wieder frei. Nächster Boxenstopp am Ende der Runde.

Runde 22: Rosberg und Hamilton fliegen nacheinander auf der Gegengeraden an Ricciardo und Kvyat vorbei. Der deutsche Polesitter ist wieder in Führung! Hamilton jagt den Australier. Vettel geht am Ende der Zielgeraden spielend an Kvyat vorbei und ist damit schon Vierter. Derweil stellt Massa eine Runde später den zweiten Williams wie zuvor Bottas ab.

Runde 26: Doppelführung Mercedes! Hamilton fährt weit vor der Bremszone auf der Gegengeraden an Ricciardo vorbei. Dabei überrunden beide Räikkönen, der danach mit zu hohen Bremstemperaturen aufgibt. Ericsson stellt seinen Sauber ohne Vortrieb zu Beginn der Geraden ab und löst damit die echte Safety-Car-Phase aus. Rosbergs 10-Sekunden-Vorsprung löst sich in Luft auf. Der Deutsche bleibt auf Anweisung von Mercedes draußen. Vettel holt neue, härtere Medium-Slicks. Hülkenberg, Sainz, Perez und Button machen es ihm nach.

Runde 32: Restart! Rosberg fährt beinahe Schritttempo und beschleunigt in Turn 16 maximal. Deutliche Lücke zu Hamilton. Kvyat verbremst sich und lässt Vettel auf Platz 4 durchschlüpfen. Nach Turn 12 rutscht Ricciardo beim Beschleunigen herum. Vettel geht vorbei, bekommt aber die Kurve nicht. Nach Turn 1 ist der Deutsche aber vorbei. Dahinter übernimmt Verstappen Platz 5 von Kvyat und überholt in der nächsten Runde auch Ricciardo!

Runde 36: Komplett unnötiger Crash von Ricciardo und Hülkenberg! Der Deutsche ist vor Turn 12 zu weit hinten und räumt den Australier ab. Die Radaufhängung vorne rechts ist beim Force India gebrochen. Ricciardo fährt weiter.

Runde 38: Virtuelles Safety Car zur Bergung von Hülks Auto. Mercedes reagiert und holt Rosberg zum zweiten Stopp rein. Er kommt hinter Hamilton und Vettel wieder auf die Strecke.

Runde 42: Rosberg schnappt sich Vettel vor Turn 12 mit DRS. Dann kommt Kvyat ausgangs Turn 19 auf den Kunstrasen, dreht sich und schlägt auf der Innenseite in der Mauer ein. Das ist die zweite richtige Safety-Car-Phase! Hamilton und Vettel kommen in der Folgerunde zum Boxenstopp.

Runde 46: Restart! Rosberg zieht abermals davon, Verstappen und Vettel lauern hinter Hamilton. Alle halten ihre Position zunächst, bis Vettel in Turn 12 hinein am niederländischen Teenager vorbeizieht.

Runde 49: WM-entscheidender Fahrfehler von Rosberg! Der Deutsche gerät neben die Strecke und übergibt Hamilton somit kampflos die Führung. Hamilton muss nur ins Ziel fahren. Dann ist alles klar!

Runde 51: Ricciardos Reifen sind hinüber. Er stoppt von Platz 11 aus. Alexander Rossi übernimmt die Position und ist auf dem Weg zum besten Manor-Resultat der Saison. Derweil schließt Vettel zu Rosberg auf.

Ziel: Hamilton fährt durchs Ziel. Rosberg bleibt Zweiter, Vettel Dritter. Hamilton verteidigt als erster Brite der Geschichte den WM-Titel. Verstappen wird Vierter, Perez verteidigt wieder einmal heroisch P5. Button ist nah genug an Sainz dran und wird durch dessen Zeitstrafe Sechster. Die übrigen Punkte gehen an Maldonado, Nasr und Ricciardo, der Alonso noch überholt hat. Alex Rossi freut sich bei seinem Heimrennen über Rang 12.

Mann des Rennens: Es kann nur einen geben - und das unabhängig von der sportlichen Leistung. Lewis Hamilton drängte Nico Rosberg beim Start unfair von der Strecke, krönte sich aber zum zweitjüngsten Dreifach-Weltmeister aller Zeiten nach Sebastian Vettel. Jack Brabham, Niki Lauda, Nelson Piquet, Jackie Stewart, Ayrton Senna - Hamiltonsteht mit ihnen ab sofort auf einer Stufe. Er schreibt Geschichte. Er fährt in einer eigenen Liga.

Flop des Rennens: Nico Rosberg. Die Aufholjagd lief so gut. Die Restarts aus der Führungsposition waren perfekt! Aber wer sieben Runden vor der Zieldurchfahrt dem eigenen Teamkollegen ohne Druck den Sieg schenkt und damit die WM vorzeitig entscheidet, der ist automatisch der Flop des Rennens. Den Fehler hätte Rosberg vermeiden müssen.

Das fiel auf:

  • Zu Beginn ein Duell der unterschiedlichen Autokonzepte: Der zur Effektivität entwickelte Mercedes gegen den auf maximalen Abtrieb getrimmten Red Bull. Er ging auf Intermediates zugunsten der früheren Weltmeister aus, weil sie den Mehr-Abtrieb des Autos nutzen konnten. Bei trockener Strecke machte sich dann die fehlende Renault-Power bemerkbar und die Bullen fielen zurück.
  • Force India pokerte offenbar. Bei nasser Strecke fiel Hülkenberg weit zurück, mit Slicks drehte er plötzlich auf. Bei Perez war es genau andersherum. Es scheint, als hätte das Team gepokert und ein echtes Trocken- und ein echtes Regensetup gewählt.
  • Die Safety-Car-Phase löste ein Pokerspiel aus. Zwar bekommen die Fahrer die härteren Slicks schlechter auf Betriebstemperatur, sie halten aber länger. Die stoppenden Fahrer sollten bis zum Ende durchfahren.
  • Die zweite Virtuelle-Safety-Car-Phase entschied den Kampf um den Sieg. Rosberg konnte beinahe ohne Zeitverlust stoppen, Hamilton nicht. Der Brite musste deshalb auf Gedeih und Verderb Gas geben, um sich eine ausreichende Lücke herauszufahren. Er verbremste sich einmal deutlich, bis die zweite echte SC-Phase auch ihm die Gelegenheit zum Stopp gab. So hatte er sogar den Vorteil der frischeren Reifen gegenüber Rosberg.

Die Formel-1-Saison 2015 im Überblick

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