Endlich! Rosberg siegt vor Hamilton

Nico Rosberg nutzte seine vierte Pole in Folge zu seinem zweiten Saisonsieg für Mercedes
© getty

Nico Rosberg hat in Mexiko-City die Nachfolge von Nigel Mansell angetreten. Der Mercedes-Pilot gewann das erste Rennen auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez seit der Saison 1992 vor seinem Teamkollegen Lewis Hamilton. Der Brite probte zwischenzeitlich den Aufstand, als er einen von Mercedes angeordneten Boxenstopp verweigern wollte.

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Theoretisch hätten beide Mercedes es mit nur einem Reifenwechsel ins Ziel geschafft. Mercedes entschied sich jedoch, aus Sicherheitsgründen einmal mehr die Reifen zu wechseln. Rosberg fügte sich, Hamilton wollte Gründe erfahren. Er fühlte sich auf dem ersten Satz sicher genug. Letztlich fügte sich der Brite jedoch mit einer Runde Verspätung der Anweisung.

Das gesamte Ergebnis im Überblick

Es war die richtige Entscheidung. Wenig später löste Sebastian Vettel eine Safety-Car-Phase aus. Der Deutsche krachte mit seinem Ferrari in die Mauer, nachdem er schon beim Start mit Daniel Ricciardos Red Bull kollidiert und weit zurückgefallen war. Durch den Ausfall verlor er Platz 2 in der Fahrer-WM wieder an Rosberg, der nun 21 Punkte vor ihm liegt.

Den dritten Platz auf dem Podium sicherte Valtteri Bottas für Williams. Er absolvierte einen 44-ründigen zweiten Stint und kam so nach vorn, ohne auf der Strecke überholen zu müssen. Ein Manöver war dafür exzellent: Beim Restart schnappte sich der Finne Daniil Kvyat. Der Russe kam auf Platz 4 ins Ziel. Ricciardo wurde Fünfter vor Felipe Massa (Williams) und Nico Hülkenberg (Force India).

Reaktionen:

Nico Rosberg (Mercedes): "Riesen Tag heute. Echt toll gelaufen. Bin sehr happy. Das ist ein unglaubliches Erlebnis hier in Mexiko, in dem Stadion die Siegerehrung zu haben. Das Auto ist gigantisch. Wir waren in unserer eigenen Liga. Lewis war immer nah dran, aber ich habe es kontrollieren können."

Lewis Hamilton (Mercedes): "Nico ist ein fantastisches Rennen gefahren. Toll, hier in Mexiko zu sein. Es ist wie bei einem Fußballspiel. So ein Publikum habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen."

Valtteri Bottas (Williams): "Gegen Kimi konnte ich nirgendwo hin. Schade, dass es so geendet ist. Großer Dank ans Team. Wir sind gefahren wie ein Siegerteam."

Der Spielfilm:

Vor dem Start: Die drei ehemaligen Weltmeister Button, Räikkönen und Alonso stehen durch mannigfaltige Motoren- und Getriebewechsel auf den letzten drei Startplätzen und starten als einzige Piloten auf den härteren Medium-Slicks.

RE-LIVE: Das ganze Rennen im Ticker

Start: Bitter für Vettel! Erst beschleunigt ihn Kvyat aus, dann zieht er hart in Turn 1 rein und trifft den innen fahrenden Ricciardo. Plattfuß! Boxenstopp am Ende der Runde, Ferrari gibt ihm Mediums. Vorne verteidigt Rosberg die Pole klug auf der Innenbahn, Hamilton verhungert außen.

Runde 1: Alonso hat kaum Leistung, weil die MGU-H streikt, und stellt den McLaren-Honda in der Box ab.

Runde 8: Vettel geht das Tempo der Mercedes an der Spitze mit. Williams reagiert. Bottas schmeißt die weichen Reifen schon früh weg und holt sich den Medium. Eine Runde später macht Massa zeitgleich mit Hülkenberg den Wechsel nach.

Runde 18: Fehler Vettel! Der Ferrari bricht dem Ex-Weltmeister nach absoluter Bestzeit in Sektor 1 eingangs der Esses aus. Er war schon auf Rang 11 vorgestoßen, fällt durch den Dreher um vier Plätze zurück. In Turn 12 gibt's den nächsten Ausritt über die Randsteine.

Runde 21: Kvyat eröffnet von P3 die Boxenstopps der Spitzengruppe. Er bekommt Mediums und fällt zwei Plätze hinter Ricciardo und Verstappen zurück. Sein Teamkollege kommt drei Runden später rein und schickt den Niederländer für eine Runde aufs virtuelle Podium, bis auch Verstappen stoppt.

Runde 22: Heftiger Crash in Turn 5! Bottas und Räikkönen gehen parallel in die enge Kurvenkombination nach der zweiten DRS-Geraden. In der Curva Presidencial lässt der Iceman keinen Platz, Bottas ist innen im Weg. Der Ferrari wird ausgehebelt, die Radaufhängung hinten rechts ist hinüber. Räikkönen stellt ab.

Runde 26: Rosberg kommt in Führung liegend an die Box. Mediums für den Deutschen, Hamilton übernimmt die Spitze für zwei Runden. Dann muss auch er wechseln, weil Rosberg auf den neuen Slicks schneller ist.

Runde 34: Das hat er von seinem Vater! Sainz jr. brettert ab Turn 4 quer durch die Wiese und bleibt so vor Perez. Im Stadion lässt er den Mexikaner vorbei. Das Publikum rastet kurz aus.

Runde 36: Unerduct! Vettel mühte sich nach dem Dreher hinter Maldonado ab und fand keinen Weg vorbei. Die logische Konsequenz: Boxenstopp. Das Traurige: Rosberg überrundet den Ferrari, als Vettel mit neuen Mediums aus der Box kommt. Der vierfache Weltmeister geht das Tempo der Silberpfeile danach locker mit.

Runde 47: Zweiter Stopp von Rosberg? Jetzt schon? Warum überhaupt? Er bekommt einen weiteren Satz Mediums. Hamilton macht das Spiel nicht mit und fährt weiter. Mercedes zwingt ihn nach einem weiteren Umlauf aus "Sicherheitsgründen" zum Wechseln. Dabei ist Bottas schon doppelt so lange auf dem gleichen Slick unterwegs.

Runde 52: Safety Car! Heftiger Abflug von Vettel! Schon wieder fliegt er in Turn 7 ab. Kein Dreher, es geht schnurstracks in die Mauer. Sein Rennen ist vorbei. Sämtliche Piloten außer Mercedes und Perez stoppen. Nach 44 Runden kommt sogar Bottas rein, um sich neue Mediums zu holen. Die Red Bull machen sich auf den weicheren Reifen für einen Angriff auf Mercedes bereit. Button berichtet, dass bei Nasr die Bremse brennt. Der Brasilianer fällt zurück und dreht sich schließlich im Stadion. Ausfall.

Runde 58: Restart! Bottas kassiert Kvyat und übernimmt Platz 3! Hamilton hängt Rosberg im Winsdschatten, der gut verteidigt. Im Verlauf der Runde räubert der Deutsche bei Turn 8 quer durch die Auslaufzone der Esses, bevor Hamilton bei Turn 12 neben die Strecke fährt. Die Mercedes-Fahrer schenken sich nichts!

Ziel: Die Positionen sind danach bezogen. Nach 71 Runden gibt's den zehnten Mercedes-Doppelsieg in der Saison 2015. Rosberg gewinnt vor Hamilton, Bottas, Kvyat, Ricciardo. Massa bleibt Sechster vor Hülkenberg, Perez, Verstappen und Grosjean. Maldonado, die beiden Sauber, Button und die Manors gehen leer aus.

Mann des Rennens: Sergio Perez stand als Verlierer fest, als das Safety Car auf die Strecke kam. Der Mexikaner verpasste den Boxenstopp und musste auf uralten Reifen gegen die Armada aus Verstappen, Grosjean und Maldonado antreten. Er versenkte die Konkurrenz, fuhr sich locker einen komfortablen Vorsprung heraus und brachte Platz 8 ins Ziel.

Flop des Rennens: Sebastian Vettel war völlig von der Rolle. Erst das übermotivierte Schneiden von Turn 1 beim Start, das eine Kollision mit Ricciardo auslöste und ihn zum Boxenstopp zwang. Dann der selbstverschuldete Dreher in Turn 7 mit Bremsplattem und schließlich der harte Einschlag an derselben Stelle nach dem nächsten Abflug. Sebs Meinung dazu? "I did a **** job today." Korrekt.

Das fiel auf:

  • Die Strecke war wesentlich heißer als bei den vorangegangenen Sessions. Das brachte mehr Grip, die weichen Reifen gaben aber binnen weniger Runden den Geist auf. Die neuen Bedingungen brachten die Strategen ins Schwitzen, die Berechnungen mussten dauerhaft angepasst werden. Zweiter Effekt: Die Kühlung wurde noch stärker gefordert. Räikkönen bekam deshalb schon nach vier Runden per Funk mitgeteilt, dass seine Bremsen zu heiß waren. Er musste Tempo rausnehmen.
  • Ein oder zwei Stopps hieß vor dem Comeback des Autodromo Hermanos Rodriguez die Frage an die Strategen. Red Bull legte sich früh auf einen Stopp fest. Auch Hamilton wollte dieselbe Strategie durchziehen, als Rosberg zum zweiten Stopp abbog. Mercedes hielt ihn davon ab. Das Team sorgte für Fairness, schließlich hatte sich der Deutsche der Anweisung seines Kommandostalls gefügt.
  • Der Grund für Mercedes' Sicherheitsstopp: Die Angst vor dem Safety Car, dem Verpassen der Boxeneinfahrt und einem Angriff der heranrückenden Verfolger. Das Problem: Nach Vettels Crash fuhr Mayländer wirklich auf die Strecke. Das Fenster zwischen Soft und Medium war gerade auf der Kippe. Red Bull ging Risiko und setzte auf die schnelleren, aber stärker abbauenden weichen Slicks. Das ging schief. Williams fuhr auf Mediums schneller.

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