Formel 1 - Sebastian Vettel erkämpft Sieg beim Bahrain-GP: Der Verteidigungsminister

Sebastian Vettel hat nun 49 Siege auf seinem Formel-1-Konto.
© getty

Sebastian Vettel hat mit seinem Sieg beim Großen Preis von Bahrain wieder einmal bewiesen, dass er ein Meister des Verteidigens ist. Auf alten Reifen wies der viermalige Formel-1-Weltmeister Valtteri Bottas und Lewis Hamilton in die Schranken. Vorausgegangen war ein Strategiekrimi zwischen Ferrari und Mercedes.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die Stimmung bei Ferrari war nach dem Rennen getrübt. Die Feierlichkeiten rund um die Siegerehrung ließen sich die Roten zwar nicht nehmen, jubelten Sebastian Vettel zu und ließen sich von Rosenwasser - dem nur wenig beliebten Champagner-Ersatz - bespritzen. Doch in Gedanken war man eigentlich bei Francesco. Dem Mann, der nur wenige Minuten zuvor auf unglückliche Weise von Kimi Räikkönen angefahren und verletzt wurde. "Ein Sieg für Francesco", titelte die Scuderia passenderweise nach dem Bahrain-GP auf ihrer Homepage.

Der Mechaniker liegt mit gebrochenem Bein im Krankenhaus. Dorthin brachten ihn die Sanitäter direkt nach dem Zwischenfall bei Räikkönens zweitem Stopp. Entsprechend dürfte Francesco alles, was nach der schicksalhaften 36. Runde passierte, nur bedingt mitbekommen haben.

Zum Beispiel, wie sich Vettel trotz Uralt-Reifen wacker auf der Spitzenposition hielt und einen Sieg nach Italien brachte, an den er zwischenzeitlich selbst nicht mehr geglaubt hatte. "Zehn Runden vor Schluss sagte ich am Funk, dass ich alles unter Kontrolle hätte. Das war eine Lüge", gestand Vettel auf dem Podium: "Ich dachte nicht, dass ich es schaffen würde. Ich dachte, Valtteri holt mich ein."

Timo Glock: "Unfassbares Strategie-Spiel"

Vettel ging von der Pole aus ins Rennen und bog auch als Erster der Spitzengruppe in die Boxengasse ab. Er holte sich Softreifen. Der Plan: Im Laufe des Rennens noch einmal zum Reifenwechsel kommen und mit einem Schlusssprint den 49. Sieg im 200. Formel-1-Rennen sichern.

Mercedes aber machte den Ferraristi einen Strich durch die Rechnung. Anstatt die rote Strategie zu covern, ging Silber alternative Wege und setzte sowohl bei Bottas als auch bei Hamilton mit neuen Mediums auf ein Einstopp-Rennen. Jetzt war klar: Entweder kommt Vettel wie geplant zum zweiten Stopp und versucht, das Feld von hinten aufzuräumen. Oder aber er bleibt auf der Strecke und probiert, Mercedes trotz älterer und schneller abbauenden Gummis hinter sich zu lassen.

"Da hat sich ein unfassbares Strategie-Spiel durch das gesamte Rennen gezogen", analysierte RTL-Experte Timo Glock: "Jeder dachte: Was macht Ferrari? Wie reagieren sie auf Mercedes?"

Ferrari ging auf "Plan D", wie Vettel über Funk mitgeteilt wurde. "Plan D" - das hieß in dem Fall, draußen zu bleiben. Und zu hoffen, dass es Vettel schaffen würde, die Softs 39 Runden lang bei Laune zu halten. Ein Unterfangen, das bei den Erfahrungswerten aus dem Training eigentlich unrealistisch schien. Da hielten die gelben Pneus nämlich nur 30 Runden durch.

Toto Wolff überrascht von Vettels Reifen

"Eigentlich hatten wir das Rennen schon gewonnen, nachdem wir auf Medium-Reifen hinter Sebastian auf die Strecke zurückgekommen waren. Denn der Abstand war aufholbar", gestand Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff die eigene Fehleinschätzung. In diesem Moment hätte "die Siegchance zu 90 Prozent bei uns" gelegen.

Doch der Softreifen an Vettels Boliden zeigte sich robuster als erwartet. "Vielleicht hätte man zwischendurch ein bisschen mehr Gas geben können", klagte Wolff. In der Tat verpassten es Bottas - und der ohnehin weit zurückliegende Hamilton -, die Lücke auf Vettel frühzeitig zu schließen. Erst in den letzten Runden ging der Finne auf volle Attacke, machte innerhalb von zwölf Runden über acht Sekunden gut und hievte sich schließlich ins DRS-Fenster.

"Diese Reifen waren die letzten zehn Runden hinüber, völlig hinüber, Mamma Mia! Wir hatten Stress und viel Druck", sagte ein ausgelaugter Vettel später. Lediglich 0,699 Sekunden trennten ihn und Bottas bei der Zieleinfahrt. "Unter diesen Bedingungen", frohlockte Vettel, schmecke ein Sieg "noch viel süßer".

Dass er sich an diesem süßen Triumph erfreuen durfte, lag aber nicht nur daran, dass Mercedes offenbar zu spät auf die Tube drückte und Bottas auch wegen eines Verbremsers in der letzten Runde eine ernsthafte Attacke verpasste. Nein, Vettel verdiente sich den zweiten Sieg in Folge dank einer fahrerischen Meisterleistung.

Vettel fährt "wie ein wahrer Champion"

Wie er den Schlussstint absolviert habe, sei ein "Sahnestück" gewesen, lobte Glock: "Das ist seine Erfahrung, in das Auto hineinzuhören und in die Reifen hineinzufühlen. Da keinen Fehler zu machen, hat er unheimlich gut gemacht." Noch mehr lobte Ferrari-Präsident Sergio Marchionne seinen Schützling: "Sebastian ist wie ein wahrer Champion gefahren."

Tatsächlich beweist Vettel immer wieder, dass er unter schwierigen Bedingungen zu Glanzleistungen fähig ist. Selbst wenn ein deutlich schnellerer Mercedes in seinen Rückspiegeln auftaucht, behält er die Nerven, bleibt fehlerlos. Er schafft es, mit so viel Gefühl um die Strecke zu fahren, dass er seine Position in scheinbar unmöglichen Situationen doch noch verteidigt. Hätte Angela Merkel Vettel in ihr Bundeskabinett berufen, er wäre wohl ihr Verteidigungsminister geworden.

Somit kommt es nicht von ungefähr, dass der viermalige Weltmeister nun mit der Maximalausbeute von 50 Punkten die Fahrer-WM anführt. Die Saison ist noch jung, Titel-Prognosen sind unangebracht. Doch sobald Mercedes schwächelt, ist Vettel da - eine Tatsache, die den Tifosi für die nächsten Rennen viel Hoffnung machen dürfte.

Die nächsten Rennen im Formel-1-Kalender:

Grand PrixDatumVorjahressieger (Team)
China15. AprilLewis Hamilton (Mercedes)
Aserbaidschan29. AprilDaniel Ricciardo (Red Bull)
Spanien13. MaiLewis Hamilton (Mercedes)
Monaco27. MaiSebastian Vettel (Ferrari)
Kanada10. JuniLewis Hamilton (Mercedes)
Artikel und Videos zum Thema