Und Vettel hat doch gewonnen!

Von Alexander Mey
Sebastian Vettel fuhr nach seinem Ausfall in Südkorea selbst mit dem Roller zurück zur Box
© xpb

Auch in der Formel-1-Saison 2010 beurteilt SPOX-Redakteur Alexander Mey nach jedem Rennwochenende in seinem Driver-Ranking die Leistungen aller Fahrer - unabhängig von der Stärke ihrer Autos. Ausgabe 17: Der Südkorea-GP.

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Neue Strecken sorgen ja manchmal für größere Überraschungen, wenn sich zum Beispiel ein Fahrer auf einer Bahn besonders wohl fühlt. Wenn es dann auch noch regnet, reibt man sich als Zuschauer erst recht manchmal die Augen. Diesmal gab es an der Spitze jedoch kaum Überraschendes. Die Besten sind vorne - was für ihre Qualität spricht.

Meine Wertung für den Südkorea-GP:

Platz 1, Sebastian Vettel: Er hat mich in vielerlei Hinsicht überzeugt. Nach kaum Fahrpraxis im Training - wie gesagt auf einem neuen Kurs - knallte Vettel im Qualifying eine perfekte Runde nach der anderen auf den Asphalt und stand für mich überraschend, aber völlig verdient auf der Pole-Position. Im Rennen hat er jeden der zahlreichen Starts sicher gewonnen, keinen Fahrfehler begangen und das Rennen souverän kontrolliert. Der Sieg war gebucht - bis zum unverschuldeten Motorschaden. Zu guter Letzt hat mir die Art und Weise gefallen, wie er danach vor der Presse mit dem Aus umgegangen ist. Klar war er enttäuscht, aber er wirkte nicht so verbissen wie zum Beispiel im vergangenen Jahr nach dem WM-Aus in Brasilien.

Platz 2, Fernando Alonso: Er hat den Sieg geerbt, den er aus eigener Kraft meiner Überzeugung nach nicht mehr hätte erreichen können. Ansonsten hat er seinen Lauf aber fortgesetzt. Seine beiden Runden in Q3 waren so stark, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass beide Red Bull noch schneller fahren können. Sie konnten es zwar doch, aber Alonsos Abstand auf den Rest des Feldes hat gezeigt, wie stark er war. Dass er im Rennen die Schuld für den verpatzten Boxenstopp auf sich genommen hat, indem er zugab, nicht perfekt auf die Halteposition gefahren zu sein, ehrt ihn. Aber viele Minuspunkte bekommt er dafür von mir nicht.

Platz 3, Lewis Hamilton: Mal wieder ein starkes und vor allem fehlerloses Wochenende von Hamilton. Zumindest fast, denn den zweiten Platz, den er durch Alonsos verpatzten Boxenstopp geerbt hatte, hat er doch arg einfach wieder hergegeben, als er in der ersten Kurve zu weit nach außen gerutscht ist. Dazu wurde er noch von Nico Rosberg überholt, was ihm gerade im Regen auch nicht jeden Tag passiert. Für Hamiltons Podestplatz spricht der riesige Abstand zu Teamkollege Jenson Button. Er hatte das offensichtlich schwer zu fahrende Auto um Längen besser im Griff als der Weltmeister. Lustig waren seine Funksprüche während der Fahrt hinter dem Safety-Car. Die Meinung, dass die Bedingungen trotz null Sicht doch eigentlich super waren, hatte er wohl ziemlich exklusiv.

Platz 4, Michael Schumacher: Kaum in Asien, fühlt sich der Altmeister sichtlich pudelwohl. In Japan war er schon stark, jetzt in Südkorea wieder. Vor allem hat er sein altes Gespür für Regen wieder aufblitzen lassen. Sein Auto war von Anfang an auf derartige Verhältnisse getrimmt und von daher im Rennen sehr gut zu beherrschen. Entsprechend gut sah Schumacher bei den Überholmanövern gegen Robert Kubica und Button aus. Einschränkend muss man sagen: Er war wieder im Qualifying langsamer als Rosberg und profitierte im Rennen von den Ausfällen seines Teamkollegen und beider Red-Bull-Piloten.

