Formel 1: Explosion in der Nähe der Strecke in Saudi-Arabien

SID
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© getty

Jemenitische Huthi-Rebellen griffen mit Drohnen und Raketen an, eine riesige Rauchwolke stand am Himmel und die Sorgen um die Sicherheit beim Großen Preis von Saudi Arabien waren enorm - doch die Formel 1 drehte auch nach der Explosion ihre Runden in Dschidda. Schnellster im Training am Freitag auf dem Stadtkurs am Roten Meer war dann Charles Leclerc im Ferrari vor Weltmeister Max Verstappen (Red Bull), Mercedes-Star Lewis Hamilton konnte das Tempo nicht mitgehen.

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Unter Flutlicht drehte Leclerc, Sieger des Saisonauftaktes, auf dem Jeddah Corniche Circuit mit 1:30,074 Minuten klar die schnellste Runde. Verstappen lag schon über eine Zehntelsekunde zurück, Hamilton als Fünfter sogar knapp eine halbe Sekunde. Mick Schumacher landete in seinem Haas auf Rang 13 (+1,095), Nico Hülkenberg, der im Aston Martin erneut Sebastian Vettel wegen dessen Coronavirus-Infektion vertrat, auf Platz 16 (+1,541).

Doch das Ergebnis interessierte am Freitagabend kaum noch jemanden, zu bedrückend war die Lage nach den Geschehnissen während des ersten Trainings. Denn da hatten Huthi-Rebellen ganz in der Nähe der Strecke in Dschidda eine Ölraffinerie angegriffen. Verstappen sagte am Funk, er könne den Brand riechen, während er fuhr.

"Wir haben mehrere Angriffe mit Drohnen und ballistischen Raketen durchgeführt", teilten die Rebellen in einer Erklärung mit, darunter sei die Anlage in Dschidda gewesen und "wichtige Einrichtungen" in der Hauptstadt Riad. Die Raffinerie liegt weniger als 20 Kilometer entfernt von dem Stadtkurs.

Die Teamchefs und Fahrer trafen sich zu einer Krisensitzung, der Start des zweiten freien Trainings wurde um 15 Minuten nach hinten verschoben. Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali informierte alle Beteiligten bei dem Treffen darüber, dass "das Rennwochenende wie geplant fortgesetzt wird", wie ein Sprecher sagte. Domenicali werde sich "wahrscheinlich am Abend mit den Teamchefs treffen, um alle neuen Informationen zu teilen."

Formel 1: Rennen findet wohl statt

"Es war ein gutes Meeting. Die Fahrer sprechen jetzt im Fahrermeeting, und uns Teamchefs wurde versichert, das wir hier geschützt sind", sagte Mercedes-Boss Toto Wolff bei Sky: "Das ist vermutlich der sicherste Ort, an dem man momentan in Saudi-Arabien sein kann. Darum werden wir fahren."

Nach der ersten Krisensitzung sagte Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko bei Sky: "Wir sind informiert worden, dass vom Jemen eine Drohne losgeschickt wurde. Die Saudis haben ein Abwehrsystem und aus irgendeinem Grund wurde die Drohe nicht abgefangen. Dadurch kam es zu diesem Anschlag."

Die Rennveranstalter hatten zuvor erklärt, dass die Situation genau beoabachtet werde: "Der Zeitplan für das Rennwochenende wird wie geplant fortgesetzt. Die Sicherheit aller unserer Gäste hat weiterhin oberste Priorität und wir freuen uns darauf, die Fans zu einem Wochenende voller erstklassiger Rennen und Unterhaltung begrüßen zu dürfen."

"Der Krieg, die Pandemie, jetzt das"

Verstappen reagierte auf die Situation "etwas lockerer, Perez (Sergio, d. Red.) ist etwas verängstigter", sagte Marko: "Der Krieg, die Pandemie, jetzt das - normal und angenehm ist das nicht mehr." Eine Absage des Rennen forderte der Österreicher aber nicht: "Wenn die Sicherheit gewährleistet ist, sollten wir fahren."

Haas-Teamchef Günther Steiner bei Servus TV: "Uns wurde von der Regierung versichert, dass es sicher ist, hier zu fahren. Ich persönlich fühle mich absolut sicher. Sonst wäre ich nicht hier."

Huthi-Rebellen aus dem Jemen greifen aus dem Nachbarland immer wieder Ziele in Saudi-Arabien an, zuletzt vor einer Woche mit einer Rakete und Drohnen. Dabei wurde auch eine Anlage des Ölkonzerns Aramco in Dschidda getroffen, an einem Öltank brach Feuer aus. Das Staatsfernsehen hatte zudem berichtet, die Luftabwehr habe ein "feindliches Geschoss" über Dschidda abgefangen.

Raketen- und Drohnenangriffe der jemenitischen Miliz sind in der Region keine Seltenheit. Vor knapp zwei Wochen war eine Ölraffinerie in der saudiarabischen Hauptstadt Riad von einer Drohne angegriffen worden. Die Huthis bekannten sich dazu. Die Rebellen greifen häufig Flughäfen und Öleinrichtungen in Saudi-Arabien an, das Land ist einer der größten Ölexporteure der Welt.

Im Jemen herrscht seit 2015 Krieg zwischen den von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi und den vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen. In dem Konflikt wurden nach UN-Angaben bereits rund 380.000 Menschen getötet, Millionen weitere mussten flüchten.