Kritik an Tankstopps wächst

Von Adrian Franke
Das Thema Nachtanken erhitzt derzeit die Gemüter
© getty

Die Tankstopps könnten nur wenige Wochen nach ihrer Ankündigungen auch schon wieder abgehakt sein, während Sebastian Vettel gegen Bernie Ecclestone stichelt. Sauber wartet derweil offenbar freiwillig auf den überarbeiteten Antriebsstrang und Jenson Button mahnt zu Geduld. Außerdem: Keine Fahrer-Debatte bei Red Bull und ein Hauptsponsor für Manor-Marussia.

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Front gegen Tankstopps: Noch am 14. Mai hatte die Strategiegruppe das Comeback der Tankstopps ab 2017 als Teil der neuen, attraktiveren Formel 1 gefeiert, nur wenige Wochen später scheint das Thema schon fast wieder vom Tisch. Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, bildete sich beim Treffen der Teamchefs in Montreal am Donnerstagabend eine breite Front gegen die Wiedereinführung der Tankstopps.

Das Hauptargument neben erhöhten Kosten: Die Rennen würden damit nicht spannender werden. So gab es etwa 2010, im ersten Jahr nach Abschaffung der Tankstopps, doppelt so viele Überholmanöver wie im Jahr zuvor. Die Rennen würden mit dem Nachtanken deutlich strategischer und eher in der Box entschieden werden. FIA-Rennleiter Charlie Whiting wird die entsprechenden Daten auch bei der kommenden Sitzung der Strategiegruppe vorbringen. Dann soll es laut der Auto Motor und Sport zu einer erneuten Abstimmung kommen.

Vettel stichelt gegen Ecclestone: F1-Boss Bernie machte auch Sebastian Vettel für das zurückgehende Interesse an der Königsklasse in Deutschland verantwortlich. Der Vizeweltmeister sei nicht gut für das Geschäft, weil er keine Berühmtheit sein wolle. Man würde ihn, so Ecclestone damals, "kaum auf der Straße erkennen." Deutschland sei daher "ein fürchterlicher Markt für die Formel 1".

Das Resultat war in jedem Fall, dass in dieser Saison kein Grand Prix in Deutschland stattfindet. Doch Vettel hatte jetzt einen einfachen Vorschlag parat, um das Interesse wieder anzuheizen. "Bernie könnte ehrlich gesagt viel mehr Tickets verkaufen", so der viermalige Weltmeister bei CBC: "Er könnte sie zum Beispiel günstiger machen."

Wartet Sauber freiwillig? Ferrari will am Wochenende in Kanada mit einem überarbeiteten Antriebsstrang an den Start gehen und hat dafür Token investiert - das Kundenteam Sauber muss aber zunächst warten. Wie Motorsport-Total berichtet, wird Sauber erst in Belgien die neue Version des V6-Turbohybrids erhalten.

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn stellte jetzt aber klar, dass es dabei vielmehr um eine Philosophie-Frage geht und die Verbesserung nicht von Ferrari zurückgehalten wird: "Es hat nichts mit der Finanzierung zu tun. Zunächst einmal geht es darum, wann man den neuen Motor einsetzen will. Wir sind jetzt bei unserem zweiten Motor und sie verwenden ihren dritten. Offensichtlich haben sie eine andere Strategie, denn im Notfall können sie wieder zu einem alten Motor zurückkehren."

Pro Fahrer sind 2015 vier Antriebsstränge erlaubt, Ferrari ist damit schon beim dritten. Nach der Sommerpause im August soll bei Sauber dann zudem ein Updatepaket kommen, bis dato ist Geduld angesagt. "Wir haben hier und da ein bisschen was", so Felipe Nasr: "Wir müssen das Maximum aus dem herausholen, was wir haben. Dann kommt hoffentlich das große Update und verhilft uns zu einem großen Satz nach vorne."

Button: "Müssen Punkt genießen": McLaren-Hondas Comeback-Saison war bislang eher durchwachsener Natur. Jenson Button sorgte in Monaco mit seinem achten Platz für die bislang einzigen Punkte und prompt mahnte er jetzt laut Motorsport-Total, dass es so nicht zwangsläufig weitergehen wird: "Monaco ist nun mal ein besonderes Rennen. Es gibt dort fast nur langsame Kurven."

Weiter forderte Button: "Dass wir dort vier WM-Punkte eingefahren haben, müssen wir genießen. Wir sind es gewohnt, Rennen zu gewinnen, aber derzeit gewinnen wir keine Rennen. Wenn wir jedes Mal, wenn wir nicht gewinnen, Frust schieben, dann werden wir noch eine ganze Zeit lang Trübsal blasen. Unser Hauptziel ist und bleibt der Gewinn der Weltmeisterschaft. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir aber einen Schritt nach dem anderen tun."

Hauptsponsor für Manor-Marussia: Noch im vergangenen Jahr schien Marussia vor dem finanziellen Aus, viele Experten glaubten nicht einmal an die Teilnahme 2015. Doch das Team hat sich sportlich unter anderem mit Ex-Caterham-Chefingenieur Gianluca Pisanello und Ex-Mercedes-Technikchef Bob Bell verstärkt, jetzt gibt es auch finanziell gute Neuigkeiten.

In Montreal wird Manor-Marussia erstmals überhaupt mit einem Hauptsponsor auftreten, die Urlaubs-Website "Airbnb" wird das Team bis zum Saisonende sponsern. "Die Erfolgsgeschichte von Airbnb ist phänomenal. Das Unternehmen hat einen kompletten Industriezweig völlig neu erfunden. Wir sind zwei gleichgesinnte Marken, die sich der Innovation und der Entdeckung verschrieben haben", erklärte Teambesitzer Stephen Fitzpatrick.

Horner beendet Fahrer-Debatte: Nach sechs Saisonrennen findet sich Red Bull lediglich auf dem vierten Rang der Konstrukteurs-Wertung wieder, auch die Piloten Daniel Ricciardo sowie Vettel-Nachfolger Daniil Kwjat gerieten zuletzt in die Kritik. Teamchef Christian Horner stellte jetzt aber in der Gazzetta dello Sport klar: "Wir haben kein Fahrerproblem. Daniel hat 2014 bewiesen, dass er auf Augenhöhe mit Vettel fährt. Selbst wenn Sebastian noch hier wäre, könnten wir derzeit nicht mehr aus unseren Möglichkeiten machen."

Button-Wechselgerüchte nur "Tratsch"? Im vergangenen Winter erhielt Jenson Button bei McLaren einen neuen Vertrag bis einschließlich 2016, dennoch kamen aus Großbritannien zuletzt Wechselgerüchte auf. McLaren plane demnach schon jetzt den Fahrerwechsel, doch daran ist offenbar nichts dran. Ein McLaren-Insider erklärte laut Sky Sports F1 jetzt, dass die Spekulationen lediglich "Tratsch" seien.

Auch Teamboss Ron Dennis stellte klar, dass Ersatzfahrer Kevin Magnussen, entgegen der Gerüchte von der Insel, nicht direkt ins Start-Cockpit rutschen wird: "Ich habe zwei Weltmeister, die zu den Besten gehören, also muss er sich beweisen. Vielleicht heißt das aber, dass ich ihm für ein weiteres Lernjahr in ein anderes Team helfen muss."

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