Platz 5, Nico Rosberg: Da ist Rosberg auch schon. Direkt hinter Schumacher diesmal. Aber nicht, weil er schwächer war. Im Gegenteil, ohne den Crash mit Webber wäre er vielleicht sogar Zweiter geworden. Aber er konnte eben im Rennen so gut wie nichts zeigen. Ein starkes Manöver gegen Hamilton, danach war sein Nachmittag jäh beendet. Rosberg also nur hinter Schumacher, weil mir mit dem Rennen die wichtigste Bewertungsgrundlage fehlt.

Platz 6, Felipe Massa: Ein sehr unspektakuläres Rennen von Massa, was bei dem Chaos, das man bei ihm im Regen schon gesehen hat, eine sehr gute Nachricht ist. Massa machte keine Fehler, konnte aber auch zu keinem Zeitpunkt mit Alonso mithalten. Platz drei klingt besser als es war, denn wie Schumacher profitierte auch Massa von Ausfällen.

Platz 7, Robert Kubica: Der Pole war bis zum Qualifying der große Geheimtipp, weil er im Training sehr gut unterwegs war. Im Gegensatz zu den Top-Teams konnte Renault aber im Qualfiying und Rennen nicht mehr zulegen. So kamen nur Startplatz acht und am Ende ein geerbter fünfter Platz im Rennen heraus. Geärgert haben wird sich Kubica darüber, dass er sich beim ersten fliegenden Start von Schumacher hat überraschen lassen. Alles in allem solide.

Platz 8, Vitantonio Liuzzi: Oft genug hat er in dieser Saison an der Seite von Adrian Sutil enttäuscht, diesmal war er im Rennen klar die Trumpfkarte von Force India. Im Gegensatz zu dem wilden Deutschen machte er im Rennen keine Fehler, hielt sich aus allen Scharmützeln heraus und ließ sich ganz unauffällig von Startplatz 17 auf Rang sechs nach vorne spülen.

Platz 9, Rubens Barrichello: Er hätte im Rennen und im Ranking noch einen Tick besser dastehen können, wären seine Reifen am Ende nicht völlig hinüber gewesen und hätte er sich deswegen nicht gedreht. Dann wäre er nämlich Fünfter geworden. Nichtsdestotrotz gefällt mir seine Saison sehr gut. Barrichello muss wirklich noch nicht aufhören.

Platz 10, Nico Hülkenberg: Ich muss einfach ein Plädoyer für ihn halten, auch wenn ich weiß, dass Williams ihn halten würde, wenn es um den Sport und nicht ums Geld ginge. Denn sportlich hat sich Hülkenberg nach Anlaufschwierigkeiten in seiner Rookie-Saison nicht viel vorzuwerfen. Er fährt nicht spektakulär, aber gut. Das war auch in Südkorea wieder so, bis er wegen eines Reifenplatzers zurückgefallen ist. Immerhin hat er auf frischen Reifen noch einen WM-Punkt gerettet. Glaubt man aktuellen Medienberichten, könnte das alles nichts nutzen. Pastor Maldonado steht in den Startlöchern.

Härtefall 1, Mark Webber: Zum ersten Mal hat er in der Schlussphase der WM einen Fehler gemacht. Er ist im Regen mit zwei Rädern neben die Strecke gekommen und abgeflogen. Die Nerven, sagt man in solchen Situationen schnell, aber im Regen kann so ein Fehler jedem jederzeit passieren. Warten wir ab, wie er sich in Brasilien schlägt. Ich denke unabhängig von den Nerven aber nicht, dass er den Speed hat, um die letzten beiden Rennen zu gewinnen.

Härtefall 2, Jenson Button: Das war es dann mit der Titelverteidigung. Button hätte kaum eindrucksvoller zeigen können, dass er trotz einer grundsätzlich guten Saison letztlich nicht mit den Besten der Besten mithalten kann.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

Meine Punkte für das Korea-Wochenende: