Wo waren Senna und Co. mit 23?

Von Alexander Mey
Sebastian Vettel ist jüngster, Michael Schumacher fünftjüngster Weltmeister aller Zeiten
© Getty

Sebastian Vettel ist der jüngste Formel-1-Weltmeister aller Zeiten. Wo er mit 23 Jahren ist, kommen die meisten Rennfahrer nie hin. Selbst die größten Legenden hatten erst deutlich später Erfolg. Vettel steht für einen Trend zu immer jüngeren Champions.

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23 Jahre, vier Monate und elf Tage war Sebastian Vettel genau alt, als er am Sonntag in Abu Dhabi als jüngster Formel-1-Weltmeister aller Zeiten über die Ziellinie fuhr. Um fünfeinhalb Monate hat er damit Lewis Hamilton geschlagen, der erst 2008 den Rekord aufgestellt hatte.

Vettel, Webber und die Red-Bull-Bosse im Interview: Mo., 21.05 Uhr bei ServusTV

Die Weltmeister werden immer jünger, das ist der Trend der vergangenen Jahre. Fernando Alonso machte damit den Anfang, dann kam Hamilton und jetzt Vettel. Auch Ausnahmen wie der 28-jährige Kimi Räikkönen oder der 29-jährige Jenson Button können den Trend nicht verwässern.

Rennfahrer kommen immer früher in die Formel 1, sind immer besser ausgebildet und haben deshalb auch immer früher Erfolg. Man schaue sich nur den gerade mal 20 Jahre alten Jaime Alguersuari an, der zuletzt in Abu Dhabi in die Punkte gefahren ist.

Schumacher: "Heute ganz anders vorbereitet als ich"

Der Grund liegt auf der Hand. "Die Jungs werden heute ganz anders vorbereitet als ich zu meiner Zeit", sagt Michael Schumacher und spricht damit Nachwuchsprogramme wie die des ADAC, die Formel BMW oder die Speed Academy der Deutschen Post, die von Timo Glock unterstützt wird, an. Ähnliche Programme gibt es natürlich auch in anderen Ländern.

"Ich habe den Sport durch meine Erfolge in Deutschland salonfähig gemacht. Es ist ein großer Boom entstanden und damit auch die Motivation, Talente zu unterstützen", erklärt Schumacher. "Und zwar nicht nur durch exzellente Technik, sondern auch dabei, die Nachwuchspiloten als Person wachsen zu lassen und auf ihre künftigen Aufgaben vorzubereiten."

Nur Fittipaldi war jünger als Schumacher

Auch wenn Schumachers Vorbereitung nicht ganz so professionell abgelaufen ist wie heutzutage, war er zu seiner Zeit ebenfalls schon sehr früh sehr erfolgreich. Seinen ersten WM-Titel holte er 1994 im Alter von 25 Jahren. Damals war er wegen weniger Tage der zweitjüngste Champion hinter Emerson Fittipaldi.

Um zu demonstrieren, wie viel schneller aktuelle Formel-1-Piloten erfolgreich sind, haben wir einmal nachgeschaut, wo große Legenden aus allen Epochen der Formel 1 in Vettels Alter in ihrer Entwicklung standen.

Juan Manuel Fangio (Weltmeister 1951, 1954, 1955, 1956, 1957)

Als die Formel 1 der Neuzeit 1950 ihre Tore öffnete, war Fangio schon 38 Jahre alt, er hatte demnach nie eine Chance, auch nur annähernd so früh erfolgreich zu sein wie Vettel. Mit 23 Jahren fuhr Fangio in seiner Heimat Argentinien in einem Ford Langstreckenrennen über unbefestigte Pisten. Während des zweiten Weltkrieges wurde er zweimal argentinischer Meister. Bei seinem ersten WM-Titel war Fangio 39 Jahre alt, nur Nino Farina, der erste F-1-Weltmeister, war mit 43 Jahren noch älter.

Niki Lauda (Weltmeister 1975, 1977, 1984)

Lauda war für seine Zeit ein Frühstarter. Im Alter von 22 Jahren debütierte er in der Formel 1, drei Jahre später als Vettel. Im Alter von 23 Jahren kaufte sich Lauda mit Hilfe eines Kredits ein Cockpit bei March.

