Daniel Ricciardo siegt im Regen

Daniel Ricciardo feierte auf dem Hungaroring den zweiten Formel-1-Sieg seiner Karriere.
© getty

Die Formel 1 verabschiedet sich mit einem echten Krimi in die Sommerpause: Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo hat sensationell den Großen Preis von Ungarn gewonnen. In Budapest setzte sich der Australier in einem unglaublichen Krimi erst zwei Runden vor Schluss an die Spitze und siegte hauchdünn vor Vizeweltmeister Fernando Alonso und Lewis Hamilton, der aus der Boxengasse gestartet war.

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Der vom Safety-Car eingebremste Nico Rosberg kam nach seiner Pole Position über Platz vier nicht hinaus, führt im Mercedes trotzdem weiter die WM-Wertung an. Der Wiesbadener liegt mit 202 Zählern allerdings nur elf Punkte vor seinem Stallrivalen Lewis Hamilton. Den dritten Rang belegt nun Ricciardo (131), der seinen Teamkollegen Sebastian Vettel erneut abhängte.

Der Vierfachweltmeister wurde lediglich Siebter, war damit aber zweitbester Deutscher vor Adrian Sutil (11.) Nico Hülkenberg fiel nach einem Unfall mit seinem Teamkollegen früh aus.

Das gesamte Budapest-Ergebnis in der Übersicht

Reaktionen:

Daniel Ricciardo (Red Bull): "Das fühlt sich genauso gut an, wie der erste Sieg. Wir werden das heute Nacht zelebrieren und einige Tage feiern, bevor wir die freien Tage genießen. Zwei Siege sind phänomenal. Einige Kumpels von mir sind hier, wir werden richtig steil gehen."

Fernando Alonso (Ferrari): "Das war ein schwieriges Wochenende, allgemein eine schwierige Saison. Deshalb ist das Podium eine nette Überraschung. Wir haben gezockt, sind ein Risiko gegangen, um den Sieg zu holen - wir waren nah, sehr nah dran. Ich bin stolz auf das Team und stolz auf unsere Leistung heute."

Lewis Hamilton (Mercedes): "Es war ein verrücktes Wochenende. Vielen Dank an das Team für die guten Boxenstopps und die hervorragende Strategie. Es hätte ein noch viel besseres Wochenende werden können, aber wir müssen zufrieden sein. In der ersten Runde waren die Bremsen sehr, sehr kalt, blockierten und ich verlor das Auto. Ich konnte danach aber noch Schadensbegrenzung betreiben."

Nico Rosberg (Mercedes): "Die Strategie war so gemacht, dass ich den Führenden am Ende einhole. Das war im Nachhinein nicht die richtige Strategie, aber das ist leicht zu sagen. Das Hauptproblem war, dass meine Bremsen überhitzt haben. Das Safety Car kam auch im schlechtesten Moment raus, bis dahin ging es richtig gut. Am Ende habe ich es leider nicht geschafft zu überholen. Was davor passiert ist, müssen wir teamintern diskutieren. Das bringt nichts, wenn ich das aus meiner Sicht erzähle. Ich bin enttäuscht über die letzte Runde: Die Chance war da und ich habe es nicht geschafft."

Sebastian Vettel (Red Bull): "Beim Restart haben wir es klasse hinbekommen und man hat mich in einem Mapping gelassen, bei dem ich keine Batterie hatte. Im Prinzip hatte ich nur die Leistung vom Motor, was natürlich grandios war, um zwei Plätze zu verlieren. Dann kommt mein Dreher dazu. Ich wusste, dass ich früher aufs Gas muss, um den Mercedes hinter uns zu halten, und es war dann etwas zu weit. Ich glaube, es hat im Endeffekt aber nicht den Bock fett geschossen, ich denke, ein Platz mehr wäre vielleicht drin gewesen."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Start: Regen in Budapest vor dem Start! Hamilton und Magnussen starten mit neu aufgebauten Autos aus der Box. Das bringt einen Vorteil: Sie dürfen ihr Setup frei wählen. Weil kurz vor dem Start kein Tropfen mehr fällt, nehmen alle Piloten Intermediates.

RE-LIVE: Das ganze Rennen im Ticker

Start: Toller Start von Bottas! Er kassiert Vettel ein, der beim Losfahren noch Rosberg attackiert hat. Fast hätte es sogar noch für Rosberg gereicht! Den besten Start erwischt aber Alonso, der sich kurzzeitig an Vettel vorbeidrückt, der Weltmeister kontert aber und sichert Platz drei. Button ist vor Ricciardo und Hülkenberg Fünfter.

Runde 1: Blöder Fehler von Hamilton! Er dreht sich direkt in Turn 2 und schlägt leicht an der Leitplanke an. Der Grund ist ein Verbremser des Engländers. Damit hätte er beim Start aus der Box und kalten Bremsscheiben rechnen müssen! Fabelstart von Rosberg: Er nimmt seinen Verfolgern in einem Umlauf 2,7 Sekunden ab.

Runde 7: Ein weiterer Ausrutscher von Hamilton neben die Strecke. Das klingt alles ziemlich furchtbar, aber andererseits hat er schon diverse Autos überholt und ist bereits auf Platz 14.

Runde 8: Schwerer Crash von Ericsson! Da muss das Safety Car raus. Die ersten vier Fahrer sind schon an der Box vorbei, fast alle anderen stoppen und holen Slicks. Nur Button kriegt Intermediates, Magnussen bleibt komplett draußen. Eine Runde später kommen auch Rosberg, Bottas, Vettel und Alonso an die Box und fallen zurück, weil sie vom Safety Car gebremst wurden. Ricciardo führt vor Button und Massa, Rosberg ist auf Rang 5 zurückgefallen.

Runde 12: Trotz Safety Car kracht Grosjean in Kurve 1 in die Begrenzung. Das Pace Car sollte eigentlich reinkommen, fährt jetzt aber weiter. Und bei Rosberg funktionieren derzeit die Bremsen nicht richtig.

Runde 14: Restart! Button überholt Ricciardo mit seinen Intermediates und übernimmt die Führung. Aber es regnet nicht mehr und die Strecke trocknet ab. Vergne schnappt sich Rosberg, der jetzt vor Vettel Siebter ist. Hamilton ist schon Neunter!

Runde 16: Button kommt in die Box. Ricciardo ist wieder vorn. Rosberg versucht's mit der Brechstange gegen Vergne, der kontert ihn eiskalt aus. Direkt dahinter legt sich Hamilton Vettel zurecht, scheitert aber mehrmals, weil der Deutsche gut taktiert. Am Ende der Runde kracht Hülkenberg in seinen Teamkollegen Perez und ist raus.

Runde 23: Da fliegt der Nächste: Perez kommt auf den Kunstrasen, verliert die Kontrolle und knallt in die Boxenmauer. Schon wieder Safety Car! Ricciardo, Massa und Bottas stoppen. Die Williams-Piloten bekommen die härteren Medium-Slicks, Alonso führt vor Vergne, Rosberg, Vettel und Hamilton!

Runde 27: Das Safety Car kommt wieder rein. Hamilton greift Vettel an, der aber klug abwehrt. Der Restart bringt keine Positionsveränderungen bis auf Bianchi, der Platz 15 von Teamkollege Chilton übernimmt.

Runde 32: Alonso kann sich ein wenig absetzen, weil Vergne Rosberg einfach nicht vorbeilässt. Der Spanier ist der Einzige, der nicht Kampflinie fahren muss. Knapp vier Sekunden sind es schon auf Vergne. Rosberg reagiert in der nächsten Runde und kommt zum zweiten Boxenstopp.

Runde 33: Dreher von Vettel auf der Zielgeraden! Auch er kam in der Zielkurve etwas zu weit nach außen. Die Reifen sind hinüber, der Weltmeister kommt an die Box. Hamilton schnappt sich danach im dritten Anlauf Vergne und ist Zweiter.

Runde 35: Zur Halbzeit nun auch frische Reifen für Vergne. Alonso führt 5,5 Sekunden vor Hamilton, der sich rasend schnell ranarbeitet. Ricciardo bleibt an Hamilton dran und hat schon einen Stopp mehr absolviert.

Runde 39: Rosberg dümpelt auf Rang 10 herum und kommt endlich an Bottas vorbei. Alonso kommt an die Box und überlässt Hamilton die Führung, der wiederum eine Runde später zum Wechseln kommt und deutlich vor seinem Teamkollegen bleibt. Der Engländer soll mit Mediums durchfahren, Rosberg muss auf Softs nochmal rein.

Runde 43: Räikkönen kommt an die Box und verliert damit Platz 3. Aber er kommt vor Vettel wieder raus und gewinnt gegen diesen auch das Duell um Rang 8.

Runde 45: Ricciardo meldet in Führung liegend seiner Box Probleme mit dem Motor. Er soll ein schonendes Programm wählen.

Runde 47: Hamilton bekommt mehrmals die Ansage aus der Box, Rosberg nicht aufzuhalten. Er widersetzt sich aber und fährt stur weiter vor dem WM-Führenden her, der sich beim Team beschwert. Rosberg ist aber auch nicht in Schlagdistanz.

Runde 55: Jetzt fährt Ricciardo an die Box. Er fällt auf Platz 3 zurück, hat aber viel frischere Reifen. Alonso führt, Hamilton ist Zweiter.

