Buddha im Viererbob

Der Buddha der Formel 1: Nico Hülkenberg
© getty

Auch in der Formel-1-Saison 2013 bewertet SPOX-Redakteur Alexander Maack nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 14: Südkorea-GP.

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Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel fährt in Südkorea unbedrängt an der Spitze und bekommt dennoch nicht die Höchstpunktzahl im Driver-Ranking. Die mentale Stärke mit der Nico Hülkenberg seine Konkurrenten dauerhaft hinter sich ließ, obwohl er in Turn 1 die Innenbahn offen lassen musste, überzeugte. Der Buddha der Formel 1 hielt mit seinem Setup-Kniff zwischenzeitlich Fernando Alonso, Kimi Räikkönen und Mark Webber gleichzeitig in Schach.

Den schlechtesten Platz im Driver-Ranking belegt dieses Mal Paul di Resta. Seit Wochen ist der Schotte außer Form. Er hat kein Rennen nach der Sommerpause beendet. Gelingt ihm nicht bald die Wende, dürfte sein Cockpit für 2014 entschwinden.

Meine Wertung für den Korea-GP:

Platz 1, Nico Hülkenberg: Sämtlichen Tifosi dürften am Sonntag die Haare zu Berge gestanden haben. Da fährt ein Tedesco im unterlegenen Sauber dauerhaft vor der Roten Göttin herum und lässt Fernando Alonso einfach nicht vorbei. "Was Nico macht, ist super", adelte der Vizeweltmeister seinen Bremsklotz: "Er fährt sehr, sehr gut und er hat es verdient, vor uns zu sein, weil er ein fantastisches Rennen abgeliefert hat."

Hülkenberg leistete sich unter eineinhalbstündigem Megadruck nicht einen einzigen, minimalen Fehler, legte eine fabelhafte erste Runde hin und kassierte später Lewis Hamilton beim zweiten Restart. Selbst der Engländer fand keinen Weg vorbei und war erstaunt über die Leistung des Deutschen, die ihm seinen zweiten Sieg im Driver-Ranking beschert.

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Die Lobhudelei im Fahrerlager war nach Platz vier mehr als nur berechtigt. Hülkenberg fährt 2013 meist auf dem Niveau der Topfahrer, wurde aber allzu oft durch den Sauber ausgebremst. Trotzdem hat er noch keinen Vertrag für 2014. Wenn sich Lotus für Felipe Massa und gegen Hülkenberg entscheidet, verstehe ich die F1-Welt nicht mehr.

Platz 2, Sebastian Vettel: Es ist ein absolutes Luxusproblem: Der designierte Vierfachweltmeister gewinnt seinen vierten Grand Prix in Folge, bei dem er zum dritten Mal in Folge von der Pole gestartet ist. Mittlerweile liegt er mit 77 Punkten Vorsprung auf Alonso so weit vorn, dass er schon in Suzuka, beim fünftletzten Saisonrennen, den vierten Titel in Folge perfekt machen kann.

Auch in Südkorea war Vettels Leistung außerordentlich gut. Er stellte den Red Bull auf die Pole-Position, zog schon beim Start um Längen davon und lag nach der ersten Runde bereits 2,1 Sekunden vor dem zweitplatzierten Romain Grosjean. Danach machte der Heppenheimer, was er machen musste.

Vettel fuhr schnell nach den Safety-Car-Phasen, er hielt sich zurück, wenn er die Reifen schonen musste, er beschleunigte wieder, wenn sein Verfolger sich anschickte, den Rückstand aufzuholen. Das Außergewöhnliche ist mittlerweile für den 26-Jährigen fast schon Normalität. Kein Fehler, keine Gefahr und uneinholbar vorn, eigentlich bräuchte es einen geteilten ersten Platz im Ranking.

Platz 3, Romain Grosjean: Bonjour again! Der Franzose steht erstmals seit dem vierten Saisonrennen in Bahrain wieder auf dem Podest der Fahrerbewertung. Grosjean hat endlich zur Beständigkeit gefunden, die ihm in der letzten Saison komplett abging.

Beim wahrscheinlich letzten Grand-Prix der F1 in Yeongam fuhr Grosjean im Qualifying die viertschnellste Zeit, profitierte von Mark Webbers Strafversetzung und überholte Lewis Hamilton in Runde eins. Danach präsentierte er sich in Topform und sicherte mit teils harten, aber guten Manövern Platz zwei.

Der einzige Wehmutstropfen ist, dass Grosjean am Ende nur auf dem dritten Platz ins Ziel kam. Eine kleine Unachtsamkeit zwischen den beiden Safety-Car-Phasen und Teamkollege Kimi Räikkönen war vorbei. Trotzdem bleibt der Franzose im Ranking deutlich vor dem Iceman, weil sein zweiter Platz ohne den Einsatz des Führungsfahrzeugs nie in Bedrängnis geraten wäre.

