"Formel 1 ist kein Sport"

Von Alexander Mey
Indiens Fans haben mehr Spaß an der Formel 1 als die Regierung
© Getty

Seit Jahren gilt Indien als heißer Anwärter auf die Austragung eines Formel-1-Rennens. Bernie Ecclestone will sich die Plattform vor mehr als einer Milliarde Menschen in einem Schwellenland auf keinen Fall entgehen lassen. Aber will Indien überhaupt ein Formel-1-Rennen? Die Regierung auf jeden Fall nicht.

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Die indische Regierung mag Sport. Sie mag Sport sogar so sehr, dass sie gerne Geld dafür ausgibt. Nur für die Formel 1 nicht. Das Sportministerium verweigerte den Organisatoren des für 2011 geplanten Indien-GP eine wichtige Zahlung. Begründung: "Formel 1 ist kein Sport."

Ein Schlag ins Gesicht. Natürlich für die Firma JPSK Sports, die den Grand Prix finanziell stemmen muss. Aber auch für jeden aktiven in der Formel 1, der sich im Training und im Rennen abrackert und dann so wenig Anerkennung dafür erntet.

Als Beleg für die Geringschätzung dient die Begründung, mit der das Ministerium jegliche Zahlungen abgelehnt hat: "Formel 1 ist auch Unterhaltung, aber in erster Linie eine kommerzielle Initiative. Das gleiche Geld kann für andere Sportarten ausgegeben werden, die für die Gesamtbevölkerung relevanter sind."

Schwerer Rückschlag für Ecclestone

Was für ein Rückschlag für Ecclestone, der sich schon in Europa mit Zahlungsverweigerern wie Großbritannien und Deutschland herumärgern muss! Auf Asien konnte er sich bei seinen horrenden Forderungen bisher immer verlassen. China, Malaysia, Japan, Singapur, Abu Dhabi, Bahrain und bald Südkorea: Sie alle zahlen die aberwitzigsten Austragungsgebühren - nur Indien macht nicht mit.

"Wir bauen eine Strecke,  auf der ein Formel-1-Rennen stattfinden könnte. Aber man könnte sie auch für andere Zwecke nutzen, ein Motorradrennen zu Beispiel", ruderte JPSK-Chef Sameer Gaur bereits zurück.

Prestige-Objekt stark gefährdet

Sollte sich nicht noch eine andere kaum versiegende Geldquelle auftun, dann steht der Indien-GP auf der Kippe. Wenn er 2011 im Kalender stehen soll, müssen die Bauarbeiten schleunigst Fahrt aufnehmen.

Wenn nicht, dann muss Ecclestone zumindest vorerst auf eines seiner größten Prestige-Objekte verzichten.

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