Runde 57: Rosberg holt sich seine letzten weichen Reifen. Nur mehr Rang 7 für den WM-Führenden, der jetzt Qualifying-Runden am Stück abspulen soll.

Runde 63: Rosberg holt auf und ist an Räikkönen und Massa vorbei. Ricciardo fehlt unterdessen die Power, um Hamilton zu attackieren. Der darf auch DRS benutzen, da er nah genug an Alonso dran ist. Der Spanier rutscht kurz neben die Strecke, Hamilton beschwert sich, aber Alonso hatte keinen Vorteil.

Runde 65: Der verzweifelte Rosberg fährt um sage und schreibe 3,5 Sekunden schneller pro Runde als das Spitzentrio. Ricciardo verzweifelt an Hamilton.

Runde 67: Nächste Attacke von Ricciardo in Turn 2. Die sitzt! Der Australier ist Zweiter und schnappt sich Alonso direkt vor Turn 1. Alonso fällt sofort aus dem DRS-Fenster und hat Hamilton direkt im Heck. Und auch Rosberg läuft auf.

Runde 70: Alonso ist durch, denn Hamilton muss Rosberg abwehren. Das macht er brutalstmöglich und drängt seinen Teamkollegen ins Gras.

Ziel: Ricciardo gewinnt vor Hamilton und Rosberg, der in der letzten Runde nach seinem ersten Überholversuch nicht mehr attackiert, obwohl er die Chance gehabt hätte. Massa ist Fünfter vor Räikkönen, Vettel, Bottas und Vergne. Button rettet den letzten Punkt vor Sutil.

Mann des Rennens: Kimi Räikkönen. Im Schatten der Schnellsten rehabilitierte sich der Finne unauffällig. Bei seinem verkappten Heim-GP nutzte er seinen Ferrari endlich perfekt und fuhr trotz der Demontage im Qualifying noch in die Punkte. Am Ende stand Rang sechs auf dem Tableau. Ein versöhnlicher Abschluss der verkorksten ersten Saisonhälfte.

Flop des Rennens: McLaren. Einen Wetterbericht kann jedes Team lesen - außer McLaren. Magnussen und Button während der Safety-Car-Phase nochmal Intermediates zu geben, war eine Entscheidung, die keinen Sinn ergab. Regen war auf dem Wetterradar nicht zu sehen. Dass die Strecke binnen weniger Runden komplett trocken sein würde, war klar. So verspielte das Team alle Chancen auf gute Platzierungen, weil die Piloten direkt nach der Safety-Car-Phase an die Box mussten und komplett ans Ende des Feldes zurückfielen.

Manöver des Rennens: Lewis Hamilton gegen Jean-Eric Vergne. Sämtliche Fahrer bissen sich die Zähne am pfeilschnellen Toro Rosso aus, nur einer kam schnell vorbei: Lewis Hamilton. Der Engländer nahm sämtlichen Mut zusammen und setzte sich vor dem schnellen Linksknick neben den Franzosen, der völlig überrascht klein beigab.

Das fiel auf:

  • Das Safety Car entschied das Rennen: Rosbergs Führung war konstant und ungefährdet, bis Bernd Mayländer auf die Strecke musste. Da die vier Führenden schon an der Boxeneinfahrt vorbeigefahren waren, hatten sie keine Chance, schnell zu reagieren. Nur deshalb kam Ricciardo überhaupt in Führung, weil er als Erster in die Box fahren konnte.
  • Den Wetterbericht richtig zu lesen war entscheidend: Williams reagierte anders als die gesamte Konkurrenz und stellte beide Fahrer auf die harten Reifen. Wahrscheinlich, um bis zu einem späten Regenschauer durchzuhalten. Der kam aber nicht. Die Taktik ging nicht auf. Es blieb trocken und die weichen Reifen waren auf dem kalten Asphalt die deutlich bessere Wahl.
  • Auch andere Piloten zitterten. Alonso und Hamilton hielten bis zum Schluss auf ihren komplett abgefahrenen Reifen durch. Mit einem Stopp weniger sparten sie massiv Zeit ein, mussten aber bei der Gegenwehr gegen den schnelleren Ricciardo Abstriche machen. Rang zwei und drei ist für die beiden angesichts ihrer Startpositionen trotzdem eine herausragende Leistung.
  • Selbst Vettel versuchte einen Trick. Er änderte in Runde 55 die Strategie aus dem Cockpit: Er sagte den letzten Reifenwechsel ab und blieb bis zum Ende draußen. So ersparte er sich, mit dem Red Bull überholen zu müssen. Allerdings dachten die meisten so.

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