Piquet Jr. bestätigt Unfall-Skandal

SID
Stein des Anstoßes: Dieser Unfall von Nelson Piquet beim Singapur-GP 2008
© xpb

Nelson Piquet jr. hat offenbar in Bezug auf den umstrittenen Unfall beim GP von Singapur 2008 Absicht eingeräumt und damit seinen ehemaligen Arbeitgeber schwer belastet.

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Nelson Piquet Jr. hat seinen ehemaligen Formel-1-Arbeitgeber Renault und dessen Teamchef Flavio Briatore in einem Brief an den Automobil-Weltverband FIA, der SPOX in einer Kopie vorliegt, schwer belastet.

In einem Dreier-Treffen wenige Stunden vor dem Start des Singapur-Grand-Prix im September 2008 habe er von Briatore und Chefingenieur Pat Symonds die Order erhalten, in der 13. oder 14. Runde nach dem ersten Boxenstopp seines Teamkollegen Fernando Alonso in Kurve 17 absichtlich einen Unfall zu bauen, schrieb Piquet an die FIA.

Piquet selbst soll Crash-Idee gehabt haben

Das berichtet "Autosport". Die FIA sei bereits am 26. Juli von Nelson Piquet Jr. über die Ereignisse von Singapur informiert worden. An dem Tag fuhr er in Budapest sein letztes Rennen für Renault, bevor er wegen enttäuschender Resultate vor die Tür gesetzt wurde.

Briatore und Symonds haben das Treffen in einer schriftlichen Stellungnahme mittlerweile bestätigt, den Behauptungen Piquets allerdings nachdrücklich widersprochen. Demnach sei der Vorschlag, mit einem Crash eine Safety-Car-Phase zu provozieren und damit Alonsos Siegchancen entscheidend zu verbessern, von Piquet selbst gekommen.

Flavio, das Piquet-Opfer?

Briatore und Symonds wollen das energisch abgelehnt haben, geben aber immerhin indirekt zu, dass es sich definitiv um einen absichtlich herbeigeführten Unfall gehandelt hat. Er sei das Opfer einer Erpressung durch die Piquet-Familie und wolle sich bis zur Anhörung vor dem World Motor Sport Council der FIA nicht mehr zu der Angelegenheit äußern, ließ Briatore wissen.

Tatsache ist, dass Nelson Piquet, der Sohn des gleichnamigen dreimaligen Formel-1-Weltmeisters, in der 15. Runde des Nachtrennens von Singapur in Kurve 17 genau in dem Moment in die Mauer fuhr, als Alonso frisch aufgetankt aus der Boxengasse kam.

Alonso ahnungslos

Der Spanier war als einziger Pilot vor der Safety-Car-Phase zum Nachtanken in die Box gefahren, dieser Vorteil verhalf ihm letztlich zum Sieg.

Von einer Inszenierung will Alonso selbst nichts wissen: "Ich bin sehr überrascht und ich kann mir nicht mal vorstellen, dass so etwas passiert. Das ist einfach unglaublich."

Belastende Telemetrie-Daten

Erhärtet wird Piquets Vorwurf durch die Tatsache, dass Kurve 17 in Singapur eine der wenigen Stellen ist, an der kein Kran steht, um manövrierunfähige Autos möglichst schnell aus dem Weg zu räumen.

Eine Safety-Car-Phase ist somit garantiert. Die Auswertung der Telemetrie-Daten von Piquets Renault durch die FIA ergab außerdem, dass der Brasilianer an der Unfallstelle, wo die Hinterräder des Renault in jeder Runde kurzfristig Grip verloren, eigentlich kurz hätte vom Gas gehen müssen, stattdessen aber beschleunigte.

Milde Strafe nach Reifen-Skandal

Erst vor wenigen Wochen hatte Renault vor dem Berufungsgericht der FIA eine Umwandlung einer Sperre für ein Rennen in eine Geldstrafe erreicht. In Budapest hatte das Team Alonso nach einem Boxenstopp losfahren lassen, obwohl man wusste, dass es ein Problem an einem Vorderrad gab.

Ende 2007 stand der Rennstall um Teamchef Flavio Briatore unter Spionage-Verdacht, blieb aber im Gegensatz zum Konkurrenten McLaren-Mercedes (72 Millionen Euro Strafe) straffrei.

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