Platz 4, Mark Webber: Dem Australier liegt der Korea International Circuit einfach. Vor allem im zweiten Sektor mit vielen schnellen Kurven war Webber bärenstark. Dabei hatte war er mit einem gewaltigen Ballast ins Wochenende gestartet und nach der Taxifahrt auf Alonsos Auto in Singapur wegen der dritten Verwarnung um zehn Plätze strafversetzt worden.

Webber und Red Bull gingen einen Kompromiss beim Setup ein und legten den RB9 aufs Rennen aus, Webber war der schnellste aller Fahrer. Der 36-Jährige arbeitete sich so am Sonntag routiniert vom 13. Startplatz nach vorn, bis das Feuer nach dem Crash mit Adrian Sutil sein Rennen beendete. Es war das unglückliche Ende eines der besten Wochenenden, das Webber in dieser Saison hatte.

Platz 5, Daniel Ricciardo: Webbers Red-Bull-Nachfolger landet bei mir nur einen Platz hinter seinem Landsmann. Teamkollege Jean-Eric Vergne nahm er im Qualifying fast vier Zehntelsekunden ab und fuhr im Rennen mit alternativer Reifenstrategie auf Punktekurs, bis er in der vorletzten Runde den Red-Bull-Zweitwagen abstellen musste.

Dass Ricciardo sich so weit vorne halten konnte, hat mich überrascht. Der Toro Rosso war am ganzen Wochenende deutlich abgeschlagen, Ricciardo kam in keinem Training über Rang 15 hinaus. Auf den härteren Slicks legte er aber eine grandiose erste Runde hin, überholte fünf Konkurrenten und war plötzlich Siebter.

Platz 6, Kimi Räikkönen: In Q3 war der Iceman nicht so cool wie gewohnt. Er leistete sich nach eigener Aussage einen Fehler und ging nur als Neunter ins Rennen. Das kleine Detail: Räikkönen war in allen Sektoren langsamer als der Teamkollege und hatte 1,3 Sekunden Rückstand auf einer Runde. Dafür reicht kein kleiner Fehler.

Danach präsentierte sich Räikkönen wie gewohnt mehr als solide. Trotzdem brauchte er für seinen zweiten Platz Hilfe: Er war nur möglich, weil das Team ihn aus dem Viererbob durch einen früheren Stopp befreite und das Safety-Car dem Finnen extrem in die Karten spielte.

Platz 7, Nico Rosberg: Der Wiesbadener zeigte an einem für Mercedes unglücklichen Wochenende die bessere Leistung als sein Teamkollege. Für das Qualifying bekommt Rosberg Abzüge, weil er zu viel Zeit auf Hamilton verlor. Sein Setup schien aber mehr auf das Rennen ausgelegt zu sein. Das mögliche Podium verlor er durch den irrsinnigen Defekt, als bei voller Fahrt der Frontflügel runterklappte.

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Platz 8, Fernando Alonso: Der Vizeweltmeister hat wohl alles aus dem Ferrari herausgequetscht, was möglich war. Trotzdem lief das Rennen für ihn keinesfalls wie gewollt, weil Hülkenberg ihn blockierte. Alonso war insgesamt schneller und wollte vorbei, dabei übertrieb er es jedoch etwas und belastete den rechten Vorderreifen zu stark.

Platz 9, Jenson Button: Wirklich aufgefallen ist es keinem: Jenson Button absolvierte in Südkorea eigentlich ein Ein-Stopp-Rennen. Schon nach vier Runden musste der Engländer an die Box und sich eine neue Nase holen, weil Adrian Sutil ihm den Frontflügel beschädigt hatte. Button fuhr 51 Runden auf zwei Reifensätzen, 33 Umläufe dauerte sein letzter Stint. Während Hamilton sich schon wesentlich früher beschwerte, fuhr Button einfach und holte zwei Punkte - er lag damit zwei Plätze vor Teamkollege Sergio Perez, der keinen Defekt hatte.

Platz 10, Lewis Hamilton: Eine ganz schwere Entscheidung: Was war der Grund für die Reifenprobleme von Lewis Hamilton. Ich bin der Meinung, dass er den Pirelli an der rechten Seite der Vorderachse zu Beginn seines zweiten Stints überfahren hat, weil er zu viel gepusht hat. Rosberg hatte die Reifen wesentlich besser im Griff und war länger schnell. Deshalb bleibt Hamilton hinter seinem Silberpfeil-Kollegen, auch wenn er das Maximale aus seiner Situation herausholte.

Untauglich, Paul di Resta: Der Schotte ist seit geschlagenen fünf Rennen nicht mehr ins Ziel gekommen. Während er in Ungarn noch mit Hydraulikproblemen ausschied, beendeten danach zwei Kollisionen und zwei Dreher sein Rennen. Di Resta muss schnellstens wieder zur Form zurückfinden, sonst dürfte sein Cockpit bei Force India gefährdet sein.

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