1975 sicherte sich Lauda dann im Ferrari im Alter von genau 26 Jahren, sieben Monaten und 13 Tagen seinen ersten WM-Titel. Damals war er hinter Fittipaldi (1972: 25 Jahre, neun Monate, 26 Tage) der zweitjüngste Champion aller Zeiten.

Alain Prost (Weltmeister 1985, 1986, 1989, 1993)

Im Alter von 23 Jahren war Prost noch ein ganzes Stück von der Formel 1 entfernt. Er stieg gerade nach dem Gewinn der Renault-Europameisterschaft in die Formel 3 auf. Schon damals wollten ihn einige Formel-1-Teams verpflichten.

Prost stieg dennoch erst 1980 bei McLaren in die Königklasse ein, also im Alter von 25 Jahren. Seinen ersten Titel holte Prost erst, als er schon 30 Jahre alt war.

Ayrton Senna (Weltmeister 1988, 1990, 1991)

Der vielleicht begnadetste Formel-1-Fahrer aller Zeiten war im Alter von 23 Jahren auf dem Sprung in die Formel 1, aber noch nicht angekommen. Er gewann 1983 die britische Formel-3-Meisterschaft in einem engen Kampf gegen Jordan-Teamkollege Martin Brundle. Außerdem siegte er beim Formel-3-Klassiker in Macau.

1984 folgte der Sprung in die Formel 1, wo er für Toleman fuhr. In der Folgezeit gewann er bei Lotus zwar seine ersten Rennen, auf den ersten WM-Titel musste Senna aber warten, bis er 28 Jahre alt war.

 

Michael Schumacher (Weltmeister 1994, 1995, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004)

Das Vorbild von Vettel und nach eigener Aussage auch der Wegbereiter für den Pfad, den der junge Heppenheimer beschreiten konnte. Aber auch Schumachers Karriere verlief vergleichsweise rasant, denn mit 23 Jahren fuhr er seine erste komplette Formel-1-Saison und gewann in Spa genau ein Jahr nach seinem Debüt auch schon sein erstes Rennen.

Den ersten WM-Titel ließ Schumacher zwei Jahre später folgen. Bei seinem Triumph in Adelaide 1994 war er genau 25 Jahre, zehn Monate und zehn Tage alt.

Mika Häkkinen (Weltmeister 1998, 1999)

Häkkinen debütierte wie Schumacher schon mit 22 Jahren in der Formel 1. 1991 heuerte er bei Lotus an. 1992 kam der nun 23-Jährige mit zwei vierten Plätzen auf Platz acht in der Fahrerwertung und wechselte nach der Saison zu McLaren.

Dort stellte sich erst richtiger Erfolg ein, als Star-Designer Adrian Newey zum Team stieß und 1997 den Silberpfeil wiederbelebte. Ein Jahr später war Häkkinen Weltmeister, gut einen Monat nach seinem 30. Geburtstag.

Fernando Alonso (Weltmeister 2005, 2006)

Willkommen in der Neuzeit der jungen Wilden. Alonso kam schon mit 19 Jahren zu seinem ersten Formel-1-Einsatz, als er 2001 für Minardi fuhr. Sogar noch vier Monate früher als Vettel. Bei seinem ersten Sieg in Ungarn 2003 war Alonso 22 Jahre alt.

Im Alter von 23 Jahren erlebte Alonso gerade eine durchwachsene Saison bei Renault, in der er bei vier Podestplätzen und einer Pole-Position sieglos blieb. 2005 holte er dann aber im Alter von 24 Jahren, zwei Monaten und 17 Tagen seinen ersten Titel. Damals Rekord.

Lewis Hamilton (Weltmeister 2008)

Vor Vettel war er mit 23 Jahren, neun Monaten und 26 Tagen der jüngste Champion aller Zeiten. Er könnte es aber immer noch sein, wenn er gleich in seiner ersten Saison den Titel nicht in den letzten Rennen noch verspielt hätte.

Hamilton hatte 2007 die große Chance, schon als 22-Jähriger Weltmeister zu werden. Damit hätte er Vettel deutlich geschlagen.

Kommentar: Vettel ist ein verdienter Weltmeister

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